von Nico Menzato - Obwohl Graubünden direkt vom
Klimawandel betroffen ist, will seine Regierung zwei Kohlekraftwerke in
Italien und Deutschland mitfinanzieren. Das Volk und der WWF schäumen.
Der CO2-Ausstoss frisst die Bündner Gletscher weg, Felsstürze
bedrohen Dörfer, und Wintersportorte bangen jedes Jahr stärker um
genügend Schnee. «Als Bergkanton ist Graubünden vom Klimawandel
besonders betroffen, wenn man an die damit verbundenen Naturgefahren
denkt», heisst es im Regierungsprogramm. Deshalb trage der Kanton eine
«Mitverantwortung» im Kampf gegen das CO2.Offenbar nur ein Lippenbekenntnis: Der Bündner Stromversorger Repower
will Milliarden in zwei Kohlekraftwerke investieren, die zusammen halb
so viel CO2 ausstossen werden wie die ganze Schweiz. Eines
soll in Saline Joniche in Süditalien, das andere – das grösste in Europa
– in Brunsbüttel in Deutschland gebaut werden. Mehrheitsaktionär von
Repower ist mit 46 Prozent der Kanton Graubünden.
Die Wut in der Bevölkerung ist gross: 68 Prozent sprachen sich in einer Umfrage gegen die beiden CO2-Schleudern
aus. Der Verein Zukunft statt Kohle und der WWF fordern den Ausstieg
von Repower aus dem Projekt – oder sonst den sofortigen Ausstieg des
Kantons aus der Firma. Regierungspräsident Claudio Lardi war gestern für
eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Aus wissenschaftlicher Sicht
ist klar: «Falls eine globale Erwärmung unter 2 Grad unser Ziel ist,
dann ist Kohle mit dem höchsten CO2-Ausstoss pro kWh keine
intelligente Wahl», so ETH-Professor Reto Knutti. Um das 2-Grad-Ziel zu
erreichen, müssten die Industriestaaten den CO2-Ausstoss bis 2050 um 80 Prozent reduzieren.
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/30625378
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