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CH: "Kohle als neuer Stoff in der Energiedebatte", Neue Zürcher Zeitung - 17.04.2009

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Arne

Beiträge: 539

BI Teilnehmernummer: 98

New PostErstellt: 17.04.09, 12:30  Betreff: CH: "Kohle als neuer Stoff in der Energiedebatte", Neue Zürcher Zeitung - 17.04.2009  drucken  weiterempfehlen

17. April 2009, Neue Zürcher Zeitung

Kohle als neuer Stoff in der Energiedebatte

Kraftwerksprojekte im Ausland mit Verweis auf Inlandversorgung

Schweizer Stromfirmen sind im Ausland an projektierten oder bereits bestehenden Kohlekraftwerken beteiligt; meist mit Blick auf dortige Kunden, zunehmend aber auch für den Import.

Eine Stromproduktion, die wie in der Schweiz dank Wasser- und Atomkraft weitgehend frei von Kohlendioxid-Emissionen ist, findet sich im Ausland selten. Die zahlreichen Investitionen von Schweizer Stromunternehmen jenseits der Grenze erfolgen unter anderen energiepolitischen Rahmenbedingungen. Während grenzüberschreitende Beteiligungen an Gaskraftwerken hierzulande selten auf Kritik stossen, kommt es wegen der neueren Pläne für Kohlekraftwerke zu Protesten aus Umweltschutzkreisen. Freilich müssen Bedenken angesichts des verglichen mit Gaskombikraftwerken tieferen Wirkungsgrads von Kohle den länderspezifischen energiepolitischen Entwicklungen gegenübergestellt werden; so kann der Ersatz eines alten Kohlekraftwerks durch ein effizienteres ökologisch sinnvoll erscheinen. Während einige Auslandsinvestitionen für die Belieferung dortiger Stromkunden getätigt werden, bestehen aber auch Strategien, ausländischen Kohlestrom in grossem Umfang für Schweizer Kunden zu nutzen. Kohle wird so durch die Hintertür zu einem Element der hiesigen Versorgungsstrategie, während etwa die Realisierung von Gaskombikraftwerken in der Schweiz durch die erforderlichen Kohlendioxid-Inland-Kompensationen politisch verunmöglicht wird. Der Bundesrat hielt als Antwort auf eine Interpellation fest, dass er Auslandsinvestitionen nicht regulieren könne.

Unsichere Realisierung von AKW

Das Stromunternehmen SN Energie AG, das Ostschweizer Städten und Versorgern gehört, sichert sich eine Leistung von 20 Megawatt eines in der Genehmigungsphase befindlichen Kohlekraftwerks im norddeutschen Brunsbüttel – eine Investitionssumme von rund 45 Millionen Franken. Der Strom soll weitgehend der Versorgung der an der SN Energie beteiligten Anbieter in der Ostschweiz dienen. SN-Energie-Geschäftsleiter Clemens Hasler weiss um die knapper werdenden Kapazitäten der Importleitungen. Das ist eines der Argumente, das gegen eine auf Stromimporten basierende nationale Energiepolitik spricht. Die Kohle-Investition sei aber auf 30 Jahre ausgerichtet und würde sich daher trotz gelegentlichen Transport-Engpässen lohnen. Für Hasler federt die Investition in die Kohle die Unsicherheit ab, ob in der Schweiz die AKW-Kapazitäten rechtzeitig ersetzt werden können – auch er setze sich aber für ein bis zwei weitere AKW in der Schweiz ein, beteuert Hasler.

Branchenkenner erklären, dass die Inland-Liefer-Option bei einer Blockierung der Schweizer AKW- und Gasprojekte auch ein Hintergedanke bei jenen Unternehmen sei, welche die Kundschaft im Ausland als Beweggrund für Beteiligungen angeben. Die Rätia Energie AG investiert in dasselbe, mit deutschen Partnern geplante Kraftwerk in Brunsbüttel, mit Bezugsrechten von 200 bis 400 Megawatt. Ziel sei die Belieferung von Kunden in Deutschland, ein künftiger Beitrag an die Inlandversorgung sei aber nicht völlig auszuschliessen, heisst es. Auch in Kalabrien haben die Bündner Kohlepläne. Die Westschweizer Groupe E entscheidet in den nächsten Monaten über eine Investition in Brunsbüttel.

Fall für das Tessiner Kantonsparlament

Der Tessiner Stromanbieter AET argumentiert bei einer geplanten Beteiligung an einem Kohlekraftwerk im westfälischen Lünen vor allem mit dem Aufbau einer «Versorgungsstütze» für das Inland. Kohlestrom soll als Ergänzung zum Atomstrom dienen, den die AET wie andere auch über Langfristverträge mit Frankreich bezieht. Mit diesem Verweis auf die kantonale Versorgung argumentiert der Tessiner Anbieter auch im Hinblick auf die Tatsache, dass das Kantonsparlament über die Investition in Höhe von rund 50 Millionen Euro entscheiden muss. Der Kanton ist Alleinaktionär der AET, die aber freilich die Summe selbst bereitstellen würde. Die AET wird den Strom aus der 110-Megawatt-Beteiligung nach eigenen Angaben nicht physisch ins Tessin führen, sondern mit Handelsgeschäften auf dem deutschen Markt abgeben und im Tessin dafür Bandenergie anderweitig zukaufen – davon verspricht man sich unter dem Strich bessere Preise, von denen vor allem die Tessiner Kundschaft profitieren soll.

Bei der Abwicklung solcher Geschäfte wird nach wie vor auch mit jenem Strom aus Wasserkraft gehandelt werden, den die AET wie andere Unternehmen bereits jetzt nach Deutschland oder Italien exportiert. AET-Direktor Reto F. Brunett hat sich bereit erklärt, eine mindestens gleich hohe Summe wie für das Kohlekraftwerk auch in Tessiner Ökostromprojekte fliessen zu lassen. Die AET investiere zudem im zweistelligen Millionenbereich in einen deutschen Windpark zur Kohlendioxid-Kompensation des Kohle-Engagements. Die Tessiner verweisen auf die heutige Strategie der deutschen Regierung und vieler deutscher Stadtwerke, auf moderne Kohlekraftwerke zu setzen. Diese seien wirtschaftlich und für die Preisstabilität und Versorgungssicherheit europaweit wichtig.

Vor einigen Wochen sind Kohlekraftwerks-Gegner aus Deutschland ins Tessin gereist, um unter anderem vor dem hohen Kohlendioxidausstoss zu warnen. Deutsche Opponenten reisten auch einmal in den Kanton Bern, um gegen ein Projekt des Unternehmens BKW FMB Energie AG im niedersächsischen Dörpen zu protestieren. Zusammen mit der Beteiligung an einem anderen Werk sichert sich die BKW in Deutschland eine Kohlestrom-Leistung von mehreren hundert Megawatt für die Belieferung dortiger Kunden.

Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/kohle_als_neuer_stoff_in_der_energiedebatte_1.2417468.html





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