Meyer wirbt bei EU für Flüssigerdgas-Terminal
Kiel/Brüssel /til
Ginge es nach dem Willen von Schleswig-Holsteins
Landesregierung, dann könnte der Hafen in Brunsbüttel schon bald zum
nationalen Terminal für Flüssigerdgas werden – kurz LNG (liquefied
natural gas). In Brüssel will Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer
(SPD; Foto) in dieser Woche zumindest für entsprechende Pläne werben.
„Hier geht es um eine Energieversorgungsstrategie für ganz Europa“,
sagte Meyer unserer Zeitung und verwies auf die geopolitische Bedeutung
hinter einem LNG-Terminal. Die Frage sei, sagte
der Wirtschaftsminister, ob sich Deutschland dauerhaft abhängig machen
wolle von russischem Gas – oder ob die Bundesrepublik sich Alternativen
schaffe. „Wir sind der Auffassung, dass man das durch ein LNG-Terminal, ein nationales LNG-Terminal
für Deutschland, tun kann“, so Meyer weiter. Brunsbüttel sei in diesem
Falle der entscheidende Standort. Die Häfen Brunsbüttel beschäftigen
sich schon seit mehreren Jahren mit dem Thema und den Möglichkeiten, die
sich dadurch bieten würden. Im Kern handelt es sich bei LNG um Erdgas,
das auf mehr als minus 160 Grad heruntergekühlt und dadurch verflüssigt
wird.
„Bei der EU-Kommission möchte ich mir die
Sicherheit holen, dass man auf LNG setzt, weil insbesondere die
Bundesregierung bei diesem Thema noch etwas zurückhaltend ist“, sagte
Meyer weiter zum Hintergrund der Reise. Er gab zu bedenken, dass ein LNG-Terminal
in Deutschland schon sehr bald notwendig werden könnte. „Wir wissen,
dass insbesondere die USA und Kanada in den nächsten Jahren massiv mit
LNG per Schiff auf den Markt drängen werden – und die entscheidende
Frage in Europa ist dann, wo wird das angelandet“, sagte er. Derzeit
verfügt Deutschland über kein entsprechendes Terminal. Schätzungen gehen
davon aus, dass bis 2030 gut die Hälfte des internationalen Gas-Handels über LNG erfolgen wird.