Deutschland steigert Stromexport
Wiesbaden /dpa
Deutschland hat trotz der Stilllegung von acht Atomkraftwerken im
vergangenen Jahr so viel Strom ins Ausland exportiert wie zuletzt vor
fünf Jahren. Der Überschuss war mit 22,8 Terawattstunden (TWh) fast
viermal so hoch wie noch im Jahr 2011, wie das Statistische Bundesamt
gestern mitteilte. 2012 importierte Deutschland 43,8 Terawattstunden
(TWh) über die europäischen Stromnetze. Ausländische Stromversorger –
hauptsächlich aus den Niederlanden, Österreich und der Schweiz – kauften
hierzulande 66,6 TWh ein. Der Überschuss entspricht der
Jahresproduktion von mehr als zwei Kernkraftwerken. 2008 hatte es einen
Plus beim Stromverkauf von 22,9 TWh gegeben.
Grund für den Überschuss ist die Energiewende mit der Zunahme von
Solar- und Windstrom – der Anteil alternativer Energien kletterte 2012
in Deutschland auf 23 Prozent. Mitte 2011 waren acht von 17 deutschen
Atomkraftwerken nach der Fukushima-Katastrophe stillgelegt worden.
Da aber die Produktion in Wind- und Solarparks stark schwankt, kommt
es immer wieder zu hohen Überschüssen. Zeitweise kam es dadurch 2012
auch zu negativen Strompreisen – deutsche Versorger mussten für das
Abnehmen des Stroms sogar noch draufzahlen. Am ersten Weihnachtsfeiertag
wurden zum Beispiel um 4 Uhr morgens für die Stromabnahme 220 Euro pro
Megawattstunde gezahlt, damit der zu viel produzierte Strom abgenommen
wurde.
Da im Winter insgesamt weniger Ökostrom zur Verfügung steht, sind
weiterhin viele Kohle- und Gaskraftwerke notwendig. Gerade teurere
Gaskraftwerke kommen aber auf zu wenige Betriebsstunden. Hierhin liegt
derzeit ein Hauptproblem der Energiewende.
Zudem fehlt bisher ein Durchbruch bei der Entwicklung von Speichern
für überschüssigen Ökostrom – dies würde auch den Bedarf an
konventionellen Kraftwerken mindern. Das zeitweise Überangebot an Strom
lässt seit Monaten die Einkaufspreise an der Strombörse fallen. Dadurch
wächst zugleich die auf den Endkundenpreis aufgeschlagene Ökostrom-Umlage.
Denn über die Umlage wird die Differenz zwischen dem für den Ökostrom
erzielten Preis und den auf 20 Jahre garantierten festen
Einspeisevergütungen gezahlt. Verbraucherschützer kritisieren, dass die
Versorger gesunkene Einkaufspreise bisher zu wenig an die Kunden
weiterreichen.