Dea will mehr Öl vom Norden
Konzern plant Förderung in Schleswig-Holstein auszuweiten – und auch Altfelder wieder in Betrieb zu nehmen
Hamburg /mlo
Der Hamburger RWE Dea-Konzern will in Schleswig-Holstein
zusätzliche Förderstätten für Erdöl einrichten. Um den Rückgang bei der
einheimischen Produktion zu stoppen, sei außer diversen
Explorationsprojekten auch die Wiederinbetriebnahme von Altfeldern
geplant, sagte der neue Dea-Operations-Vorstand Dirk Warzecha gestern bei der Bilanzvorlage in Hamburg. „Wir sehen hier noch interessantes Potenzial.“
Bereits bewilligt sind Aufsuchbohrungen auf den drei Altfeldern Schwedeneck/See, Preetz und Plön-Ost.
Derzeit beginnt der Konzern Gespräche mit der Bevölkerung vor Ort. Die
Ölförderung hatte Dea in den drei Gebieten vor etwa 15 Jahren
eingestellt. Inzwischen erlaubt es modernere Technik, die Lagerstätten
weiter auszubeuten. Darunter falle aber ausdrücklich nicht das
umstrittene Fracking-Verfahren, betonte Dea-Sprecher
Derek Mösche. Zudem hat das Unternehmen vier Erkundungsbohrungen im
Wattenmeer im Bereich des aktiven Feldes Mittelplate beantragt. Drei der
Untersuchungsgebiete liegen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, eines vor Niedersachsen. Umweltschützer lehnen die Bohrungen ab und auch die Kieler Küsten-Ampel
spricht sich in ihrem Koalitionsvertrag gegen weitere Explorationen in
dem Naturschutzgebiet aus. Dennoch liefen derzeit Gespräche mit der
Landesregierung, betonte der Dea-Vorstand.
In Mittelplate wird
weniger gefördert
Hintergrund der neuen Suche im Watt vor Dithmarschen ist der Rückgang
der Fördermengen in Mittelplate. 2012 produzierte Dea im größten
deutschen Ölfeld nur noch 1,38 Millionen Tonnen Erdöl, nach 1,45
Millionen im Jahr zuvor.
Das Geschäftsjahr 2012 brachte der RWE-Tochter
einen kräftigen Gewinnsprung um fast ein Viertel auf 685 Millionen
Euro. Das sei das beste Ergebnis, seit RWE Dea ein reines
Förderunternehmen ist, also seit dem Verkauf der Tankstellen 2004 an
Shell. Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr aufgrund hoher Öl- und
Gaspreise um rund fünf Prozent auf mehr als zwei Milliarden Euro. Und
das obwohl die weltweite Förderung von Gas und Öl durch Dea leicht
zurückgegangen ist. Mittelfristig will das Unternehmen mit Sitz in der
Hamburger City Nord die Produktion verdoppeln.
Der Mutterkonzern RWE sucht derzeit einen Käufer für die Ertragsperle.
Der Vorstand sei zuversichtlich, dass der komplette Verkauf neue Chancen
eröffne, so RWE-Dea-Chef Thomas Rappuhn. Als mögliche Käufer werden Wintershall, ExxonMobil und BP, aber auch Finanzinvestoren gehandelt.