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Der Kampf gegen die Rotlicht-Rotoren. WZ vom 05.03.2011

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 05.03.11, 19:50  Betreff: Der Kampf gegen die Rotlicht-Rotoren. WZ vom 05.03.2011  drucken  weiterempfehlen



Der Kampf gegen die Rotlicht-Rotoren

Störendes Blinken an Großwindrädern muss nicht sein – doch Minister Ramsauer bremst bessere Lösungen

Bordelum/Berlin

Norbert Röttgens Erfolg entscheidet sich gerade in Bordelum.
Jedenfalls auch. In dem nordfriesischen Dorf wollen die Bürger einen
Windpark bauen. Die Frage ist jetzt: Wie hoch sollen die Rotoren in den
Himmel ragen? Lukrativ wären sehr hohe Anlagen, weil der Wind oben
kräftiger weht und mehr Strom produziert – was auch den Umweltminister
freuen würde, da er die erneuerbaren Energien ausbauen will. Doch gibt
es einen Nachteil: Ab 100 Meter Höhe brauchen die Bauwerke eine
Warnbeleuchtung für den Flugverkehr – und die lehnen viele Einwohner ab.
Wie sehr die roten Blinklichter stören, könne man im nahe gelegenen
Herrenkoog bereits „bewundern“, spottet etwa Carmen Stollberg und
fordert: „Wir wünschen keine Windriesen.“ Ansonsten könne sich das Dorf
vor lauter Rotlicht ja künftig gleich mit zwei „l“ schreiben:
„Bordellum.“


Wie in Nordfriesland stoßen die Großanlagen auch in anderen Regionen
Deutschlands auf Ablehnung. Waren es bisher vor allem Schattenwurf und
Zischgeräusche, die viele Bürger an der Windkraft nervten, kommt bei den
Riesenrotoren ein neues Ärgernis hinzu. Jeder sechste Anwohner mit
Sicht auf eine solche Anlage fühlt sich durch das weiße Blitzlicht am
Tag und das rote Dauerblinken bei Nacht „stark belästigt“, hat eine
bundesweite Studie der Universität Halle ermittelt. Und: „Insgesamt
wünschen sich die befragten Anwohner eine geringere Helligkeit der
Hinderniskennzeichnung.“


Für Röttgens Pläne zum Ausbau der Windenergie sind die Vorbehalte der
Bürger gegen die Großanlagen schlecht. Denn die Bundesregierung setzt
in ihrem Energiekonzept auf die produktiveren, hohen Anlagen. Dabei
denkt der CDU-Minister nicht nur an neue Parks:
„Ein Schwerpunkt sollte die Leistungsausweitung an bestehenden
Standorten sein, also der Ersatz alter durch effizientere neue Anlagen.“
Als Faustregel gilt: Jeder Meter mehr in die Höhe bringt ein Prozent
mehr Energie. Auch die schleswig-holsteinische
Landesregierung will die Ökostromproduktion steigern – dadurch, dass sie
künftig bis zu 1,5 Prozent der Landesfläche für Windkraft freigibt.
Noch ist erst halb so viel mit Rotoren bebaut, darunter schon etliche
blinkende Riesen (siehe Karte).


Um die Bedenken gegen die Großanlagen und ihre Lichter auszuräumen,
will Röttgen nun rasch neue Technik einführen. „Wir werden kurzfristig
für eine deutliche Reduzierung der Lichtemissionen von Windenergie-Anlagen
sorgen und die rechtlichen Voraussetzungen im Bereich des
Luftverkehrsrechts schaffen“, heißt es schon im Energiekonzept vom
Herbst letzten Jahres. Geeignet wären zwei Methoden. Bei beiden schaltet
sich die Beleuchtung nur dann ein, wenn ein Flugzeug in der Nähe ist.
Sonst – also fast immer – bleiben die Lichter dunkel. Dazu müssten die
Anlagen entweder mit Radar ausgestattet werden, das Flugzeuge erkennt.
Das wäre teuer. Oder sie müssten Detektoren für die Transponder
erhalten, die Linienmaschinen zur Vermeidung von Kollisionen an Bord
haben. Das wäre billiger. Allerdings müssten viele Sportflieger die
Transponder nachrüsten oder könnten nachts nicht mehr fliegen.


Einer lehnt die neue Technik aber noch ab: Verkehrsminister Peter
Ramsauer (CSU). „Bisher wurden dem Ministerium keine Nachweise durch die
Hersteller bedarforientierter Befeuerungssysteme vorgelegt, dass eine
Gefährdung der Sicherheit des Luftverkehrs ausgeschlossen ist“,
begründet sein Staatssekretär Jan Mücke die Absage auf Nachfrage der
Grünen hin. Die wundern sich darüber: „In Schweden und Kanada wird die
Radartechnik bei Windkraftanlagen längst genutzt“, sagt die
energiewirtschaftliche Sprecherin der Grünen, die Flensburger
Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle. Sie wirft dem Minister Untätigkeit
vor, weil er ein halbes Jahr Zeit gehabt habe und nichts passiert sei.
„Wenn Ramsauer noch lange schläft, wird man weiterhin kaum hohe
Windräder bauen und deshalb viel Strom verlieren“, kritisiert sie.


Für Bordelum träfe ihre Sorge jedenfalls zu. Dort würde Bürgermeister
Peter Reinhold Petersen gern die Radartechnik im neuen Windpark
einsetzen und hat bereits einen Antrag bei Ramsauer gestellt. Falls der
Minister aber ablehnt, sagt Petersen, würden eben niedrigere statt hoher
Anlagen gebaut: „Das Geblinke wollen wir hier nicht haben.“


Henning Baethge







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