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Streit um Super-Benzin
E10 lässt die Preise für Ackerland explodieren
Tank oder Teller? Diese Frage hat neuen Auftrieb erhalten, seitdem an Deutschen Zapfsäulen der Treibstoff E10 angeboten werden muss. Mit besten Absichten der Bundesregierung: Durch die Beimischung von zehn Prozent Bioetahnol soll der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid vermindert und der Verbrauch von fossilen Rohstoffen gebremst werden. Doch ausgerechnet Umweltschutzorganisationen rufen die Autofahrer jetzt auf, den neuen Kraftstoff zu boykottieren.
Nicht etwa weil einige Autos den Saft nicht vertragen, sondern weil die Natur und die traditionelle Landwirtschaft darunter leiden. "Die Produktion des Bioethanols ist hochproblematisch, weil dafür in andern Ländern Regenwälder abgeholzt werden, und auch bei uns die bäuerliche Landwirtschaft das Nachsehen hat", erklärt Ina Walenda vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Schleswig-Holstein. Sie hält E10 für eine "Mogelpackung im Ökogewand". Auch Martin Hofstetter von Greenpeace warnt: "Je mehr Sprit aus Pflanzen hergestellt wird, umso knapper werden die Flächen in Deutschland und auch weltweit."
Pachtzinsen für Böden steigen rasant
Die Knappheit der Flächen bekommen die schleswig-holsteinischen Bauern schon heute zu spüren. Die Pachtzinsen für landwirtschaftliche Böden steigen rasant - und zwar überall dort, wo zum Beispiel Milchbauern in Flächenkonkurrenz zu Energiebauern stehen. Das ist nicht nur bei der Biogasproduktion sondern auch bei der Bioethanolgewinnung der Fall. Denn dieser Agrokraftstoff wird durch alkoholische Gärung aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen hergestellt - etwa Mais, Getreide, Zuckerrüben. Bundesweit werden derzeit mehr als zwölf Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Bioenergieproduktion genutzt. In Schleswig-Holstein beträgt der Biomaisanbau 95.000 Hektar (von 600.000 Hektar Ackerfläche). Noch wandern diese Energiepflanzen vorwiegend in Biogasanlagen und führen in deren weitem Umkreis zu Preissteigerungen von bis zu 100 Prozent. "Der Bodenmarkt ist leergefegt", berichtet Klaus Dahmke vom Bauernverband in Rendsburg. "Energiebauern bieten teilweise bis zu 800 Euro pro Hektar, das schafft ein Milchbauer nicht", so Dahmke.
Die Ethanolherstellung kann nach Ansicht von Experten den Ausverkauf dieser für die Nahrungsmittelproduktion genutzten Ackerflächen weiter verschärfen. So landet schon heute rund ein Sechstel der Rüben, die "Nordzucker" jährlich verarbeitet, in der Bioethanol-Produktion. "Will man den E10-Bedarf in Europa selbst befriedigen, muss man zwangsläufig neue Ackerflächen hinzugewinnen - was nur auf Kosten der Umwandlung von Grünland möglich ist", warnt auch der Landesnaturschutzverband.
Maispreis in den USA um 50 Prozent gestiegen
Und nicht nur die Konkurrenz um die Flächen verschärft sich. Der Energiepflanzenboom verteuert auch die Nahrungsmittel. So trieb die gestiegene Ethanolnachfrage den Maispreis in den USA um 50 Prozent in die Höhe. Mexiko, das Ursprungsland des Mais, muss inzwischen über Dreiviertel seines Bedarfs aus den USA importieren. Faktisch hat sich der Nahrungsmittelpreis inzwischen an den Ölpreis angekoppelt - mit gravierenden sozialen und ökologischen Folgen, die aus Sicht der Umweltverbände dagegen sprechen, die Energiepflanzen als Benzinersatz zu nutzen.
Autofahrer stecken jetzt in der Klemme: Wer kein E10 im Tank haben will, muss 98-Oktan-Super Benzin tanken und für den Liter je nach Anbieter fünf bis acht Cent mehr bezahlen.
(kim, shz)
Leserkommentare
... haben noch 2,5 ha Land in Weesby meistbietend abzugeben :-P
Da stehen auch noch Bäume, die sich der Kreis abholen kann um sie an die Betonstraße zu pflanzen...
Das mit dem Landverbrauch zu Lasten der Anbauflächen für Lebens- und Futtermittel ist sicher richtig. Den Preis werden wir alle zahlen. Plus die Natur (Tiere, Vögel) geht den Bach runter bei den quadratkilometerweisen Mono-Mais-Kulturen.
Was diesen bescheuerten Quatsch mit dem Biokraftstoff angeht, wer das tankt, hat selber schuld !
Es ist erwiesen, dass durch das Tanken dieses neuen E 10-Gemischs ein Mehrverbrauch von im Schnitt 0,6-1 liter pro 100 km entsteht.
Bei meinem Auto (Pixo von Nissan) lohnt sich auf jeden Fall das Tanken des teureren superkraftstoffs, weil ich mit meinen 35 Liter Tankinhalt weit über 600 km komme.
Schon die Höchstsubventionierung der Biogasanlagen durch die EU hat dazu geführt, dass Wahnsinnspreise für Ackerland bezahlt wurden. Mir wurde berichtet, dass sogar bis zu 1000.- € pro Hektar geboten wurden bei entsprechend guter Lage.
