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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 04.09.13, 23:17     Betreff: Stromausfall: Land arbeitet an Notplänen. WZ vom 04.09.2013

ALPINA Erwachsene Skihelm Grap, Blac...
Seite 1:

Stromausfall: Land arbeitet an Notplänen

Anfällige Netze – Störungen nehmen zu

Kiel /kim

Gewarnt haben Fachleute schon lange. Jetzt erfahren die Bundesbürger
aus berufenen Munde, wie groß das Risiko ist, bald im Dunkeln zu sitzen:
„Die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen ist angestiegen“, erklärt
Wolfram Geier, zuständig für Notfallvorsorge beim Bundesamt für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Sogar ein Blackout in
einzelnen Regionen Deutschlands könne jederzeit auftreten.


Die Landesregierung in Kiel reagiert nun auf die Warnung: Unter
Federführung des Innenministeriums soll noch in diesem Jahr eine
Arbeitsgruppe aktiv werden. „Alle Ministerien müssen ihr Szenario auf
den Tisch legen, wie sie sich gegen den Ernstfall wappnen wollen“,
erläutert Ministeriumssprecher Thomas Giebeler. Beteiligt seien das
Sozialressort wegen der Notstromversorgung der Kliniken, das
Wirtschafts- und Verkehrsministerium, das Energiewendeministerium und
das Justizministerium, Letzteres wegen der Sicherheit in den
Gefängnissen.


Nötig sind solche Maßnahmen, weil die schlechte Infrastruktur, der
Vorrang für Ökostrom und Wetterextreme das deutsche Stromnetz anfällig
gemacht haben. Dabei galt die Versorgungssicherheit hierzulande bisher
als vorbildlich. Durchschnittlich zwölf Minuten und 41 Sekunden pro Jahr
müssen Bundesbürger auf Strom verzichten – nur ein Bruchteil dessen,
was in anderen Ländern üblich ist, wo die Menschen oft stundenlang im
Lift fest stecken, frieren, weil die Heizung ausfällt, oder nicht kochen
können.


Doch die goldenen Zeiten höchster Versorgungssicherheit sind auch
hierzulande vorbei: Acht Atommeiler wurden nach dem Gau von Fukushima
stillgelegt, der Bau neuer Stromleitungen stockt und Baupläne für neue
konventionelle Kraftwerke bleiben in der Schublade. Deutschlands
Erzeugungskapazität sei „keinesfalls beruhigend auskömmlich, sondern
bestenfalls knapp ausreichend“, räumte die Bundesnetzagentur schon vor
einem Jahr ein. Seitdem wird der Ernstfall geübt – auch in Schleswig-Holstein.
Die Energieaufsicht des Landes lässt regelmäßig proben, wie im
Ernstfall der Informationsfluss zwischen dem Höchstspannungsnetz-Betreiber Tennet und Energieunternehmen wie E.ON-Hanse
und den großen Stadtwerken läuft. „Damit die möglichst zeitnah
erfahren, welche Betriebe oder Regionen dann vom Netz genommen werden
müssen“, erklärt Ministeriumssprecherin Nicola Kabel.


Seite 4:

Stromnetz – die Störfälle nehmen zu

Damit nirgendwo die Lichter ausgehen, müssen Netzbetreiber immer häufiger regulierend eingreifen

Kiel /kim

Ausgefallene Ampeln, stecken gebliebene Lifte, kein Bargeld aus dem
Automaten – das sind die gängigen Probleme beim Stromausfall. Dass die
Klospülung schon nach wenigen Minuten nicht mehr funktioniert, weil
Stadtwerke das Wasser nicht mehr in den fünften Stock pumpen können und
dass das Handynetz nach zwei Stunden in die Knie geht – ist für die
meisten unvorstellbar. Dabei sollten sich die Deutschen beizeiten auf
solche Situationen einstellen. Experten gehen davon aus, dass die
Wahrscheinlichkeit eines Blackouts steigt und großflächige Stromausfälle
zunehmen . Erst im Juni saßen Zehntausende Kieler Haushalte im Dunkeln.


Ausschlaggebend dafür ist nicht allein, dass in Atommeilern das Licht
ausgeknipst wird, sondern auch die Vorrangstellung für die erneuerbaren
Energien. Investitionen in konventionelle Kraftwerke rentieren sich
nicht mehr, weil Strom aus Kohle und Gas nur noch als Lückenbüßer
nachgefragt wird, wenn es mal nicht genug Ökostrom gibt – etwa bei
Windstille oder wenn die Sonne nicht scheint. Pläne für neue
Kohlekraftwerke in Brunsbüttel sind deshalb längst im Schredder
gelandet.


Früher fünf Eingriffe im Jahr, heute fünf am Tag

Wie brenzlich die Situation ist, zeigt eine neue Tennet-Statistik. Der Netzbetreiber, der auch für Schleswig-Holstein
zuständig ist, musste wegen des steigenden Anteils erneuerbarer
Energien im ersten Halbjahr 2013 an 177 von 181 Tagen in das Netz
eingreifen, um es vor Ausfällen und Überlastung zu schützen. Insgesamt
gab es 502 Eingriffe: Kraftwerke wurden heruntergefahren und Windräder
gestoppt. Sinn und Zweck der Übung: Die Netzfrequenz muss stabil um die
50 Hertz gehalten werden . Fällt sie unter 47 oder steigt bis 53 Hertz,
schalten sich Kraftwerke automatisch ab, weil die Leitungen das nicht
aushalten. Wie eine Kaskade kollabiert das System dann immer weiter. Da
Elektrizität im Netz nicht zu speichern ist, muss also stets genau so
viel Strom eingespeist werden, wie zum selben Zeitpunkt verbraucht wird.
„Früher waren Eingriffe fünfmal im Jahr nötig, heute fünfmal am Tag“,
erklärte gestern ein schleswig-holsteinischer
Branchenkenner. Es vergleicht die Situation mit einem Schnellfahrer auf
der Autobahn, der ständig Gas gibt und abbremst und immer dicht auf der
Stoßstange des Vordermanns hängt. „Das mag lange gut gehen, wenn – wie
bei Tennet – geübte Leute am Steuer sitzen. Doch irgendwann kracht es.“


Womöglich schon in diesem Winter: Bei strengstem Frost müssen die
noch übrigen Kernkraftwerke, die auf die Kühlung durch Flüsse angewiesen
sind, Kapazitäten herunterfahren, Braunkohle friert ein oder die Russen
drosseln die Gaszufuhr – alles schon da gewesen. Hinzu kommt das Risiko
von Sabotage, Hacking und der hohe Koordinationsbedarf, weil plötzlich
statt der einst gescholtenen großen vier Energiekonzerne Tausende kleine
Anbieter auf dem Markt mitmischen und RWE, Eon & Co ihre
Stromautobahnen verkaufen mussten. Allmählich bekommen auch die
Bundesregierung und die Netzagentur kalte Füße: Sie verpflichten die
Energieunternehmen, alte Kohledreckschleudern in Reserve zu halten.
Schon erteilte Abrissgenehmigungen wurden kürzlich widerrufen, damit die
Lichter nicht alle ausgehen.



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