Forum der BiGKU
Bürgerinitiative Gesundheit u. Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe
ChatChat VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender
"Kohlekraft gefährdet Klimaschutz", vorwärts - 07.01.2010

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Arne

Beiträge: 539

BI Teilnehmernummer: 98

New PostErstellt: 12.01.10, 14:59  Betreff: "Kohlekraft gefährdet Klimaschutz", vorwärts - 07.01.2010  drucken  weiterempfehlen

SPD-Mitgliederzeitschrift "vorwärts" 07.01.2010

Geburtswehen einer neuen Energieversorgung

Kohlekraft gefährdet Klimaschutz

Ein Übermaß an neuen Kohlekraftwerken gefährdet die Klimaschutzziele für die Bundesrepublik Deutschland. Werden die zwei Dutzend im Bau oder in der Planung befindlichen Kohlemeiler allesamt verwirklicht, würden allein diese das für uns im Jahre 2050 bestenfalls noch zulässige Maß an Treibhaus-Emissionen voll ausschöpfen.

Kein Spielraum für die Belastung des Klimas  bliebe daneben noch übrig für die Beheizung unserer Wohnungen, für den Antrieb unserer Autos oder die Chemie- und Stahlindustrie, die beide prozessbedingt Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen. Wer möchte uns in ein paar Jahrzehnten in einer solchen Klemme sehen?

Kraftwerksneubauten auf der Kippe

Wer es ernst mit dem Klimaschutz meint, kann deshalb über die bereits erfolgte Aufgabe von zwölf  weiteren Kraftwerksprojekten nur glücklich sein. Zeitlich dicht hintereinander wurden zum Ende des Jahres gleich drei geplante Anlagen zur Kohleverstromung fallengelassen, so in Mainz, in Lubmin bei Greifswald und in Dörpen im Emsland. Mindestens zwei weitere große Projekte, so in Datteln im Kreis Recklinghausen und so in Großkrotzenburg am Main (Staudinger), stehen infolge stichhaltiger Einsprüche auf der Kippe.

Der Geschäftsführer des Bundes für Umwelt in NRW, Dirk Jansen, gibt EON allenfalls eine Fünfzig-zu-Fünfzig-Chance, die gerichtlich festgestellten neun Genehmigungshindernisse für Datteln in einem neuen Bebauungsplan, wenn er denn kommt, zu heilen. Und das werde in jedem Falle Zeit und Geld kosten. Lubmin wurde von seinem dänischen Investor Dong Energy übrigens aufgegeben, weil sich ein so großes fossiles Kraftwerk mit den dänischen politischen Vorgaben eines 85-prozentigen Anteils erneuerbarer Energie im Jahre 2050 nicht vereinbaren lässt. Wie lange wird man warten müssen, bis sich auch die deutsche Bundesregierung zu einer solchen klimapolitisch konsequenten Deckelung der Kohlekraft durchringt?

Erdgas – besser für das Klima

Der Widerstand gegen neue Hypotheken auf das  Weltklima ist so groß und so erfolgreich, dass man von den Geburtswehen einer neuen Energieversorgung sprechen kann. Nicht nur dem Druck der Öffentlichkeit, sondern auch sozialdemokratisch geführten Stadtregierungen ist es zu verdanken, dass in Kiel, Mainz und Berlin, wenn überhaupt, Gas- anstelle geplanter Kohlekraftwerke gebaut werden. Pro erzeugte Kilowattstunde Strom belasten Gas-befeuerte Elektrizitätswerke die Atmosphäre nur halb so stark wie Steinkohle-Meiler. Gegenüber Braunkohlefeuerungen ist der Vorteil der Gaskraftwerke für den Klimaschutz sogar noch größer.

Moderne Gaskraftwerke, die sich leichter anfahren und abschalten lassen, passen zudem ungleich besser zu einer Stromversorgung, die im Jahre 2050 beinahe gänzlich von den Erneuerbaren Energien und das heißt auch von wechselhaft wehenden Winden dominiert werden soll. Nach einer noch von Sigmar Gabriel für das Bundesumweltministerium bestellten Leitstudie des DLR dürfte nur höchstens jeder dritte Kraftwerkszubau mit Rücksicht auf das Klima mit Kohle befeuert werden. Allein die zehn bereits im Bau befindlichen und genehmigten Kohlekraftwerke schöpfen die ihnen in der Studie äußerstenfalls zugebilligte Erzeugungsleistung von neun Megawatt allemal aus.

Ungenutzte Abwärme

Die Nutzung der Abwärme großer Kondensationskraftwerke zur Beheizung unserer Wohnungen muss einen entscheidenden Beitrag zu einer künftig klimaverträglichen Energieversorgung leisten. Ohne sie ist das Ziel einer Minderung der deutschen CO2-Emissionen um 80 Prozent auf noch 206 Millionen Tonnen im Jahre 2050 kaum zu schaffen. Doch für eine solche Nutzung, wie sie auch der Hamburger Parteitag der SPD 2007 gefordert hatte, sind die häufig an der Küste oder fernab großer Städte gelegenen Riesenkraftwerke überhaupt nicht geeignet. Und selbst, wo dies wie beim Hamburger Kraftwerk Moorburg möglich ist, steigen Menschen gegen den Bau der Abwärmetrassen auf die Bäume.

Wolkenkuckucksheim CO2-Abscheidung

Ein reines Wolkenkuckucksheim ist bislang auch die Abscheidung des temperaturtreibenden Kohlendioxids aus den Rauchgasen der Kraftwerke, wie sie der gleiche Parteitag für wünschenswert erklärt hatte. Laut Recherchen der Deutschen Umwelthilfe ist bei keinem der noch geplanten 15 Kohlekraftwerke diese sogenannte CCS-Technik zwingend eingeplant und nur in zwei Fällen (Staudinger und Wilhelmshaven) „konzeptionell“ vorgesehen. Sie wird demnach nur kommen, wenn Emissionsgutscheine für den Kraftwerksbetrieb unerlässlich und so teuer werden, dass den Betreibern keine andere Wahl bleibt, als das Treibhausgas unter der Erde verschwinden zu lassen.

Nach Kopenhagen: Mehr Eile im Klimaschutz!

Mit dem Kopenhagener Gipfel, der in vielem sicherlich nicht das letzte Wort bleiben wird, sind die deutschen Anstrengungen für den Klimaschutz auch nicht etwa leichter, sondern eher schwerer geworden. Mit der dort festgeschriebenen Zwei-Grad-Celsius-Obergrenze für die Erderwärmung bleibt uns – bei einer global gerechten Verteilung der Lasten – nun noch weniger Zeit, von unseren hohen Emissionen herunterzukommen. Alles, was wir gleich tun, verschafft uns für die folgenden Jahre ein wenig mehr Atem. Alles, was wir jetzt vertagen, bringt uns für die folgende Zeit noch mehr in Bedrängnis.

Viele vorausschauende Köpfe beschäftigen sich bereits mit der Planung neuer Netze, die Solarstrom aus der Sahara nach Mitteleuropa („Desertec“) bringen oder Nordsee-Windkraft mit norwegischer Wasserkraft („Seatec“) verbinden sollen. In Deutschland aber bauen wir, wie es scheint, die Zukunft mit Kohle, einem Energieträger der Vergangenheit, zu.

Quelle: http://www.vorwaerts.de/trackback/9506




[editiert: 12.01.10, 15:05 von Arne]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © Karl Tauber