Roboter erforscht Kohlenstoff-Speicher
Kieler Wissenschaftler untersuchen die Auswirkungen von CO2-Lagern am Grund der Nordsee
Kiel
Die Landesregierung hat vor wenigen Tagen ein Gesetz gegen die
unterirdische Lagerung von Kohlendioxid im gesamten Landesgebiet auf den
Weg gebracht. Jetzt prüfen Kieler Forscher, ob eine Speicherung am
Grund der Nordsee sicher ist – und wie sich Lecks zuverlässig aufspüren
lassen.
Unter Leitung von Peter Linke (53) vom Geomar/Helmholtz-Zentrum
für Ozeanforschung hat die Expedition gestern in Bremerhaven begonnen.
Mit an Bord des irischen Forschungsschiffes „Celtic Explorer“: Der
Tiefseeroboter „ROV KIEL 6000“, der schon bei der erfolgreichen Suche
nach dem Flugschreiber des im Atlantik abgestürzten Air-France-Airbus geholfen hatte.
„Der Roboter mit seinem starken Antrieb wird gebraucht, weil es
starke Strömungen in der Nordsee gibt“, sagte Linke. Erstes Ziel der
Expedition: Das Gasfeld „Sleipner“, das seit zehn Jahren von Norwegen
auch als CO2-Speicher genutzt wird. Das
Kohlendioxid wird dabei sofort nach der Förderung vom Gas getrennt und
in eine Sandsteinschicht unter dem Gasreservoir gepresst. Bereits im
vergangenen Mai prüfte das Kieler Forschungsschiff „Alkor“ an
verlassenen Bohrlöchern, ob das CO2 nicht
doch wieder austritt. „Die Forschungsergebnisse sind noch nicht
vollständig ausgewertet, doch es sieht so aus, als ob der Speicher dicht
ist“, so Linke.
Bei der Expedition wird außerdem Kohlendioxid am Meeresboden
freigesetzt. „So können wir testen, ob unsere Sensoren, die kleinste
Gasblasen akustisch erfassen, richtig funktionieren.“ Die nächste
Station ist dann ein „Blowout“-Krater in der britischen Nordsee, wo nach
einem missglückten Bohrversuch seit 20 Jahren größere Mengen Methan
austreten. Linke: „Hier wollen wir studieren, wie sich das Methan in der
Wassersäule verteilt und wie die maritime Fauna reagiert.“
Mikroorganismen, die sich dort ansiedelten, können später als Indiz für
ein Leck dienen – oder aber auch das Methan abbauen.
Das Projekt wird vollständig von der EU finanziert. Obwohl es möglicherweise später einmal Befürwortern der CO2-Lagerung
am Meeresgrund dienen könnte, bleibt Kiels Umweltminister Robert Habeck
(Grüne) gelassen: „Diese Expedition dient ja der Risikoabschätzung und
nicht der Erkundung von Lagerstätten. Wenn Forschung dazu dient, die
maritime Umwelt sicherer zu machen, begrüßen wir das.“
Eckard Gehm