sh:z-online vom 19.10.2011:
Ohne CCS keine neuen Kohlekraftwerke
Der Energiekonzern Vattenfall Europe will ohne gesetzliche
Grundlage für die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid keine neuen
Kohlekraftwerke mehr in Deutschland bauen. Das kündigte der Chef des
viertgrößten Stromkonzerns, Toumo Hatakka, am Mittwoch in einem
Interview der Nachrichtenagentur dpa an.
Die Nutzung des sogenannten CCS-Verfahrens zur Abtrennung und
Speicherung von klimaschädlichem CO2 sei für Vattenfall sehr wichtig,
betonte Hatakka. "Unsere Strategie ist klar: Ohne CCS werden wir keine
neuen Kohlekraftwerke bauen - weder für Braunkohle noch für Steinkohle."
Das geplante Steinkohle-Kraftwerk in Hamburg-Moorburg werde aber noch
fertiggestellt.
Vermittlungsausschuss soll CCS-Gesetz retten
Der Bundesrat hatte das CO2-Speichergesetz abgelehnt. Die
Bundesregierung rief inzwischen den Vermittlungsausschuss von Bund und
Ländern an, um das Gesetz doch noch zu retten. Hatakka meinte dazu: "Wir
haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Gesetz noch in einer
verbesserten Form kommt. Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr
hoch." Ohne Gesetz steht auch das geplante Demonstrationskraftwerk mit
CO2-Abscheidung in Brandenburg in Frage.
"Es sieht nicht so gut aus für unser Demoprojekt in Jänschwalde. Es
geht dort um Investitionen in einer Größenordnung von 1,5 bis 1,6
Milliarden Euro. Das werden wir nur machen, wenn wir stabile
Rahmenbedingungen haben. Das ist derzeit nicht der Fall."
Der beschleunigte Atomausstieg macht dem Konzern zu schaffen. Dazu
sagte der Vattenfall-Chef: "Wir respektieren die Entscheidung der
Bundesregierung, gehen aber davon aus, dass wir eine Kompensation
erhalten. Dafür prüfen wir alle juristischen Möglichkeiten bis hin zu
einer Klage." Dadurch habe sich auch der Kostendruck erhöht, betonte
Hatakka. Nun müsse geprüft werden, ob die bisher geplanten
Stellenstreichungen und andere Einsparungen ausreichen. "Bis Jahresende
werden wir prüfen, ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind." Letztlich
müssten alle Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. "Die Energiewende
hat ihren Preis. Bis 2020 erwarten wir, dass die Stromrechnung für die
Verbraucher um 30 Prozent höher ausfällt als heutzutage."