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Bollwerke mit "Klimazuschlag" gegen kommende Jahrhundertfluten. WZ vom 18.12.2008

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 20.12.08, 00:52  Betreff: Bollwerke mit "Klimazuschlag" gegen kommende Jahrhundertfluten. WZ vom 18.12.2008  drucken  weiterempfehlen



Bollwerke mit „Klimazuschlag“ gegen kommende Jahrhundertfluten

Die Saison der Stürme – der Norden hat sich an die Jahreszeit gewöhnt. Und trotzdem blicken die Schleswig-Holsteiner
nicht ganz sorglos auf ihre Deiche. Denn der Meeresspiegel steigt, die
Fluten laufen höher auf. Mit einem Generalplan rückt das Land dem
auflaufenden Wasser zu Leibe. Die Landesschutzdeiche werden verstärkt,
mit eingerechnet ein „Klimazuschlag“.

Kiel/sh:z

– Gondoliere fahren in den Straßen von Itzehoe, paddeln über der Wilstermarsch – vor fünf Jahren hatte der in Schleswig-Holstein
lebende Lyriker Günter Kunert (79) diese düstere Vision zu Papier
gebracht. Abwegig? Von wegen – der Klimawandel ist allgegenwärtig. Erst
kürzlich schlugen Wissenschaftler Alarm: In der Arktis war der Herbst
so warm wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn. Das Eis schmilzt im
Rekordtempo dahin. Und der Meeresspiegel steigt unaufhörlich – auch an
den Küsten Schleswig-Holsteins.


„Das geschieht zwar langsam, aber mittlerweile nehmen die Menschen
die Entwicklung ernst“, sagt Dietmar Wienholdt (56), Leiter der
Abteilung für Küstenschutz im schleswig-holsteinischen
Umweltministerium in Kiel. Das Land zwischen den Meeren sieht allen
Grund, durch Deichverstärkung mit der Bedrohung mitzuhalten: Knapp ein
Viertel der Landesfläche sind überflutungsgefährdete Niederungen, in
denen 340 000 Einwohner leben und Sachwerte von 47 Milliarden Euro
geschützt werden müssen.


1190 Kilometer misst die Küstenlinie Schleswig-Holsteins,
davon werden 431 Kilometer durch Landesschutzdeiche gegen das Meer
abgeschirmt. Seit der verheerenden Sturmflut von 1962 sind bereits 1,7
Milliarden Euro in die Bollwerke des Landes gegen das Meer gepumpt
worden. Weitere 294 Millionen Euro sollen in den nächsten zehn Jahren
allein in den Deichbau gesteckt werden. Erst im Spätsommer wurde mit
Deichverstärkungen auf der Insel Föhr begonnen und im Herbst der neue
Landesschutzdeich Falshöft am Südufer des Eingangs zur Flensburger
Förde eingeweiht.


Grundlage dieser Projekte ist der bereits 2001 verabschiedete
„Generalplan Küstenschutz“. In diesem sind neue Anforderungen
festgeschrieben. So müssen die Landesschutzdeiche nicht nur höher als
die bisher bekannten Sturmflutwasserstände sein. Vielmehr muss der
Deich auch den bei stürmischer See auflaufenden Wellen genügen. Ganz
oben drauf wird noch der „Klimazuschlag“ hinzugerechnet – und der
beträgt für die Westküste 50 Zentimeter, für die Ostküste 30
Zentimeter. „Vor dem Hintergrund, dass der UN-Klimarat
von einem Meeresspiegelanstieg von 18 bis 59 Zentimeter bis zum Jahr
2100 ausgeht, befinden wir uns damit in einer relativ günstigen
Situation“, meint Wienholdt.


Mit dem „Generalplan Küstenschutz“ hatte sich gezeigt, dass 110
Kilometer der Landesschutzdeiche dringend verstärkt werden müssen. „30
Kilometer haben wir bereits geschafft, 80 Kilometer sind noch übrig“,
so Wienholdt. Ursprünglich waren dafür 20 weitere Jahre vorgesehen.
Doch die Minister von Bund und Ländern hätten jetzt beschlossen,
künftig mehr Mittel pro Jahr für den Küstenschutz zur Verfügung zu
stellen. „Damit könnten wir es fast in der Hälfte der Zeit schaffen“,
erklärt der Küstenschutz-Chef des Landes.


Der Norden führt damit das fort, was die Menschen hier bereits seit
dem hohen Mittelalter machen: Deiche verstärken, sich gegen das Meer
erwehren. Und oft siegte das Meer: Nicht nur bei den großen
„Manndränken“ 1362 und 1634. Auch Mitte Februar 1962 drang das Meer
weit ins Land hinein: 70 Kilometer der Festlandsdeiche wurden zerstört,
80 Kilometer beschädigt. So brachen in Nordfriesland die Deiche im
Uelvesbüller Koog auf Eiderstedt und dem unbewohnten Dockkoog vor Husum.


Schleswig-Holstein reagierte: Der erste
Generalplan Küstenschutz wurde verabschiedet. Mit Recht: Am 3. Januar
1976 brachte die Sturmflut die höchsten bis dahin gemessenen
Pegelstände: In Hamburg zeigte der Pegel 6,45 Meter über Normalnull
(NN), in Büsum 5,16 Meter und in Husum 5,66 Meter. Doch die
verbesserten Deiche und neuen Sperrwerke hielten stand. Nur im
Dithmarscher Christianskoog und in der Haseldorfer Marsch im Kreis
Pinneberg brachen noch die Deiche, die dort noch im alten Zustand
waren. Knapp sechs Jahre später wurde aber auch diese „Jahrhundertflut“
von der „Nordfrieslandflut“ am 24. November 1981 an den Küsten des
nördlichen Kreisgebietes von Nordfriesland erneut übertroffen. Größere
Schäden gab es diesmal nicht.


Die Deiche wuchsen mit den Fluten von einer Kronenhöhe knapp über
vier Meter im 16. Jahrhundert bis auf mehr als acht Meter in diesem
Jahrhundert. Noch gibt es Reserven, um die Bollwerke gegen das Meer
weiter zu erhöhen. Doch setzt der Untergrund Grenzen. Irgendwann würde
angesichts des Gewichtes ein Deich sacken. „Bis zu einem
Meeresspiegelanstieg von zwei Meter können wir mit herkömmlichen
Methoden reagieren“, so die Einschätzung von Wienholdt. Und wenn der
Spiegel noch weiter steigt? „Dann müssen wir uns nach alternativen
Lösungen umsehen“, sagt der Küstenschutz-Chef.


Wolfgang Blumenthal






Im Anhang die Baumaßnahmen zur Verstärkung 2008/2009






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