Streit um Stromtrassen: Netzbetreiber kritisiert Seehofer
Berlin/dpa
Der jüngste Streit um Stromtrassen droht nach Ansicht des
Energienetzbetreibers Tennet den für die Energiewende benötigten
Netzausbau weiter zu verzögern. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte
Geschäftsführer Lex Hartman der
Süddeutschen Zeitung. „2022, wenn die letzten Atomkraftwerke vom Netz
gehen, müssen die Trassen stehen, um Engpässe auszugleichen. Wir haben
keinerlei Puffer.“ Damit wendet sich Tennet gegen den Vorstoß von
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Seehofer hatte
überraschend den Bau neuer Stromtrassen in Frage gestellt. Der CSU-Vorsitzende
will bis Januar mit den betroffenen Bürgern diskutieren. Parallel dazu
sollen die Planungen überprüft werden. Tennet warnt davor, dass der
steigende Anteil von Ökostrom zu immer größeren Schwankungen im
Stromnetz führt. Dies lasse sich mit einer besseren Verteilung der
Energie durch neue Netze verhindern.
Seehofer hatte gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
(SPD) bei einem Treffen zur Energiewende die Zeitpläne abgestimmt. Nach
dem Gespräch teilten beide Politiker mit, dass Seehofer bis Januar Zeit
habe, in Bayern einen Dialogprozess über die beiden umstrittenen
Stromtrassen zu führen.