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"Kampf geht weiter", Schwäbisches Tagblatt - 05.03.2010

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Arne

Beiträge: 539

BI Teilnehmernummer: 98

New PostErstellt: 05.03.10, 10:34  Betreff: "Kampf geht weiter", Schwäbisches Tagblatt - 05.03.2010  drucken  weiterempfehlen

05.03.2010

Kampf geht weiter

BI-Sprecher sieht gute Chancen, Kohlekraftwerk zu kippen

Tübingen hat Arne Firjahn als Aktivposten gegen das vom Südweststrom-Verbund geplante Kohlekraftwerk in Brunsbüttel fast schon aufgegeben. Aber vielleicht, so hofft der BI-Sprecher, stoppen ja die Schweizer Nachbarn das Projekt.

Mario Beisswenger

Tübingen. „Mich hat das Verhalten von Palmer überrascht.“ Arne Firjahn verließ etwas irritiert das Podium im Audimax, auf dem er mit dem Tübinger Oberbürgermeister und externen Energieexperten gesessen hatte. Am Dienstagabend diskutierte er dort als Vertreter der örtlichen Bürgerinitiative über Chancen und Risiken des in Brunsbüttel mit Beteiligung der Tübinger Stadtwerke geplanten Kohlekraftwerks.

Firjahn musste sich allerhand von Palmer anhören – zum Beispiel: „Bürgerinitiativen haben nicht immer Recht.“ Der OB befand, das Risiko durch die mit dem Abgas in die Luft geblasenen Gifte sei zu tolerieren. Man werde nie ganz ohne Umweltschäden bei der Stromproduktion auskommen. Windparks auf hoher See beeinträchtigten zum Beispiel durch Infraschall die Wale, an Land fielen den Rotoren Fledermäuse zum Opfer. „Wenn man Energie will, muss man das akzeptieren.“

Gefährliche Giftstoffe rieseln auf die Weiden

Die Haltung Palmers war so markant, dass der studierte Physiker die Hoffnung aufgegeben hat, Tübingen werde doch noch aus dem Projekt aussteigen. „Dabei hätte das für andere Städte Symbolwirkung.“ Firjahn gibt den Kampf gegen das Kraftwerk aber nicht auf. Er sei sogar „zunehmend optimistisch“, dass es nicht gebaut wird. Hoffnung macht ihm die jüngste Entwicklung in der Schweiz, wo kürzlich der Basler Versorger EBM seinen Ausstieg angekündigt hat. Das Unternehmen habe wohl einen Image-Schaden befürchtet wegen der Kohle. 2011 soll der Schweizer Strommarkt nach deutschem Vorbild liberalisiert werden, da könnten die Erzeuger umweltbewusste Kunden verlieren. Zudem verschiebe die Kohle-Beteiligung den Schweizer Strommix. Die saubere Wasserkraft werde ins Ausland verkauft, der Kohlestrom bliebe vor Ort.

Die Kohlendioxid-Debatte ist auch seiner „BI Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel“ besonders wichtig. Bei ihm zu Hause müssten Wiesen und Weiden vor dem CO2-bedingt steigenden Meeresspiegel durch Deiche geschützt werden, die tiefste Stelle liege gar zwei Meter unter normal Null. Der Jahresausstoß beider Kraftwerksblöcke von etwa zehn Millionen Tonnen des Klimagiftes spiele da eine größere Rolle als selbst im blau-machenden Tübingen.

Außerdem zählte der BI-Aktivist eine ganze Reihe von Folgeproblemen auf: etwa die Schwermetalle, die aus dem Kamin auf die Weiden rieselten oder auch die Wirkung auf zahlreiche Fischarten in der Elbe, die durch die Kühlwasser-Entnahme bedroht würden. Firjahns Hoffnung: Bei 4900 Einwendungen gegen das Projekt „erwarten wir erhebliche Probleme bei den Genehmigungsverfahren“.

Auch die Frage, woher die gewaltige Kohlemenge von jährlich vier bis fünf Millionen Tonnen kommen soll, beschäftigt die BI. Ein Teil wird wohl im Tagebau in Kolumbien gefördert, wo betroffene Anwohner bereits von Landvertreibungen berichten. Südweststrom-Chefin Bettina Morlok versicherte auf dem Podium zwar, dass Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Aber solche Bekenntnisse wischen für Firjahn die Berichte aus Kolumbien nicht weg.

Nicht zuletzt baut Firjahn auch auf die für ihn höchst zweifelhafte Wirtschaftlichkeit der Anlage. Der Schweizer EBM-Chef habe ihm gesagt, dass „der Strom aus diesem Kraftwerk nie der günstigste sein kann“. Genaue Rentabilitätsberechnungen kennt der hauptberufliche IT-Berater zwar nicht, ihn mache aber stutzig, dass selbst beteiligten Gemeinden nichts Habhaftes vorliege. Dabei sei der mittlerweile auf 3,2 Milliarden Euro veranschlagte Kohle-Meiler die bei weitem teuerste Anlage ihrer Art.

Höchste Zeit, nervös zu werden

Seiner Einschätzung nach sollten die beteiligten Städte allmählich nervös werden, ob sich das Projekt jemals rechnet. Auch da versteht Firjahn die Haltung von Palmer nicht. Der geht davon aus, dass sich das Kraftwerk nach 20 Jahren amortisiert. Würde sich die Sache doch nicht rechnen, müssten die Stadtwerke eben aussteigen und die Verluste tragen. Das sei unternehmerisches Risiko. So einfach sieht das Firjahn nicht: „Wenn das Ding gebaut wird, hat Palmer keine Möglichkeit, das wieder abzuschalten.“ Doch wenn Tübingen jetzt aussteige, sei das Kohlekraftwerk noch zu verhindern.

05.03.2010 - 08:30 Uhr | geändert: 05.03.2010 - 08:45 Uhr





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