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Schwäbisches Tagblatt: Warum Brunsbüttel in Frage gestellt wird

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Ole

Beiträge: 97


New PostErstellt: 22.12.10, 10:15  Betreff: Schwäbisches Tagblatt: Warum Brunsbüttel in Frage gestellt wird  drucken  weiterempfehlen


http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/tuebingen_artikel,-Warum-Brunsbuettel-in-Frage-gestellt-wird-_arid,120553.html

Schwäbisches Tagblatt, 22.12.2010



Jetzt wird aktiv abgewartet


Warum Brunsbüttel in Frage gestellt wird



Wenn überhaupt, dann wird der Südweststrom-Verbund sein
Kohlekraftwerk in Brunsbüttel später bauen als bisher geplant. Die
beteiligten Stadtwerke verständigten sich darauf, dass jetzt erstmal
„abgewartet werden muss, wie sich das Energiekonzept der Bundesregierung
tatsächlich entwickelt“.



Sepp Wais



Tübingen. Die bundesweit agierenden Klimapiraten feiern schon den
„Anfang vom Ende“ des drei Milliarden Euro teuren Kraftwerks an der
Elbmündung. Auch bei den Umweltschützern in Brunsbüttel, die sich nicht
nur gegen die beiden Südweststrom-Meiler mit einer Leistung von je 900
Megawatt, sondern auch noch gegen zwei weitere solcher Kohleprojekte zur
Wehr setzen, wächst die Zuversicht, dass ihnen „die größte
Kohlendioxid-Schleuder unter den deutschen Steinkohlekraftwerken“
erspart bleibt.



Die Hoffnung nährt sich aus Gerüchten, Berichten und angeblichen
Insider-Informationen, die seit der jüngsten Gesellschafterversammlung
der Südweststrom Kraftwerks GmbH die Runde machen. Tatsächlich waren bei
den Vertretern der 71 beteiligten Stadtwerke, die sich im Stuttgarter
Flughafen in nichtöffentlicher Sitzung über den Fortgang ihres Projekts
berieten, die Skepsis und Unsicherheit größer als jemals zu vor. Über
einen Ausstieg wurde dort aber nicht abgestimmt.



Auch nicht über ein zweijähriges Moratorium, wie es hinterher vom
Hildesheimer Stadtwerke-Chef Michael Bosse-Arbogast ausgerufen wurde.
„Das müsste ich wissen“, sagte dazu Südweststrom-Chefin Bettina Morlok,
„schließlich war ich – anders als der Kollege aus Hildesheim – bei der
Sitzung dabei.“ Und dort hätten sich die Gesellschafter eben nicht vom
Acker gemacht, sondern „eine große Solidarität mit der Südweststrom und
mit unserem Projekt in Brunsbüttel gezeigt“.




Energiewirtschaft durcheinander gewirbelt


Trotzdem war es nicht „Business as usual“, zu dem es bei
Investitionen dieser Größenordnung beispielsweise auch gehört, sämtliche
Prämissen bis hin zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens immer wieder zu
überprüfen. Diesmal war es anders: Die Versammlung in Stuttgart hat ihr
Großprojekt grundsätzlich infrage gestellt – vor dem Hintergrund des
neuen Energiekonzepts der Bundesregierung, das sich „entscheidend auf
das Steinkohlekraftwerk Brunsbüttel auswirken könnte“. Wie, das konnte
mangels „belastbarer Zahlen“ zwar noch niemand sagen. Aber darin waren
sich alle Beteiligten laut Ergebnis-Protokoll einig: „Das neue
Energiekonzept hat die Energiewirtschaft fundamental durcheinander
gewirbelt.“



Dass der Bund mit dem Konzept „den Weg in eine CO2-freie
Energieproduktion aufgezeigt hat“, fanden die Südweststromer
„grundsätzlich positiv“. Nicht jedoch die längeren Laufzeiten für die
Atomkraftwerke, die den vier Energieriesen Mehreinnahmen von 110
Milliarden Euro in die Kassen spülen: „Das ist extrem
wettbewerbsverzerrend und benachteiligt die mittelständischen
Stadtwerke“. Mehr noch besorgt die Südweststrom-Investoren, dass jetzt
keine Rede mehr davon ist, dass alte Kohlenmeiler durch neue
hocheffiziente und damit emissionsärmere Kohlekraftwerke ersetzt werden
sollen: „Damit hätte man Millionen von Tonnen CO2 einsparen können.“



Am meisten aber bringt die Bundesregierung die Brunsbüttel-Planer
mit einer anderen Vorgabe in Bedrängnis: Dank des billigen Atomstroms
sollen die Großhandelspreise auf längere Sicht auf dem heutigen Niveau
von 50 bis 55 Euro pro Megawattstunde bleiben. Das wäre laut Bettina
Morlok „ein absolutes K.o.-Kriterium für unser Projekt“. Im
Ergebnis-Protokoll der Gesellschafterversammlung liest sich das so:
„Wenn das Energiekonzept eins zu eins auch wirtschaftlich umgesetzt
werden kann, haben Kohlekraftwerke in Zukunft keinen Platz mehr in der
Stromproduktion.“




Erst muss der neue Rahmen geklärt werden


In dieser Lage hält es Morlok für das Beste, auf die Bremse zu
treten und die Gespräche über Finanzierung, Bau und Betrieb der Anlage
bis auf weiteres einzustellen. Sie will jetzt „aktiv abwarten“, also mit
Brunsbüttel warten und in Berlin aktiv werden, „um herauszufinden, wie
sich das neue Energiekonzept für unser Kraftwerk entwickelt“. Das könnte
ein schwieriger und langwieriger Abklärungsprozess werden, denn: „Die
fangen in Berlin jetzt an darüber nachzudenken, was ihr Konzept für
Auswirkungen hat.“




Im Moment kann Morlok nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis
sie ihren Gesellschaftern eine klare und solide Entscheidungsbasis
bieten kann. Monate, vielleicht ein Jahr, vielleicht länger. Ihr Wunsch:
„Ich hoffe, dass wir bis Ende 2011 sagen können, ob der Daumen hoch
oder runter gehen muss.“
Wenn das klappt, könnte das
Südweststrom-Kraftwerk in Brunsbüttel frühestens 2015 ans Netz gehen.
Heute vor vier Jahren hatte Morlok die Fertigstellung für das Jahr 2012
angekündigt.



[editiert: 22.12.10, 10:16 von Ole]
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