Stürmischer Schlagabtausch um die Windenergie
Bredstedt /sis
Der Teufel steckt für die Politik bei der Energiewende im Detail –
konkret in der Frage, wie schnell der Umbau des deutschen Energiesystems
hin zu einer 100-prozentigen Versorgung mit Ökostrom erfolgen kann und
soll. Dies wurde bei einer Podiumsdiskussion im nordfriesischen
Bredstedt deutlich. Den pointierten Fragen des Moderators Jürgen Muhl,
stellvertretender Chefredakteur des Schleswig-Holsteinischen
Zeitungsverlages, stellten sich die Energieexperten der großen
Parteien: die Bundestagsabgeordneten Ingbert Liebing (CDU) und Arfst
Wagner (Grüne), sowie der frisch gebackene SPD-Bundestagskandidat Matthias Ilgen. Die Frau in der Runde war Staatssekretärin Ingrid Nestle (Grüne) aus dem schleswig-holsteinischen Energiewende-Ministerium. Mit auf dem Podium begleitete Veranstalter Hans-Heinrich Andresen, Geschäftsführer der Windenergieberatungsgesellschaft Breklum, den Schlagabtausch vor fast 300 Gästen.
Ingrid Nestle warnte davor, bei den erneuerbaren Energien, wie es
Bundesumweltminister Peter Altmaier einmal vorschwebte, die
Produktionsmengen zu begrenzen – dass habe man bei Atomstrom auch nie
für nötig gehalten. Die Staatssekretärin verwies auf den Verkehrs- und
Wärmebereich, für den nach ihrer Einschätzung noch jede Menge an sauber
erzeugtem Strom benötigt wird. „Wir sind weit davon entfernt, Strom im
Überfluss zu haben“, bezog sie sich auf einen Anteil von etwa 25
Prozent, mit dem grüne Energie aktuell den deutschen Stromverbrauch
abdeckt. Das Problem, dass der Ausbau der „Erneuerbaren“ schneller
abläuft als der Ausbau der Netze, verschwieg Nestle nicht und setzt
deshalb auf Speicherlösungen.
Ein wichtiges Stichwort für Matthias Ilgen, der sich bei diesem Thema
mehr Tempo wünscht. „Bis 2050 sollen 100 Prozent Ökostrom fließen. Wie
soll das gehen, wenn wir es nicht endlich anpacken mit
Speichertechniken.“ Ilgen plädierte für eine „degressive Anpassung“ der
Förderung der „Erneuerbaren“ an Marktpreise und dafür, stromintensive
Betriebe nicht mehr von der Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien
zu befreien. Ingbert Liebing möchte Ökostrom speichern und erst
verkaufen, wenn es für diesen bessere Preise an der Börse gibt – dies
ist sein Rezept, um „Erneuerbare“ an den Markt heranzuführen. Arfst
Wagner setzt sich für eine „sozialverträgliche Energiewende“ ein – denn:
„Ist der Strom zu teuer, ist die Bevölkerung unzufrieden.“