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Verbraucherschützer fordern Stopp für Offshore-Parks. WZ vom 03.04.2013

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 04.04.13, 00:01  Betreff: Verbraucherschützer fordern Stopp für Offshore-Parks. WZ vom 03.04.2013  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Seite 1:

Verbraucherschützer fordern Stopp von Offshore-Windparks

Berlin/Husum /sh:z

Zum Schutz der Bürger vor steigenden Strompreisen dringen führende
Verbraucherschützer auf einen raschen Stopp neuer Windkraftprojekte auf
hoher See. „Der Bau von Seewindanlagen weit draußen und tief im Meer
stellt sich immer mehr als ein ökonomischer und technologischer
Irrläufer heraus“, heißt es in einer Analyse der Verbraucherzentrale
Bundesverband. Bisher plant die Bundesregierung in Nord- und Ostsee bis
zum Jahr 2020 Anlagen mit einer Leistung von 10 000 Megawatt. Derzeit
sind es erst 200 Megawatt.


Für die Windbranche bleibt die Stromgewinnung auf hoher See
unverzichtbarer Bestandteil der Energiewende. Anders sei das Ziel, bis
zur Jahrhundertmitte 80 Prozent des Stroms auf regenerativer Basis zu
erzeugen, nicht erreichbar, sagt Martin Schmidt, Geschäftsführer der
Windcomm Schleswig-Holstein aus Husum, dem Dachverband der Windbranche im Norden.


Unterdessen hat Deutschland im vergangenen Jahr so viel Strom ins Ausland exportiert wie zuletzt vor fünf Jahren.


Seite 6:




„Technologischer Irrläufer“

Verbraucherschützer halten See-Strom für nicht finanzierbar / Windbranche warnt vor verspielten Chancen

Husum/Berlin

Sie gelten als die wichtigsten Hoffnungsträger der Energiewende –
doch ausgerechnet sie erhalten jetzt gehörigen Gegenwind: Führende
Verbraucherschützer fordern ein Aus für Windparks auf hoher See. Eine
neue Analyse der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin bescheinigt
den Offshore-Kraftwerken sowohl wirtschaftlich als auch technisch zu viele Unwägbarkeiten.


„International wird sich allenfalls Seewind in Küstennähe
durchsetzen, was aber in Deutschland wegen des Wattenmeers nicht infrage
kommt“, schreibt der Energieexperte des Verbands, Holger Krawinkel, in
dem Papier. „Der Bau von Seewindanlagen weit draußen und tief im Meer
stellt sich immer mehr als ein ökonomischer und technologischer
Irrläufer heraus, aus dem nicht einmal industriepolitisches Kapital
geschlagen werden kann. Je schneller ein Ausstieg, umso geringer die
negativen Folgen für die Kosten und für die Energiewende insgesamt.“


Krawinkel war vor seinem Wechsel zum Bundesverband der Verbraucherzentralen 2004 Vorstand der Energiestiftung Schleswig-Holstein. In den 80er Jahren hatte der Offshore-Kritiker
in der dänischen Energiebehörde gearbeitet. „Da habe ich gesehen, wie
man eine Energiewende professioneller machen kann als hier.“ Bei einem
Ökostrom-Anteil von 40 Prozent seien die Förderkosten pro Verbraucher in Dänemark weit geringer.


Krawinkel erwartet hierzulande weiter steigende Stromkosten, da die
auf den Strompreis aufgeschlagene Umlage zur Förderung erneuerbarer
Energien von 5,277 Cent je Kilowattstunde im Herbst auf über sechs Cent
steigen könnte. Damit überstiegen die Ökostrom-Förderkosten erstmals die Schwelle von 200 Euro pro Durchschnittshaushalt im Jahr. Eine Studie im Auftrag des Berliner Think-Tanks
Agora Energiewende hält Ersparnisse von bis zu zwei Milliarden Euro pro
Jahr für möglich, konzentriert sich die Energiewende auf Solar- und
Wind an Land.


Widerspruch kommt von der Windcomm Schleswig-Holstein
in Husum, dem Dachverband der Windbranche im nördlichsten Bundesland.
„Würde man die Thesen von Herrn Krawinkel umsetzen, könnte die
Energiewende nicht gelingen“, warnt Geschäftsführer Martin Schmidt. Das
Ziel der Bundesregierung, bis 2050 80 Prozent des Strombedarfs
regenerativ zu decken, sei ausschließlich an Land nicht erreichbar. Vor
allem drohe insbesondere dem Norden ein hohes Arbeitsplatz-Potenzial verlorenzugehen. „Gerade Häfen in Schleswig-Holstein
nähme man damit enorme Entwicklungsgrundlagen. Wir reden da etwa über
Helgoland, Husum, Brunsbüttel oder Büsum.“ Derzeit hängen laut Windcomm-Schätzung inklusive Zulieferer rund 1000 Jobs in Schleswig-Holstein vom Offshore-Geschäft ab. Für den Betrieb der sieben bisher vor Schleswig-Holsteins Küsten genehmigten Windparks geht Schmidt von mindestens 250 Service-Technikern aus sowie von weiteren 250 Arbeitsplätzen in der maritimen Logistik. Zwar sieht der Windcomm-Geschäftsführer Kostensenkungs-Potenziale
in der Energieerzeugung auf hoher See. Dazu müssten die Betreiber aber
praktische Erfahrungen sammeln. Deshalb sei ein zügiger Baubeginn der
Parks wichtig. Der Start werde jedoch umso länger dauern, wenn neue
Zweifel gesät würden. Schmidt: „Eine Finanzierung eines Offshore-Windparks braucht zwei bis drei Jahre im voraus Verlässlichkeit.“ Studien halten etwa für die Offshore-Logistik
innerhalb von fünf bis zehn Jahren Kostensenkungen zwischen 20 und 30
Prozent für möglich. Schmidt warnt vor Vergleichen zwischen Deutschland
und Dänemark oder Großbritannien: Dort stünden die Parks bereits sieben
Kilometer vor der Küste und in einer Tiefe von maximal zehn Metern. „In
Deutschland hingegen hat man sich aus Akzeptanzgründen für die
Außenwirtschaftszone als Standort entschieden – das bedeutet eine Tiefe
von 20 bis 30 Metern und eine Entfernung von 30 Kilometern zur Küste.“


