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Interview: "Die Energiewende kann gelingen." WZ vom 05.06.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 05.06.12, 21:46  Betreff: Interview: "Die Energiewende kann gelingen." WZ vom 05.06.2012  drucken  weiterempfehlen

„Die Energiewende kann gelingen"

Thomas König, Aufsichtsratschef bei E.ON Hanse
und Vorstandsmitglied der E.ON Energie, über den Netzausbau und
steigende Strompreise.

Herr Dr. König, nicht nur die Politik stellt
sich mit einem neuen Umweltminister neu auf, um die Energiewende zu
schaffen. Auch E.ON steuert um. Die vier Regionalversorger – darunter die
E.ON Hanse AG – sollen verstärkt den Ausbau der Netze und die dezentrale
Stromerzeugung in die Hand nehmen. Warum diese Neuausrichtung?


Die regionalen Energieversorger werden aus unserer Sicht bei der
Energiewende eine ganz entscheidende Rolle spielen – und zwar aus zwei
Gründen. Die Energiewende findet sehr viel kleinteiliger statt, als
vielfach in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und sie findet vor Ort
statt. Das gilt sowohl für die Verteilnetze als auch für die
Stromerzeugung. In beiden Bereichen sind unsere Regionalversorger –
darunter E.ON Hanse – besonders stark. Diese Stärken werden wir ausbauen,
um die Energiewende zu schaffen.

Bisher heißt es
in der Debatte um den Netzausbau, dass vor allem die so genannten
Stromautobahnen für die Energiewende entscheidend sind. Ist dieser Blick
falsch?


Nein, aber das eine schließt das andere nicht aus. Wir brauchen in
jedem Fall die Stromautobahnen, um zum Beispiel den Windstrom vom Norden
in die Verbrauchszentren im Süden zu bringen. Aber das allein reicht
nicht. Hinzu kommen muss der Ausbau der regionalen Verteilnetze, damit
der dezentral erzeugte Strom aus vielen kleinen Anlagen abtransportiert
wird. Bisher haben wir vor allem die Stromversorgung zu den Kunden hin
im Blick gehabt. Jetzt geht es auch um den Abtransport des Stroms. Dabei
ist der Stromkunde manchmal auch zugleich Stromproduzent; denken Sie an
den Hausbesitzer mit der Solaranlage auf dem Dach.

Für
den Ausbau der Stromautobahnen werden Investitionen von 20 Milliarden
Euro genannt. Wie teuer wird der Ausbau der regionalen und lokalen
Verteilnetze?

Belastbare Zahlen gibt es noch nicht. Die Deutsche
Netzagentur erstellt dazu gerade eine Studie. Wir gehen davon aus, dass
zu den genannten 20 Milliarden Euro für den Ausbau der Übertragungsnetze
noch einmal Investitionen in ähnlicher Höhe auf die
Verteilnetzbetreiber in Deutschland zukommen werden.


Können die Regionalversorger diese Investitionen stemmen?


Die Regionalversorger stehen auf jeden Fall vor einem Kraftakt. Wir
gehen bei E.ON davon aus, dass wir rund 40 Prozent mehr in unsere
Verteilnetze investieren müssen als vor der Energiewende. Um diese
Summen zu stemmen, müssen die regulatorischen Bedingungen im Netzbereich
verbessert werden. Die Spanne zwischen der Investition und dem
Zeitpunkt, wo erstmals Geld an den Investor fließt, muss verkürzt
werden. Hier muss die Bundesnetzagentur bessere Rahmenbedingungen
schaffen.

Was bedeuten diese Investitionen für den Kunden? Wird der Strompreis weiter steigen?


Vermutlich ja. Der Ausbau der dezentralen Stromerzeugung und der
damit notwendige Ausbau sowohl der Übertragungsnetze als auch der
Verteilnetze werden dazu führen, dass die Netznutzungsentgelte und damit
auch die Strompreise tendenziell steigen.

Aus der
Politik sind vereinzelt Rufe nach einer Verstaatlichung der Stromnetze
zu hören. Ist das die Ultima Ratio der Energiewende?


Ich bin fest davon überzeugt, dass eine wettbewerbliche Organisation
des Netzgeschäftes unter den Rahmenbedingungen der Bundesnetzagentur der
richtige Weg ist – auch im Interesse der Verbraucher. Die Zukunft liegt
nicht in einer Verstaatlichung der Netze, sondern im Modell der
Schleswig-Holstein Netz AG, das die E.ON Hanse mit 190 Kommunen in Schleswig-Holstein
auf den Weg gebracht hat. Die Regionalversorgungsunternehmen können die
Energiewende am besten gemeinsam mit den kommunalen Partnern stemmen.

Ist das ein Bekenntnis zum Schulterschluss mit den Kommunen?


Ja, dies ist ein klares Bekenntnis zu einem noch engeren
Schulterschluss mit unseren kommunalen Partnern. Wir sind offen für eine
Stärkung der Rolle der kommunalen Mitaktionäre, zum Beispiel durch eine
Aufstockung kommunaler Beteiligungen an bestehenden Geschäften oder
lokale Beteiligungsmodelle bei der Entwicklung neuer Aktivitäten.

Aber
die Verteilnetze werden immer stärker zerstückelt, weil kommunale
Versorger ins Netzgeschäft einsteigen. Erschwert das den
Schulterschluss?


Die Zerstückelung der Netze trägt jedenfalls nicht zu einer erhöhten
Stabilität und Versorgungssicherheit bei. Sie ist weder effizient, noch
trägt sie zur Gerechtigkeit bei. Die Netznutzungsentgelte werden sich
auseinander entwickeln. In den Ballungsgebieten sind sie tendenziell
niedriger. Wer dagegen auf dem Lande lebt, muss mehr bezahlen. Damit
nimmt die Stadt-Land-Solidarität ab, und vergleichbare Lebensverhältnisse wird es nicht mehr geben.

Kann die Energiewende gelingen – und sind dann die Strompreise in Deutschland gegenüber den Nachbarländern noch konkurrenzfähig?


Die Energiewende kann gelingen – aber sie ist eine Herkulesaufgabe,
die uns Jahrzehnte beschäftigen wird. Energiewende ist mehr, als der
Kernenergieausstieg in Deutschland. Wir werden unseren Beitrag dazu
leisten. Aber es sind noch viele Fragen offen. Allerdings – und das
sprechen Sie ja mit Ihrer Frage an – wird die Energiewende Geld kosten.
Es werden zusätzliche Belastungen auf die Stromverbraucher zukommen. Wie
sich die Preise dann im europäischen Vergleich darstellen, ist
abzuwarten. Es ist ja nicht auszuschließen, dass andere Länder dem
deutschen Beispiel folgen werden.

Es heißt, dass die Stromnetze in Deutschland im vergangenen Winter schon mal kurz vor dem Blackout standen. Stimmt das?


Es gab mehrfach kritische Situationen im Netz und wir hatten großes
Glück, dass der Winter vergleichsweise mild verlief, die Nachfrage
relativ schwach war und gleichzeitig viel Wind wehte und die Sonne
schien. Dies zeigt, dass die Energiewende noch lange nicht umgesetzt
ist. Wir müssen uns noch auf die eine und andere kritische Situation
gefasst machen. Darauf hat auch die Deutsche Netzagentur hingewiesen.

Interview: Stephan Richter






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