Schrecken ohne Ende
Viel geredet – nichts entschieden: Der Klimagipfel von Doha
Kerstine Appunn
Es wird „willkommen geheißen“, „angefordert“, manchmal „anerkannt“,
aber nur sehr selten „entschieden“. Die Dokumente über
Treibhausgasemissionen und Klimaschutzfinanzen, die nach unzähligen
Verhandlungensrunden am Ende der Konferenz in Doha kursierten, sind
alles andere als fertige Verträge. Angesichts so vieler Baustellen hatte
der Präsident Katars die Klimaunterhändler eingeladen, doch noch eine
Nacht länger seine Gäste zu sein: Der Klimagipfel zeigt sich wie schon
seine Vorgänger als ein Schrecken ohne Ende.
Diplomaten werden als frustriert und gleichgültig beschrieben –
andere brechen mitten in einer offiziellen Erklärung in Tränen aus, so
verzweifelt langsam geht es voran. Ausgerechnet die EU wird zweimal zum
„Fossil des Tages“ gekürt, weil sie die Verhandlungen laut einer
Umweltorganisation bremst.
Dabei ging es in Doha doch nur darum, endlich den technischen
Pflichtteil hinter sich zu bringen. Wichtige Regeln über die
Finanzierung der Klimaanpassung in Entwicklungsländern und ein neues
Kyotoprotokoll, in dem zumindest einige der ursprünglichen Verursacher
des Klimawandels mit gutem Beispiel voran gehen, sollten verabschiedet
werden. Statt dessen sind erneut Nachverhandlungen erforderlich, so wird
die „Kür“ – einen Weltklimavertrag bis 2015 auszuhandeln – zusätzlich
erschwert. Denn die bisherigen Konferenzthemen waren einfach, verglichen
mit dem, was bis 2015 erreicht werden soll. Auf den kommenden UN-Gipfeln muss entschieden werden, welche Nationen bereits so industrialisiert und reich sind, dass sie sich durch harsche CO2-Reduktionen
am Klimaschutz beteiligen müssen. Erst dann wird sich zeigen, ob
aufstrebende Nationen wie China, Indien und Brasilien wirklich bereit
sind, Verantwortung für ihren wirtschaftlichen Erfolg zu übernehmen,
oder ob sie es wie die USA (die in Doha ebenfalls zum „Fossil des Tages“
gekürt wurden) mit leeren Versprechungen und Hinhaltestrategien
versuchen. Letzteres könnte die UN-Klimaverhandlungen endgültig scheitern lassen.
Süddeutsche.de vom 8. Dezember 2012 um 18:10
Uhr:
Welt-Klimagipfel
in Doha
Klimakonferenz verlängert Kyoto-Protokoll bis 2020
Es ist ein Mini-Kompromiss: Die fast 200
Teilnehmerstaaten des Welt-Klimagipfels haben sich darauf geeinigt, das
Kyoto-Protokolls bis 2020 zu verlängern. Doch die größten Klimasünder wollen
sich an der Bekämpfung der Erderwärmung nicht beteiligen.
Die Verhandlungen sind zwar nicht gescheitert, doch das Ergebnis
des Weltklimagipfels in Doha ist alles andere als ein Durchbruch. Die fast 200
Teilnehmerstaaten haben sich lediglich auf einen Mini-Kompromiss zur Bekämpfung
der Erderwärmung geeinigt. Sie stimmten für eine Verlängerung des ursprünglich
Ende des Jahres auslaufenden Kyoto-Protokolls bis 2020.
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