Neue Technik schont die Umwelt
Beitrag zur Energiewende: Blockheizkraftwerk versorgt das Klinikum mit Wärme / Strom für 2000 Haushalte
Itzehoe
„Was ist das denn für ein Zeppelin?“ Diese Frage hat Krankenhaus-Direktor
Bernhard Ziegler in den vergangenen Wochen schon oft gehört. Denn wer
auf dem Fußweg über den Parkplatz zum Klinikum läuft, kann den riesigen
dunkelgrauen Speicher nicht übersehen. Er gehört zum neuen
Blockheizkraftwerk (BHKW).
„Die Stadtwerke und das Klinikum sind schon seit über 20 Jahren Partner“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer
Manfred Tenfelde. Bereits seit Ende der 1980-er Jahre stand ein BHKW
auf dem Gelände des Klinikums, um das Krankenhaus mit Wärme zu
versorgen. Als dieses nun in die Jahre gekommen war, stellte sich die
Frage, wie es erneuert wird. Zwei Alternativen gab es: Die Klinik baut
selbst ein BHKW – oder die Partnerschaft zwischen Gesundheits- und
Energiebetrieb geht weiter.
Das Klinikum hätte auch selbst Energieproduzent werden können, sagt
Bernhard Ziegler. „Aber die, die das hauptberuflich machen, können es
einfach besser.“ Deshalb sei „hart, aber fair“ mit den Stadtwerken
verhandelt worden. Das Ergebnis ist ein Kraftwerk, das deutlich größer
ausfiel als wenn es die Klinik alleine gebaut hätte.
Rund 1,7 Millionen Euro investierten die Stadtwerke in das BHKW, das
eine Leistung von 1950 Kilowatt (kW) hat – das entspricht rund 2650 PS.
Die Anlage wird mit einem 20-Zylinder-MTU-Gasmotor
betrieben. Die erzeugte Wärme könne etwa 97 Prozent des Wärmebedarfs
des Klinikums decken, erklärt Ralf Kopf aus der technischen Abteilung.
Es könne künftig sogar der Hubschrauberlandeplatz damit abgetaut werden.
Der große Wärmespeicher hat ein Fassungsvermögen von 300 000 Litern.
Dort wird die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme des Motors als
warmes Wasser gespeichert und bei Bedarf an das Klinikum abgegeben. Der
erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist. Mehr als 2000 Haushalte können
dadurch versorgt werden.
Durch den Speicher sei es möglich, das BHKW vor allem dann zu
betreiben, wenn der produzierte Strom am dringendsten benötigt wird.
„Wir sind zumindest in der Übergangszeit in der Lage, uns die Stunden
auszusuchen, in denen der Strom am teuersten ist und ihn dann ins Netz
einzuspeichern“, erklärt Tenfelde. Das Ganze komme auch der Energiewende
zugute. Das BHKW verdrängt aufgrund der flexiblen Einsatzmöglichkeit
keinen Strom aus Windkraft oder Sonnenenergie.
„Wir sind in Itzehoe mit dem BHKW-Ausbau relativ weit“, betont auch Stadtwerke-Vertriebsleiter Reiner Thomsen. Die Bundesregierung strebe an, dass bis 2020 der Anteil der Stromproduktion durch Kraft-Wärme-Kopplung
auf 25 Prozent wachsen soll. „In Itzehoe wird das Ziel schon jetzt
erreicht“, betont Tenfelde und lobt das Klinikum. Dieses habe viel
Arbeit investiert, um die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, um
eine möglichst hohe Ausbeute des BHKW zu ermöglichen. Man habe es sogar
geschafft, trotz aller Zubauten den Energieverbrauch sogar zu senken,
betont Ziegler. Für ihn entsteht „eine Situation, von der alle etwas
haben“. Die Klinik erhalte eine preisgünstige Wärmeversorgung, die
Stadtwerke können Energie produzieren und weil das BHKW hocheffizient
laufe, werde auch die Umwelt geschont. So werden durch die neue Technik
jährlich 2300 Tonnen CO2 gespart.
Katrin Götz