Auf dem Weg zur Strompreisbremse
Rösler und Altmaier einigen sich auf Kürzungen bei erneuerbaren Energien / Aus den Ländern kommt Widerstand
Berlin
Ohne Fax läuft es besser zwischen Peter Altmaier und Philipp Rösler. Waren beim CDU-Umweltminister am Wochenende noch die gefaxten Strompreisvorschläge des FDP-Wirtschaftsministers unentdeckt geblieben, griffen die beiden Energiewende-Politiker
in der Nacht zu gestern lieber zu ihren Smartphones. Rösler war eben
von einem Kurzbesuch in Algier nach Berlin zurückgekehrt, Altmaier
weilte nach einer Trierer Aschermittwochsveranstaltung noch in Rheinland-Pfalz – und nun machten sie sich daran, in letzter Minute ihren Streit um eine Strompreisbremse beizulegen.
So schickten die Minister sich womöglich auch auf Druck von Kanzlerin
Angela Merkel (CDU) Formulierungen hin und her und telefonierten. In
der Nacht hatten sie sich dann auf ein Konzept geeinigt auf Basis von
Altmaiers Plan, die Erneuerbare-Energien-Umlage
2014 auf den heutigen Wert einzufrieren und danach nicht mehr so stark
steigen zu lassen. Gespart werden soll bei der Förderung von neuen und
alten Ökostromanlagen. Ausnahmen für Industrieunternehmen sollen
vermindert werden, vor allem, wenn sie kaum im internationalen
Wettbewerb stehen.
Rösler hatte die Förderung von erneuerbarer Energie radikal kappen
wollen. Nun verbucht er für sich unter anderem als Erfolg, dass neue
Ökostromanlagen ab 1. August ihren Strom direkt vermarken sollen, statt
sich auf feste Vergütungen zu verlassen.
Aufgeräumt erschienen Rösler und Altmaier gestern Morgen im Amtssitz des Umweltministers nahe des Potsdamer Platzes zum Bund-Länder-Treffen. Weniger amüsiert zeigten sich manche Landesvertreter. So meinte Nordrhein-Westfalens
Minister Johannes Remmel (Grüne), er kenne die Vorschläge noch gar
nicht. „Das ist ja schon ein Stück aus dem Tollhaus, uns in der Nacht
die Vorschläge vorzulegen.“ Und die rheinland-pfälzische
Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) keilte in Richtung des
plötzlich geeinten Regierungsduos: „Das ist wenig professionell, was
hier gerade vorbereitet wurde.“
Hinter verschlossenen Türen soll es dann drei Stunden wenig herzlich
um die Sache gegangen sein. Nun wird erst einmal per Arbeitsgruppe
ausgelotet, was die Schnittmenge sein könnte zwischen den
Bundesressorts, den Ländern, den Parteien. Einvernehmen soll es bis 21.
März geben, wenn die Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über
den Fortgang der Energiewende beraten. Vor dem Wahlkampfsommer wird sich
keiner die Blöße geben wollen, nichts für die Verbraucher getan zu
haben. Am Ende dürfte ein Minimalkonsens stehen, wie Lemke andeutet.
Wenig Klarheit dürfte es bis nach der Bundestagswahl geben, was die weitere Zukunft der EEG
-Umlage
anbelangt. Das Paradox heute: Je mehr erneuerbare Energie im Netz ist,
je mehr folglich der Börsenstrompreis sinkt, desto stärker steigt die
Umlage und somit der Strompreis zumindest für kleine Verbraucher. Denn
die Umlage wird aus der Differenz berechnet aus der garantierten
Vergütung und dem Börsenpreis. Die Umlage könnte laut Altmaier
-Ressort dieses Jahr ohne kräftiges Gegensteuern von 5,28 auf 7 Cent je Kilowattstunde steigen.
Basil Wegener