Windkraft: Liebing wirbt für Altmaiers Pläne
Kiel/Berlin /bg
Die Kritik aus Schleswig-Holstein war heftig –
doch nun stellt sich heraus, dass das Land sogar von
Bundesumweltminister Peter Altmaiers Reformplänen für die erneuerbaren
Energien profitieren könnte. Wie Altmaiers nordfriesischer CDU-Parteifreund
und Bundestagskollege Ingbert Liebing unserer Zeitung sagte, habe der
Minister ihm zugesichert, dass die Bundesregierung keineswegs den Ausbau
der Windkraft im Norden zugunsten anderer Bundesländer drosseln wolle.
Vielmehr setze sie darauf, dass Windstrom weiterhin vor allem an der
Küste erzeugt wird. So verkündete jetzt auch Kanzlerin Angela Merkel
beim niedersächsischen CDU-Parteitag in Celle
etwas ungelenk: „Wenn im Norden der Wind besser weht, müssen wir doch in
der Lage sein, dort auch entsprechend die Anlagen zu bauen.“
Letzte Woche hatten sowohl Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Robert Habeck als auch CDU-Landeschef
Jost de Jager Kritik an Altmaiers Vorschlägen geübt. Habeck hatte vor
einer „Energiewende im Schneckentempo“ gewarnt, de Jager eine
Verlagerung der Windstromproduktion in andere Länder als
„volkswirtschaftlichen Unsinn“ bezeichnet. Eine solche Verlagerung sieht
Altmaiers Papier aber laut Liebing gar nicht vor.
Zwar ist darin von einer „geographischen und regionalen Steuerung“ die Rede. Doch damit sei gerade nicht gemeint, dass Schleswig-Holstein
zugunsten windärmerer Länder verzichten solle, sondern dass im
Gegenteil gezielt dort produziert werden soll, wo es am effektivsten
ist. „Daher nützt dem Land eine bessere Abstimmung des Windkraftausbaus
sogar“, sagte Umweltpolitiker Liebing. Sollte dagegen jedes Land „weiter
vor sich hinwursteln und keiner koordinieren, werden andere
Bundesländer rasch aufholen.“ Das könne wiederum dazu führen, dass der
Ausbau der Netze zum Transport von Windstrom von Norden nach Süden nicht
mehr im geplanten Umfang nötig ist und Schleswig-Holstein keine Abnehmer mehr für seinen Strom finde. „Eine bessere Koordinierung ist daher im ureigenen Interesse Schleswig-Holsteins“, sagte Liebing.
Eines allerdings müsste das Land nach Altmaiers Plänen wohl hinnehmen:
Dass das Ausbautempo der Windkraft verlangsamt und an den Netzausbau
angepasst wird.