Für Schleswig-Holsteins Energiewendeminister
Robert Habeck ist ein Verzicht auf Offshore keine Option: „Die
Energiewende wird am besten gelingen, wenn wir einen austarierten Mix an
Erneuerbaren Energien haben.“ Dazu gehören für den Grünen-Politiker „alle Erzeugungsformen mit ihren jeweils eigenen Stärken, also auch die Offshore-Windenergie mit ihren vielen Volllaststunden“. Allerdings sieht Habeck die Offshore-Energie in der Pflicht, „künftig einen größeren Beitrag zur Kostensenkung zu leisten“.


Bisher wird in Deutschland auf See nicht einmal ein Prozent der
Strommenge erzeugt wie durch Rotoren an Land. Bis 2020 sind in Nord- und
Ostsee Anlagen mit einer Leistung von 10 000 Megawatt geplant, bis 2030
sollen es 25 000 Megawatt sein. Vor Schleswig-Holstein im Bau befinden sich die Parks Meerwind nordöstlich von Helgoland, Nordsee-Ost nordwestlich von Helgoland und Dan-Tysk
nordwestlich von Sylt. Eine offshore erzeugte Kilowattstunde wird dem
Produzenten acht Jahre lang mit 19 Cent vergütet, eine an Land erzeugte
mindestens fünf Jahre lang mit neun Cent.
Frank Jung






[editiert: 04.04.13, 00:05 von Claudia]
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Claudia

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BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 04.04.13, 00:08  Betreff: Re: Verbraucherschützer fordern Stopp für Offshore-Parks. WZ vom 03.04.2013  drucken  weiterempfehlen

Kommentar von Seite 2:




Keine Alternative erkennbar

Böse Überraschungen sind nicht ausgeschlossen – aber ein Totalverzicht auf Offshore-Windparks würde zu weit führen

Frank Jung

Keine Frage: Die Offshore-Windparks sind eine
empfindliche Stelle der Energiewende. Vieles rund um ihren Betrieb ist
mangels verwirklichter Anlagen noch offen, manche Überraschung noch
denkbar. Obendrein handelt es sich im Vergleich zu Rotoren an Land um
eine teure Alternative. Nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für
Stromkunden: Mehr als doppelt so hoch wie Wind vom Land vergütet das
Erneuerbare Energiengesetz Kilowattstunden von hoher See. Dass
Verbraucherschützer bei den Kosten zu Sensibilität aufrufen, ist ihre
Aufgabe. Ein Aufruf zum totalen Verzicht jedoch führt zu weit.


Notwendig ist bei dem Jahrhundertprojekt Energiewende eine breite und
langfristige Perspektive. Und aus der lässt sich keine Alternative zur
Offshore-Technik erkennen. Windmühlen an Land
werden das Potenzial von Rotoren draußen vor dem Deich nie auffangen
können. Bei Verlässlichkeit und Stärke ist der Wind über See dem über
Land nun mal um ein Vielfaches überlegen. Selbst wenn man dagegen
anarbeiten wollte: Dann müsste das Binnenland bis zur Unerträglichkeit
zugespargelt oder mit Photovoltaikplatten gepflastert werden. Die Sorge
davor hat für Otto Normalbürger ähnliches Gewicht wie vor teurerem
Strom. Abgesehen von dem wirtschaftlichen Risiko, das eine vollgestellte
Landschaft für Tourismusländer wie Schleswig-Holstein
bedeuten könnte. Umgekehrt spricht gerade aus Sicht der Küstenländer
wirtschaftlich viel für Investitionen in Kraftwerke auf hoher See. Sie
bieten Chancen für Wertschöpfung. Je mehr es davon gibt, desto eher
lässt sich eine höhere Stromrechnung begleichen. Langfristig wird sie um
so weniger steigen, je unabhängiger wir von fossilen Energieträgern
werden. Sie sind endlich. Weshalb zudem ihr Preis auf Dauer steigt.


Windkraft an Land oder Photovoltaik waren in ihren Pionierjahren auch
mit Ungewissheit und sehr hohen Kosten behaftet. Hätte man deshalb auf
sie verzichtet – man könnte die Energiewende heute nicht mal einleiten.
Das ist das beste Argument, um jetzt eine Anschub-Finanzierung in die heute neue Offshore-Technik zu ertragen. Die Erfahrung zeigt: Mit der Reife werden auch hier die Einsparpotenziale wachsen.







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