Neue Trasse soll auf den Prüfstand
Kiel /ky
Energieminister Robert Habeck will prüfen lassen, ob von den
geplanten Hochspannungsleitungen von Kiel und Lübeck nach Göhl in
Ostholstein eine verzichtbar ist. „Untersucht werden soll, ob durch den
Verzicht die Versorgungssicherheit gefährdet ist“, sagte der Grünen-Politiker
gestern zum Netzentwicklungsplan. Dieser beinhaltet für die nächsten
Jahre den Strombedarf in Deutschland, die Produktion und die Wege, die
der Strom nehmen soll. Die Netzbetreiber sollen nun klären, ob der
Verzicht auf eine der genannten 380-KV-Leitungen technisch möglich und sinnvoll wäre.
Denn der Streit um die neuen Stromtrassen im Land ist entbrannt.
Während Anwohner und Naturschützer im Neu- und Ausbau der Trassen große
Risiken sehen, fordern Landbesitzer höhere Entschädigungszahlungen.
Statt der vom Netzbetreiber Tennet gebotenen Einmal-Zahlung
wollen sie eine jährliche Pacht. Weil der Konzern das nicht zahlen
will, hat der Bauernverband erstmal die Verhandlungen abgebrochen.
„Notfalls gehen wir bis zur Enteignung“, sagte ein Sprecher des
Bauernverbandes Schleswig-Holstein.
Alle Beteiligten wissen, dass massive Proteste und zähe Verhandlungen
am Ende den Zeitplan für die Energiewende gefährden könnten und die
Kosten erhöhen. Schon jetzt klagt Tennet, dass Kapital zur Finanzierung
des Trassenbaus fehlt. Der Konzern will erreichen, dass die
Bundesnetzagentur gestattet, die Mehrkosten auf die Netzentgelte
umzulegen. Die werden von den Stromanbietern bezahlt, die wiederum ihre
Mehrkosten auf die Endverbraucher abwälzen können.
Dazu gehören schon heute 40 000 Euro pro Trassenkilometer, der Gemeinden
zustehen, deren Gebiet von einer neuen Höchstspannungsleitung überzogen
wird, genau so wie Entschädigungen für Landbesitzer.