Für Deutschlands Energiesektor werden die Karten neu
gemischt: Medienberichten zufolge will sich der schwedische Energiekonzern von
deutschen Kohlekraftwerken trennen.

Vattenfall Europe
ist in Ostdeutschland stark vertreten: Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in
Brandenburg.

Foto: dpa

Für Deutschlands Energiesektor werden die
Karten neu gemischt: Nach Medienberichten plant der in schwedische Energieriese
Vattenfall den weitgehenden oder sogar vollständigen Ausstieg aus Deutschland.
Die in Berlin ansässige Vattenfall Europe ist Deutschlands drittgrößter
Energiekonzern, sie versorgt Millionen Hamburger und Berliner mit Strom. Vor
allem aber kontrolliert sie weitgehend den ostdeutschen Kraftwerkspark und die
zwei ostdeutschen Kernmeiler Brunsbüttel und Krümmel.

Vattenfall, so berichtet die in der Regel sehr gut informierte schwedische
Zeitung Dagens Nyheter, will seine Kohlekraftwerke verkaufen und seine Aktivitäten
auf ausländischen Märkten reduzieren. Dies geht nach Angaben der Stockholmer
Zeitung aus dem neuen Unternehmenskonzept hervorgehen, das Konzernchef Øystein
Løseth am Montag dem Aufsichtsrat vorlegen will. Er begründet diesen Schritt
laut Dagens Nyheter mit der neuen „Eignerdirektive“, mit der die Regierung
Vattenfall im Vorjahr auf eine rentablere und umweltverträglichere Strategie
verpflichtete.

Vattenfall Europe

Rückläufige Erträge: Vattenfall Europe mit
Sitz in Berlin, eine Tochter des schwedischen Konzerns Vattenfall AB,
beschäftigt knapp 21 000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr
einen Betriebsgewinn in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Euro.

In der Braunkohle-Region Lausitz beschäftigt
Vattenfall 5000 Menschen. 7000 weitere Jobs hängen indirekt dran. Nach
bisherigen Plänen will Vattenfall langfristig drei neue Braunkohletagebaue in
der Lausitz erschließen. Der Konzern will 1,5 Milliarden Euro investieren, um
ab 2020 die Kohle mithilfe der neuen CCS-Technologie kohlendioxidarm zu verstromen
und das CO₂ unterirdisch zu verpressen. Allerdings rechnet der
Konzern ab 2013 mit deutlich niedrigeren Erträgen aus Braunkohle.

Der Konzern reagierte verhalten auf den Bericht. Konzernsprecher Ivo Banek
bestätigte auf Anfrage zwar, dass es die neuen Unternehmensleitlinien gebe.
Nachhaltigkeit sei nun nicht mehr nur für Schweden ein Grundsatz des Konzerns,
sondern auch für alle ausländischen Töchter. Die Diskussion, was dies konkret
bedeute, sei aber noch nicht abgeschlossen, eine endgültige Festlegung werde im
Herbst getroffen. Alle anderen Meldungen seien Spekulation. Løseth bestätigte
nach dem Zeitungsbericht, dass das neue Konzept auf der Tagesordnung stehe,
wollte sich zu Einzelheiten jedoch nicht äußern.

Kohlekraftwerke in
Deutschland und Polen kritisiert

Umweltschützer – zunehmend auch in Schweden – haben Vattenfall seit langem für
den Betrieb riesiger Kohlekraftwerke in Deutschland und Polen kritisiert.
Während der Konzern daheim in Schweden neben Atom- und Wasserkraft künftig
vermehrt auf Windenergie setzt, schürfte er in Ostdeutschland Braunkohle und
baute in Hamburg-Moorberg eine riesige Steinkohleanlage.

2009 stammten 55 Prozent von Vattenfalls gesamter Energieproduktion aus fossilen
Brennstoffen, in Deutschland mehr als 90 Prozent. Diese Schieflage im
Energiemix, die in Widerspruch zur offiziellen schwedischen Energiepolitik
steht, sowie ständige Probleme in den deutschen und schwedischen
Atomkraftwerken, führten im Vorjahr auch zu scharfer Kritik der Regierung an
Vattenfalls Stragie und dem früheren Chef Lars GöranJosefsson, der im April den
Vorstandsposten räumte. Josefsson hatte trotz der schlechten Bilanz häufig zum
Fürsprecher von Klimaschutzmaßnahmen erhoben – doch selbst in den eigenen
Reihen wurde zuletzt bemängelt, diese PR-Strategie habe sich ins Gegenteil
verkehrt und den Konzern Glaubwürdigkeit gekostet.

Hier der vollständige Artikel: http://www.fr-online.de/wirtschaft/vattenfall-verkuerzt-laufzeit-in-deutschland/-/1472780/4653762/-/index.html

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall will nach Zeitungsangaben
Kohlekraftwerke im Ausland, darunter wahrscheinlich auch Deutschland,
verkaufen. Berichten zufolge will der neue Konzernchef Øystein Løseth
dem staatlichen Eigner am Montag konkrete Pläne vorlegen. Vattenfall
bestätigte, dass der Aufsichtsrat einen entsprechenden Punkt auf der
Tagesordnung der nächstens Aufsichtsratssitzung hat. Ein Verkauf der
beiden seit längerem mit Stillständen kämpfenden norddeutschen
Vattenfall-Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel wird derzeit aber nicht ins Auge gefasst.