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Film über den Widerstand gegen Atomkraft. WZ vom 22.03.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 22.03.12, 23:07  Betreff: Film über den Widerstand gegen Atomkraft. WZ vom 22.03.2012  drucken  weiterempfehlen



Wenn die Angst zum Alltag wird

„Das Ding am Deich“: Antje Hubert präsentiert ihren Film über den Widerstand gegen Atomkraft auf dem Festival Augenweide in Kiel

Kiel/Brokdorf

Sein Traum von einer heilen Welt ist zerstört. Das wird dem
Milchbauer Ali Reimers jeden Morgen klar, wenn er aus dem Fenster
schaut. Das Atomkraftwerk Brokdorf in der Nähe seines Hofes ist
schlichtweg nicht zu übersehen. Als junger Mann kämpfte er an der Seite
anderer Dorfbewohner und tausender Umweltaktivisten gegen den Bau und
die Inbetriebnahme des Meilers an der Elbe. Nun scheint es so, als hätte
er resigniert. „Das Ding steht da und wir haben versagt, es zu
verhindern.“


Dies hat Reimers der Filmemacherin Antje Hubert erzählt. Die
Hamburgerin hat viel Zeit in persönliche Gespräche mit den Anwohnern des
Atomkraftwerks investiert und einen Film über das Leben mit der
ständigen Gefahr gedreht. „Das Ding am Deich“ feiert am Sonntag, 25.
März, auf dem heute beginnenden Filmfestival Augenweide in Kiel seine
Schleswig-Holstein-Premiere.


Das Thema Atomkraft, das Antje Hubert in ihrem Film behandelt,
gewinnt nur hin und wieder in den Medien Aktualität. Wenn zum Beispiel
Demonstrationen stattfinden oder verrostete Fässer mit Atommüll gefunden
werden wie in Brunsbüttel. Doch für die Nachbarn eines Meilers ist es
seit fast vier Jahrzehnten ein Dauerthema. Deutlich wird das dem
Zuschauer an einer Szene, in der fünf Männer bei Schnee vor dem Tor des
Atomkraftwerks um eine Kerze stehen und singen. An jedem sechsten Tag im
Monat treffen sie sich hier um 14 Uhr, um ihr Missfallen auszudrücken –
und das seit 1986. Damals ging das Kraftwerk ans Netz, wenige Monate
nach dem Super-Gau von Tschernobyl.


Szenen wie diese hat Antje Hubert gemeinsam mit ihrer Kamerafrau
Barbara Metzlaff beobachtet und aufgenommen. Zusammen mit den Interviews
der Zeitzeugen und alten Aufnahmen der Protestaktionen auf den Feldern
der Wilstermarsch ist eine ergreifende und informative Dokumentation
entstanden.


Zu Wort kommen dabei nicht nur Atomkraftgegner. Der damalige
Bürgermeister von Brokdorf, Eggert Block, verteidigt das Kraftwerk, das
Steuereinnahmen beschert, auch heute noch. „Kann man doch nicht ablehnen
so etwas“, sagt der Politiker. Es brachte „wunderschöne Arbeitsplätze“
in eine wirtschaftlich schwache Region. Sagt er und schluckt.


Der heutige Bürgermeister der Nachbargemeinde Wewelsfleth, Ingo
Karstens, kämpft dagegen während des Interviews mit den Tränen. Er
glaubt an ein verstärktes Aufkommen von Krebserkrankungen in der
Bevölkerung, die nahe des Kraftwerks wohnt. Beweisen konnte er es noch
nicht. „Ich gebe nicht eher Ruhe, bis ich weiß woher das kommt“, sagt
Karstens, dessen Frau an Krebs gestorben ist.


Für ihren einfühlsamen Umgang mit Protagonisten wie Karstens erhielt Antje Hubert auf dem Max-Ophüls-Festival im Januar den DEFA-Förderpreis.
In der Begründung der Jury heißt es: „Die Regisseurin zeichnet sensibel
und hoch emotional ein Stück Lebensweg, der durch den beharrlichen
Kampf um Demokratie und Mitbestimmung geprägt ist. Die kontinuierliche
Dokumentation über diesen langen Zeitraum sowie die Fülle an
Archivmaterial und Zeitzeugengesprächen machen den Film zu einem in
dieser Art einmaligen Zeitzeugendokument der jüngeren deutschen
Geschichte.“


Das liegt auch daran, dass Antje Hubert die Laufzeitverlängerung, die Fukushima-Katastrophe
und den Start der Energiewende dokumentiert. Der Atomausstieg bis 2022
ist beschlossen. Vielleicht kann Ali Reimers wieder an seinen Traum von
einer heilen Welt glauben. Allerdings geht es ihm noch nicht schnell
genug: „Da kann noch ‘ne Menge passieren.“
Sven Bohde



Filmfest Augenweide 2012 
Von heute bis Sonntag, 25. März, findet in Kiel das 16. Filmfest Schleswig-Holstein
– Augenweide statt. Im Kommunalen Kino in der Pumpe (Haßstraße 22)
werden insgesamt 21 Filme gezeigt. Das Festival legt den Fokus in diesem
Jahr auf kleine Formate und Dokumentarfilme. „Dies ist die Stärke des
Filmschaffens in Schleswig-Holstein“, erklärt Kulturminister Ekkehard Klug. Informationen sind unter www.infomedia-sh.de zu finden.










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