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Atom-Zwischenlager: Grüne bringen Brokdorf ins Spiel
Kiel /sh:z
Auf der Suche nach dringend benötigten Atommüll-Zwischenlagern in Deutschland zeigen sich Schleswig-Holsteins
Grüne weiter kompromissbereit. „Für uns Grüne ist es egal, ob der
Standort Brunsbüttel, Brokdorf oder Krümmel heißt – wichtig ist, dass er
sicher ist“, sagte die Fraktionschefin der Grünen im Landtag, Eka von
Kalben, unserer Zeitung. Weil Lagerung von Atommüll im Atomkraftwerk
Brunsbüttel von gerichtlicher Seite für rechtswidrig erklärt worden ist
und auch Krümmel als unsicher gilt, bliebe nach dem Vorschlag der Grünen
Brokdorf als Castor-Zwischenlager.
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Nord-Grüne bringen Brokdorf als Atom-Zwischenlager ins Gespräch
Kiel/Berlin /bg
Vor der heutigen Entscheidung im Bundesrat über das Gesetz zur Suche für ein Atommüll-Endlager haben Schleswig-Holsteins
Grüne den Kreis der Standorte für ein zunächst benötigtes Zwischenlager
im Land erweitert. Wenn ein Teil der noch nach Deutschland
zurückkehrenden 26 Castor-Behälter vorläufig in Schleswig-Holstein deponiert werden solle, müsse das nicht unbedingt am bisher vorgesehenen Standort Brunsbüttel erfolgen, sagte Grünen-Landtagsfraktionschefin
Eka von Kalben gestern unserer Zeitung: „Für uns Grüne ist es egal, ob
der Standort Brunsbüttel, Brokdorf oder Krümmel heißt – wichtig ist,
dass er sicher ist.“ Vor allem bei Krümmel habe sie da Zweifel. Auch von
Kalbens Parteifreund und Energiewendeminister Robert Habeck legte sich
nicht fest. „Welche Zwischenlager in welchen Ländern die richtigen sind,
muss durch die Antragstellung der Betreiber und die Genehmigung des
Bundesamts für Strahlenschutz geklärt werden“, sagte Habeck.
Mit den Grünen bringt erstmals eine Regierungspartei in Schleswig-Holstein Brokdorf als Castor-Zwischenlager
ins Gespräch. Das ist von umso größerer Bedeutung, als das
Oberverwaltungsgericht in Schleswig kürzlich die Atommüll-Lagerung
am bisher geplanten Standort Brunsbüttel für rechtswidrig erklärt hat.
Nicht mal den eigenen Nuklearabfall dürfe das dortige Kernkraftwerk
aufbewahren, hatten die Richter entschieden. Der Grund: Bei der
Genehmigung der Deponierung seien die Risiken eines gezielten
Terrorangriffs mit Flugzeugen nicht ausreichend geprüft worden. Für die
21 Castoren, die aus dem britischen Sellafield per Schiff zurückkommen,
hat allerdings noch keines der drei AKW im Land eine Erlaubnis.
Kürzlich hatte bereits Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU)
Brokdorf als Standort ins Spiel gebracht, weil der Transportweg dorthin
relativ kurz ist – vom Hafen Brunsbüttel sind es nur rund zwanzig
Kilometer. Altmaier wollte mit dem Vorstoß Druck auf die Landesregierung
machen und verdeutlichen, dass es im nördlichsten Bundesland notfalls
genug geeignete Standorte gibt, um alle 21 Castoren aus Sellafield
unterzubringen. Das allerdings lehnt die Landesregierung ab und ist mit
dem Kompromiss zum Endlagersuchgesetz auch vom Tisch. Die Einigung sieht
vielmehr vor, dass sich drei Bundesländer an der Zwischenlagerung
beteiligen. Baden-Württemberg hat sich schon
bereit erklärt, die fünf Castoren aufzunehmen, die von der
Wiederaufarbeitung aus dem französischen La Hague kommen. Ein drittes
Land fehlt noch und soll bis Anfang 2014 gefunden werden.
Die Suche nach neuen Castor-Zwischenlagern ist
nötig geworden, weil der parteiübergreifende Konsens für die
Endlagersuche ausschließt, dass weiter Atommüll ins bisherige
Zwischenlager Gorleben geschickt wird. Der Bundesrat wird das Gesetz
heute ohne Einspruch passieren lassen.
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Brokdorf akut sieht Altmaier-Besuch kritisch
Brunsbüttel/rp
In der kommenden Woche soll Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU)
auf Einladung des Brunsbütteler Bürgermeisters Stefan Mohrdieck und des
CDU-Landtagsabgeordneten Jens-Christian
Magnussen Vertretern aus Wirtschaft und Politik der Region Rede und
Antwort stehen. Denn es geht um die Möglichkeit, hochradioaktiven Abfall
während der Endlagersuche am Kernkraftwerk der Schleusenstadt
zwischenzulagern. Dr. Karsten Hinrichsen von der Initiative Brokdorf
akut sieht die nicht-öffentliche Gesprächsrunde kritisch: „Es
verwundert, dass der Bundesumweltminister nicht das Gespräch mit der
Bevölkerung sucht. Das ist nicht akzeptabel“, sagt Hinrichsen. Denn:
„Ohne die Menschen mit ins Boot zu nehmen, wird es keine konfliktfreie
Lagerung geben.“ Abgesehen davon, erinnert der Brokdorfer, habe das
derzeitige Zwischenlager am Kernkraftwerk weiterhin keine
bestandskräftige Genehmigung.