Ölkonzerne: Wir wollen nicht fracken
Umweltministerium prüft, ob sich Firmen weitere Gebiete in Schleswig-Holstein sichern können / Bürgerinitiativen demonstrieren
Kiel
Der Konflikt um mögliche Förderung von Erdöl in Schleswig-Holstein
geht in eine neue Runde. Zwölf Anträge hat das Umweltministerium in
Kiel genehmigt, vier weitere liegen vor. Damit wollen sich die
Unternehmen Teile des Landes sichern, um dort nach Erdöl und Gas suchen
zu können. Zwar dürfen sie dort nicht bohren, aber sie können ihre
Planungen konkretisieren – so wie RWE Dea in den Gebieten im Kreis Plön
und im Kreis Rendsburg-Eckernförde. „Es sollen im Zuge von Lagerstättensimulationen mögliche Bohrlokationen identifiziert werden“, sagt RWE-Sprecher Derek Mösche.
Der CDU-Vorsitzende in Schleswig-Holstein,
Reimer Böge, hatte sich unlängst dafür ausgesprochen, wieder Öl an Land
im Norden zu fördern. Die Technik sei sicher, sagte er. Mehrere
Bürgerinitiativen fürchten jedoch, dass die Ölförderung negative
Auswirkungen auf die Umwelt haben wird und drohen mit Klagen. Gestern
demonstrierte die Initiative „Wasser ist Leben!“ gegen mögliche Ölsuche
auf der Halbinsel Schwansen im Kreis Rendsburg-Eckernförde.
„Vor allem fürchten wir, dass die Unternehmen auch Fracking als
Fördermethode einsetzen wollen“, sagt Reinhard Knof von der
Bürgerinitiative gegen CO 2- Endlager. In einigen älteren Anträgen sei das als Möglichkeit aufgetaucht. „Wir sind misstrauisch“, sagt Reinhard Knof.
„Entscheidend ist am Ende, was im Antrag auf eine Betriebserlaubnis
drinsteht, und die werden wir genau prüfen“, sagt die Sprecherin des
Umweltministeriums, Nicola Kabel. „Wir wollen kein Fracking in Schleswig-Holstein.“
Das Wasserrecht biete vielfältige Möglichkeiten eine Betriebserlaubnis
zu verweigern. Mit der Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans habe
das Land, in den nächsten Jahren die Möglichkeit Anträge auf Fracking
abzulehnen. „Dazu drängen wir über den Bundesrat auf ein einheitliches
Frackingverbot“, so Kabel.
Laut Derek Mösche will RWE Dea aber nicht fracken: „Wir können
ausschließen, dass zur Erschließung der potenziellen Ölquellen Fracking
eingesetzt wird. Aufgrund der langen Erfahrungen bei der Ölgewinnung in
Schleswig-Holstein ist bekannt, dass der ölführende Sandstein so eine gute Durchlässigkeit aufweist, dass kein Fracking erforderlich ist.“
Beim Fracking wird Gas gefördert, in dem mit Chemikalien versehenes
Wasser in den Boden gepresst wird. „Wir machen nicht das, wovor alle
Angst haben“, so Mösche. „Der Hype der Bürgerinitiativen dreht sich um
eine Phantomdiskussion.“
Kay Müller