Westküstentrasse: Erdkabel chancenlos
Heide/Husum /rp
Befürchteter Wertverlust von Immobilien, mögliche Gesundheitsschäden
und eine verschandelte Landschaft – das wollen die Gegner der
überirdisch geplanten Westküstentrasse nicht hinnehmen. Im „Dialog“ im
Heider Kreishaus machten vor allem Nordfriesen Front gegen die
380-Kilovolt-Leitung von Niebüll über Husum,
Heide und Barlt nach Brunsbüttel. Die Stromader soll vor allem
Windenergie abführen und bis 2018 stehen. Sie ist Teil der Energiewende.
Deshalb auch hatte das zuständige Ministerium der Landesregierung in
die Dithmarscher Kreisstadt eingeladen. Auf dem Podium saßen Fachleute,
ihnen gegenüber die Gegner des Vorhabens. Sie fordern ein Erdkabel statt
der Leitung an rund 80 Meter hohen Masten.
Es war nicht das erste Bürgergespräch, aber eines der emotionalsten.
Denn den Gegnern läuft die Zeit weg. Am 13. Juni sollen in Husum die
Ergebnisse aus 15 Diskussionsrunden mit den Bürgern in eine endgültige
Form gegossen werden.
„Wir brauchen die Leitung, um die Energiewende voranzubringen“,
unterstrich Dr. Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Umweltministerium die
Bedeutung. Und: Eine 110-KV-Leitung genüge
nicht. Denn immerhin gilt es, ergänzend zu bestehenden Stromtrassen 2700
Megawatt Windenergie von den Produktionsstandorten in Dithmarschen und
Nordfriesland abzutransportieren. Längst ist es eng, denn schon jetzt,
so Nestle, müssten Windkraftanlagen immer wieder abgekoppelt werden,
weil für den von ihnen erzeugten Strom kein ausreichendes Netz zur
Verfügung steht.
Grundsätzlich stehen auch Initiativen wie „Eiderstedt unter
Höchstspannung“ zur Energiewende. Doch deren Vertreter ließen sich von
ihrer Forderung nach einem Erdkabel nicht abbringen.
Wirtschaftlichkeit zählt
Und dies dürfte kaum Chancen auf Realisierung haben. Erdkabel, mit
Gleichstrom betrieben, gelten nur über lange Distanzen zwischen zwei
Einspeisepunkten als rentabel. Die Strecke von Niebüll bis Brunsbüttel
gilt mit 150 Kilometern Länge nicht als ausreichend. Vor allem aber die
benötigte Vielzahl von Konverterstationen an den einzelnen Windparks sei
kontraproduktiv, wie Dr. Sascha Falahad von der Bundesnetzagentur
betonte.
Für die Gegner wie den Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Lorenz
Jarass ist dies eine Vorfestlegung auf ein Verfahren. Die Alternative
sei nie wirklich geprüft worden, kritisierte er.
Auch die Leistung der Trasse wird angezweifelt, sie ist vielen zu groß.
Dagegen ergriff Energiewendeminister Dr. Robert Habeck das Wort: „Der
Bedarf ist so präzise wie nur möglich errechnet worden.“