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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 21.02.12, 19:09     Betreff: Re: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012

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WZ vom 21.02.2012:



Kohlekraft im Land vor dem Ende?

Zwei von drei Steinkohlekraftwerken stehen am Schluss ihrer Laufzeit / Pläne für Neubauten liegen auf Eis

Flensburg/Brunsbüttel

Bis 2020 will die Bundesregierung die Kohlendioxid-Emissionen
um 40 Prozent verringern. Gleichzeitig soll bis dahin vollständig auf
Strom aus deutschen Kernkraftwerken verzichtet werden. Sorgt das für ein
Revival der Kohlekraft? Den einen gilt sie als Retter in der Not, weil
sie leistungsfähig und inzwischen auch flexibel genug ist, um den
Atomstrom zu ersetzen und die Netzstabilität sicherzustellen. Andere
halten sie für eine veraltete, schmutzige Energiequelle, die rund ein
Drittel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verursacht und daher abgeschafft werden sollte.


Schleswig-Holstein hat sich für die erste
Sichtweise entschieden. So geht es aus dem Energiekonzept der
Landesregierung hervor und so formuliert es auch Energie-Staatssekretärin
Tamara Zieschang: „Angesichts der unvermeidbaren Fluktuation der
erneuerbaren Energien sind zur Sicherung der Netzstabilität
mittelfristig weiterhin fossile Kraftwerkskapazitäten erforderlich.“


Mit Steinkohle wurden im Jahr 2009 in Schleswig-Holstein
3 640 495 Megawattstunden Strom erzeugt. Das waren knapp 16 Prozent der
Nettostromerzeugung, wie die aktuelle Energiebilanz des Statistischen
Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein
ausweist. Zum Vergleich: Die Kernenergie trug 51 Prozent und die
erneuerbaren Energien 28 Prozent bei. Auch weil die Kohlekraft nur auf
Rang drei der Energiequellen steht, liegt der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß in Schleswig-Holstein
um 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Umweltschützer befürchten
jedoch, dass diese gute Bilanz zunichte gemacht wird, denn noch vor
einigen Monaten schien der Ausbau der Kohlekraft im Norden nur noch eine
Frage der Zeit.


In Brunsbüttel waren sogar vier neue Kraftwerke geplant. Zur Zeit
liegen die Projekte jedoch auf Eis, eines ist bereits ganz abgesagt
worden. Der Grund: Die Unsicherheit. „Die Bundesregierung wechselt ihr
Konzept einfach zu oft“, sagt die Geschäftsführerin der Süd-West-Strom-Kraftwerk
GmbH (SWS), Bettina Morlok. Die SWS begann im Jahr 2007 in Brunsbüttel
ein großes Steinkohlekraftwerk mit einer Gesamtleistung von 1740
Megawatt (MW) zu planen. Zum Vergleich: das Kernkraftwerk Brunsbüttel
hatte nur eine Nettoleistung von 771 MW. Doch obwohl alle Genehmigungen
vorliegen, sieht die SWS momentan vom Bau des Kraftwerks ab. „Die
Wirtschaftlichkeit ist derzeit nicht gegeben“, sagt Bettina Morlok. Es
sei noch schwieriger als sonst, die Strompreise zu prognostizieren.


Einerseits erwägt die Bundesregierung, der Kohlekraft sogar Zuschüsse
aus dem Energie- und Klimafonds zukommen zu lassen. Andererseits wird
es in Zukunft wohl so sein, dass die Nutzungsstunden konventioneller
Kraftwerke nur dann bezahlt werden, wenn gleichzeitig keine
regenerativen Energien zur Verfügung stehen, sprich wenn der Wind nicht
weht. Unter dieser Bedingung wäre das große Steinkohlekraftwerk nicht
rentabel. Es sei denn, eben dieser Strom, der in Zeiten des Wind-Strom-Mangels
verlässlich von der Kohlekraft geliefert werden kann, wird so großzügig
vergütet, dass es sich lohnt, nur zu diesen Zeiten Strom zu
produzieren. Welches dieser Szenarien eintreten wird, kann momentan
niemand sagen. Und deswegen hat auch die Firmengruppe GETEC, die ein 800
MW Gemeinschafts-Steinkohlekraftwerk auf dem Gelände des Bayer-Industrieparks Brunsbüttel errichten wollte, ihre Planungen erst einmal auf den Status „Abwarten“ gesetzt.


Gas statt Kohle

Während die neuen Kohlekraftwerke auf der Kippe stehen, sind die
alteingesessenen Energieerzeuger in Kiel, Flensburg und Wedel mit einer
Leistung von 323, 177 und 260 Megawatt weiterhin am Netz. Allerdings
zeichnet sich eine Umstellung ab. Die Laufzeit des Kieler
Gemeinschaftskraftwerks ist bis 2015 bemessen, das Heizkraftwerk in
Wedel wird im Winter 2016/2017 komplett abgeschaltet. An beiden Orten
laufen die Planungen für gasbetriebene Anlagen. In Flensburg werden die
Stadtwerke 2016 in einem ersten Schritt zwei ältere Kessel durch Gas-Dampf-Turbinen ersetzen und streben an, bis zum Jahr 2050 komplett CO2- neutral zu produzieren.


Da liegt die Frage nahe, ob der Nicht-Bau
neuer und die Abschaltung alter Kohlekraftwerke bei gleichzeitigem
Atomausstieg eine Gefahr für die Stromversorgung in Schleswig-Holstein
bedeuten. Aus dem Wirtschaftsministerium kommt diesbezüglich
Entwarnung: Erstens wird mit einer steigenden Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien gerechnet, zweitens verbraucht das Land längst
nicht die gesamte erzeugte elektrische Energie selbst. Lediglich der
Stromexport könnte geschmälert werden.


Im Ergebnis bleibt: Obwohl die Kohlekraft politisch als
Übergangslösung gewollt ist und viele Investoren in den Startlöchern
standen, könnte Schleswig-Holstein in den
kommenden Jahren zu einem nahezu kohlekraftfreien Land werden. Schlecht
für diejenigen, die in diese Energieform investiert haben. Gut für
Umweltschützer, wie die Bürgerinitiative Gesundheit und Umweltschutz in
Brunsbüttel, die in Anbetracht der abgewendeten Feinstaub- und
Schwermetallbelastung frohlocken. Es sei denn, es kommt doch noch alles
anders...


Kerstine Appunn

Der dritte Teil der Serie erscheint am 28. Februar und beschäftigt sich mit der Solar-Energie.







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