sh:z online vom 5. Oktober 2012 um 07:20 Uhr:
Protestwelle gegen dänische CO2-Pläne
Von fu/sis
Husum. Im Kreis Nordfriesland wehren sich
Bürger und Politiker gegen Pläne ihrer dänischen Nachbarn. Der
Protest richtet sich gegen die Energiebehörde "Energistyrelsen", die
fast ausgeförderte Erdgas- und Erdöllagerstätten in der Nordsee
der Industrie anbieten möchte, um diese als CO2-Speicher zu nutzen.
Der SSW Nordfriesland hat jetzt gemeinsam mir dem Landesverband der
Partei bei der Obersten Naturschutzbehörde des Landes Einwendungen
eingebracht. "Eine Verpressung von Kohlendioxid in den Meeresboden ist
für den SSW nicht hinnehmbar. Schon gar nicht in direkter Nachbarschaft
zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer", unterstreicht der
Vorsitzende der nordfriesischen SSW-Kreistagsfraktion, Ulrich
Stellfeld-Petersen. Denn niemand könne garantieren, dass es möglich
sei, CO2-Felder dauerhaft zu versiegeln. Im dänischen Umweltbericht wird
zwar darauf hingewiesen, dass es sich "nur" um die Injektion von
Kohlendioxid zur Steigerung der Ölgewinnung handelt - doch Lars Harms,
Fraktionschef des SSW im Kieler Landtag, hält fest: "Egal, wie man die
Verpressung benennt, es bleiben Risiken für die Umwelt, die nicht
hinnehmbar sind. Wir fordern deshalb die Landesregierung und das
zuständige Bundesumweltministerium auf, sich vehement bei der dänischen
Energiebehörde dafür einzusetzen, dass die beabsichtigten Pläne in der
Nordsee fallen gelassen werden".
Liberalen wenden sich gegen Einbringung von CO2 in den Untergrund
Das sehen die nordfriesischen Kreistagsabgeordneten genauso. Mit
einem einstimmigen Beschluss fordern sie ebenfalls die dänische
Regierung auf, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen. Gleiches gilt
im Interesse des Nordseeschutzes auch für weitere Explorationen bei der
Suche nach Erdgas und Erdöl. Zudem verlangen die Nordfriesen, dass
weder durchs Land, noch durch deutsche Hoheitsgebiete CO2-Pipelines
gebaut werden dürfen. Einstimmig hat das nordfriesische
National-Kuratorium in seiner jüngsten Sitzung diesen Kreistagsbeschluss
übernommen.
Ungeachtet der Beteuerungen, es gäbe in Dänemark keine aktuellen
Pläne zur Einlagerung von Kohlendioxid, müssten sich die Nachbarn
kritische Nachfragen gefallen lassen, betont der FDP-Fraktions-Chef im
Husumer Kreistag, Thorsten Schulze. Wenn keine CO2-Einlagerung in den
Meeresgrund geplant sei, müsse es dazu auch keine Ausschreibungen für
Genehmigungen geben. Die Liberalen wenden sich gegen jegliche
Einbringung von CO2 in den Untergrund.
"Eine Verpressung ist mehr als fahrlässig"
"Eine Verpressung ist mehr als fahrlässig", betont auch der
SPD-Kreistagsabgeordnete Diderick Rotermund: "Sichere Gas- und
Erdöl-Lagerstätten sind noch lange keine sicheren CO2-Lagerstätten."
Ökologische Bedenken hat er auch hinsichtlich seismischer Untersuchungen
via Schallkanonen und CO2-Pipelines. Von nicht hinnehmbaren Risiken,
die "für unsere Umwelt schlichtweg eine Katastrophe" sind, spricht
Susanne Rignanese (SSW). Würden Kavernen undicht, führe dies zur
Versauerung der Meere. "Der Nachweis einer hundertprozentigen Sicherheit
ist weltweit nicht gegeben", ergänzt Martin Oltmann (CDU). Deshalb
gelte es, die Nordsee zu schützen, den Nachkommen keine "tickende
Zeitbombe" zu hinterlassen.
Eine radikale energiepolitische Umkehr fordert Peter Schröder von
den Grünen. Das dänische Vorhaben sei weder nachhaltig, noch
zukunftsfähig, sagt Jürgen Jungclaus von der Wählergemeinschaft
Nordfriesland (WG-NF) mit Blick auf Umweltgefahren und den immensen
Energie- und Investitionsbedarf. Risiken seien nicht ausreichend
erforscht. Jungclaus: "Wir lehnen eine Kohlendioxid-Verpressung im
Wattenmeer, in der Ausschließlichen Wirtschaftszone und darüber hinaus
ohne Wenn und Aber ab!"
Mit im Boot der Kritiker sitzt die Bürgerinitiative gegen
CO2-Endlager aus Stadum. Zusammen mit ihrem Dachverband, dem
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), hat sie
Stellungnahmen bei den zuständigen dänischen und deutschen Behörden
eingereicht. Darin wird ein neues Umweltgutachten verlangt, denn den
Initiativen fehlen Antworten auf wichtige Fragen. ·So möchten sie unter
anderem wissen, woraus sich die "sonstigen Bestandteile" des zu
verpressenden CO2-Abfalls zusammensetzen.
www.kein-co2-endlager.de