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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 13.03.12, 20:35     Betreff: Re: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012

Kärcher 1.512-227.0 Dampfreiniger S...
WZ vom 13.03.2012:

Im letzten Teil: Die Biogas-Branche und die kontroversen Diskussionen, die darüber geführt werden.



Biogas-Blase droht zu platzen

Gesetz knüpft Förderung von Neu-Anlagen an härtere Auflagen/ Politische Forderung nach Quoten für Maisanbau im Norden

Kiel

Sie spalten ganze Gemeinden. Sie beschäftigen die Gerichte. An vielen Orten, an denen Landwirte Biogas-Anlagen
bauen wollen, regt sich Widerstand. Kollegen sorgen sich um
Bodenpreise, Anwohner protestieren gegen den Gestank, und nicht nur
Naturschützer fürchten eine „Vermaisung“ der Landschaft. So wollen die
schleswig-holsteinischen Grünen bei einer
Regierungsbeteiligung nach der Landtagswahl den Kreisen die Möglichkeit
einräumen, Quoten für den Maisanbau festzulegen und die Errichtung neuer
Biogasanlagen zu verbieten.


Der seit knapp zehn Jahren zu beobachtende Anlagenboom hat nicht nur
das Gesicht der deutschen Landwirtschaft verändert. Nachwachsende
Rohstoffe sollten für saubere Energie sorgen. Doch selbst einst glühende
Befürworter des von der rot-grünen
Bundesregierung eingeleiteten Kurses sind längst ins Lager der Kritiker
gewechselt. Die Folgen der regierungsamtlichen Biogas-Propaganda sind offenkundig. Zwischen 2003 und 2011 hat sich die Maisanbaufläche in Schleswig-Holstein
auf 194 000 Hektar verdoppelt. Allein im vergangenen Jahr kamen knapp
19 000 Hektar dazu. Etwa die Hälfte wird zu Energie vergoren, der Rest
verfüttert.


Um Flächen für Mais frei zu machen, wurde in großem Umfang Grünland
umbrochen – mit negativen Folgen etwa für Wiesenvögel. Versuche des
Landes, den Grünlandumbruch zunächst mit Förderprogrammen, später mit
restriktiven Erlassen auszuhebeln, stießen beim Bauernverband auf
massiven Widerstand. Und mit dem Fachverband Biogas beharrt der
Bauernverband darauf, dass auf dem Weg zur Energiewende auf Maisanbau
nicht verzichtet werden könne. Die Landwirte erfüllten lediglich
politische Vorgaben im Kontext der proklamierten Energiewende.


„Mit mehr als einem Viertel, regional sogar bis 60 Prozent Maisanteil in einigen Regionen Schleswig-Holsteins, ist das verträgliche Maß überschritten“, urteilt der Grünen-Agrarexperte im Landtag, Bernd Voß.


Anlagen galten lange als
Investment ohne Risiken

Um die Vermaisung der Landschaft zu stoppen, verständigten sich
Agrarverbände und Landesregierung 2011 auf einen Katalog freiwilliger
Empfehlungen. Doch die werden, „so sinnvoll sie auch sind, überhaupt
nichts bringen“, ist sich Voß sicher. Nötig seien verbindliche Grenzen
für Monokulturen. Die aber sind nicht zu erwarten.


Biogasanlagen funktionieren ähnlich wie die Verdauung einer Kuh. Wenn
organische Stoffe mit Hilfe spezieller Bakterien vergären, wird
methanhaltiges Gas frei. Damit können Strom und Wärme erzeugt werden.
420 Anlagen mit zusammen 182,2 Megawatt elektrischer Leistung gibt es
landesweit bisher. Nicht nur Mais können die Meiler vergären, auch
Gülle, Stallmist oder Nahrungsmittelreste sind als „Futter“ möglich.


Allein: Die allermeisten Anlagen laufen mit Mais – nicht nur, weil
die Energieausbeute hier höher ist als bei anderen Stoffen; Kritiker
prangern vor allem falsche Förderanreize für Strom aus Biomasse an. So
hat das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) Strom
aus Biogas bis Ende 2011 mit umgerechnet 3000 Euro je Hektar gefördert.
Das ist nach Berechnungen der Umweltorganisation WWF fast das Zehnfache
dessen, was Bauern sonst pro Hektar durchschnittlich an EU-Förderungen erhalten.


Die Folge: Investoren pachten oder kaufen in großem Stil Ackerflächen und bauen Energie-Mais an. Für sie ist es ein äußerst lukratives Geschäft, das die Pachtpreise in die Höhe treibt und ganze Landstriche in Mais-Monokulturen verwandelt hat.


Der Betrieb einer Biogasanlage, die bis Ende 2011 gebaut worden ist,
ist ein Investment ohne große finanzielle Risiken. Der Agrarstrom bringt
dem Betreiber eine Grundvergütung von 9,18 Cent je Kilowattstunde. Dazu
kommen ein Bonus etwa für die Verwertung nachwachsender Rohstoffe von
sieben Cent je Kilowattstunde sowie diverse weitere Boni – etwa wenn die
Anlage auch verwertbare Wärme produziert. Ein Bioreaktor mit einer
Leistung von 200 Kilowattstunden „erbrütet“ damit bei 8000
Betriebsstunden im Jahr einen Umsatz von bis zu 320 000 Euro. Dagegen
stehen Rohstoffkosten von rund 120 000 und Investitionen von gut einer
Million Euro.


Wie viele Bio-Reaktoren noch im Bau oder
beantragt sind, weiß auch das Kieler Landwirtschaftsministerium nicht.
Zuständig dafür sind die Baubehörden der Kreise. Die aber können Anträge
oft nur abnicken. Nach dem Baugesetz sind Biogasanlagen „privilegierte“
Vorhaben. Da hilft es auch nichts, wenn sich eine Gemeindevertretung
und das halbe Dorf gegen den Bau aussprechen, nicht zuletzt weil sie um
die Ruhe im Dorf und einen Wertverlust ihrer Immobilien fürchten.


Ein weiterer Zuwachs an Maisflächen zwischen Nord- und Ostsee dürfte
gleichwohl erst einmal ausgebremst werden, so die Einschätzung vieler
Experten. Grund ist, dass in diesem Jahr ein neues EEG in Kraft getreten
ist, das das Geschäft mit Biogas-Anlagen unterm
Strich nicht mehr ganz so einfach und auch nicht mehr für alle so
lukrativ machen dürfte. Statt einer gibt es nun unterschiedliche
Grundvergütungen, die sich nach der Größe der Anlage richten. Für eine
500 Kilowatt-Anlage sind es 12,3 Cent je
Kilowattstunde. Hinzu kommen in der Regel sechs bis acht Cent je
Kilowattstunde, je nachdem, womit die Anlage „gefüttert“ wird. Eine
einschneidende Neuerung ist zudem, dass nur noch bis zu 60 Prozent Mais
und Getreide in die Biogas-Anlagen kommen dürfen. Und: Anlagen-Betreiber
müssen dafür sorgen, dass 60 Prozent der anfallenden Wärme genutzt
wird. Diese ganzen Änderungen gelten allerdings nur für Anlagen, die
erst in diesem Jahr in Betrieb genommen werden.
Peter Höver






[editiert: 13.03.12, 20:37 von Claudia]
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