Mir persönlich wäre es sogar sehr lieb wenn die Energiebauern die Milchbauern verdrängen würden, denn wo keine Küphe mehr da ist auch keine stinkende Gülle mehr. Seit Tagen haben wir tiefgefrorenen Boden, das hält die Umwelvernichter Bauern aber nicht davon ab ihre stinkende Brühe aufs Land zu fahren, es kümmert sie einen Scheiß ob es verboten ist oder nicht. Anzeigen nimmt die Polizei schon gar nicht mehr auf.
Deshalb bin ich für Mais-, Getreide- und Rübenanbau zum Zwecke der Energiegewinnung.
Es kann nicht sein, dass es subventioniert wird, dass Lebensmittel " vergast" werden und es so viele Kinder gibt, die nix zu Essen haben !
Die durchgeknallten Grünen werden es nie begreifen. Diese Leute sind total lernresistent. Das Motto sollte sein: "Erst denken, dann die Umweltvernichtung lenken." Die grünen Fehlleistungen nehmen kein Ende. Erst veranlasst Ex-Minister Trittin Castor-Transporte, gegen deren Durchführung dann der grüne Mop jetzt die Gleise blockiert. Eine Ex-Ministerin Höhn genehmigt in NRW den Bau und Betrieb des größten Braunkohlekraftwerks Europas. Jetzt lamentiert sie, daß dieses Kraftwerk viel CO2 ausstößt. Warum hat sie denn diese Dreckschleuder genehmigt? Um die Umwelt zu schützen oder zu vernichten? Danach wird uns die Energiesparlampe als Heilsbringer aufgezwungen, die eine reine Quecksilberbombe darstellt. Eine Öko-Bilanz für diese Gift-Schleuder existiert bis zum heutigen Tag nicht. Weder die Grünen noch die Hersteller können exakt angeben, ob die Energiesparlampe Strom spart oder sogar kostet.
Der letzte Grünen-Kracher ist der Supersprit E10. Diese Superleistung gehört ins Guiness-Buch der Rekorde, Abteilung "Die dümmsten Politiker der Welt". Wo ist hier der Umweltschutz, wenn Nahrungsmittel in Sprit umgewandelt werden und deswegen Menschen verhungern müssen. Ist es Umweltschutz, wenn Urwälder für den Anbau von Sprit-Pflanzen gerodet und die Tierwelt vernichtet wird? Ist es ökologisch sinnvoll, die Motoren mit E10 schrottreif zu fahren, um dann mit hohen Energie- und CO2-Aufwand neue Ersatzmotoren anzufertigen? Auch beim E10 ist die Öko-Bilanz unvollständig und damit falsch. Diese Grünen Umweltvernichter sind absolut unfähig, ihre dogmatisierten Umwelt- bzw. Klimaprojekte sauber durchzudenken. Die dringendste Maßnahme des Augenblicks heißt: Stoppt E10. Die politisch Kaste in unserem Land ist verantwortlich für die enormen Kollareralschäden. Wegen E10 sterben Menschen und Tiere, ganze Landschaften werden vernichtet. Egal. Für E10 gehen Klimaschützer über Leichen, oder? Es ist doch ganz einfach: je weniger Menschen und Tiere, desto weniger CO2.
und dieses werden wir noch brauchen, aber nicht um damit durstige Blechkarossen in Bewegung zu halten, sondern auf lange Sicht gesehen...30-50 Jahre...werden wir die Ackerflächen selbst für unser Überleben benötigen.
Durch den Klimawandel wird der Golfstrom sich so weit abschwächen, das wir in dem genannten Zeitraum Winter bekommen werden, wie wir es uns noch nicht vorstellen können. So daß sowieso die Kornerträge gewaltig schrumpfen werden in Zukunft. Da wird es kein Land mehr geben, um es für "Biosprit" zu vergeuden.
Ackerflächen sollten dafür genutzt werden, um die Ernährung zu sichern -die der Menschen und nicht der Autos.
Habe ich etwas verschlafen oder sind die Grünen tatsächlich wieder bundes- oder landespolitisch am Ruder?
Die E10-Verordnung ist nichts weiter als ein Beitrag zur Existenzsicherung der Landwirte und daran haben diesmal die Grünen nicht den geringsten Einfluss.
Eine Beimischung von Bio-Aethanol ist auch nicht umweltfreundlich.
Bio-Alkohol produziert bei der Verbrennung H2O und CO2.
Kein Wunder,dass die Preise für landw.Flächen explodieren.
Das Gesetz zur Beimischung haben nicht die Grünen verzapft !!
Ich verbrenne Bio-Aethanol bis auf weiteres nur in meinem Kamin.
Für Motoren ist dieser Ersatzbrennstoff absolut ungeeignet;jedenfalls heute noch.
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Erst fordern die sogenannten Grünen und die sogenannten Umweltverbände die grüne Energie und nun, wo mehr als ein zwei Liter hergestellt werden, ist es wieder ganz doll schlimm. Verlogener kann man nicht sein! Bei 82 Millionen Einwohnern und einer riesigen Industrie wird es nicht ausreichen, wenn wir Altbauer Müllers Plumpsklo zur Biogasanlage umbauen. Selbst der Mist den die Grünen fabrizieren reicht da nicht. Kalle von kalleskoppel.de