Deutschlands Probleme mit dem Müll
Nachhaltigkeitsstudie sieht Bundesrepublik auf Rang 6
/ Schweden Erster, Mexiko Letzter
New York
Deutschland
gehört einer Studie zufolge zu den nachhaltigsten Industriestaaten der Welt,
hat aber noch erheblich Luft nach oben. In einer internationalen Untersuchung
der Bertelsmann-Stiftung kam die Bundesrepublik auf Platz sechs von 34 OECD-Staaten.
Während die Deutschen unter anderem mit sozialer und innerer Sicherheit punkten
konnten, gab es an anderer Stelle Schwächen – etwa im Umweltschutz. Ganz vorn
landete Schweden, ganz hinten Mexiko.
Ende des Monats sollen bei einem UN-Gipfel in
New York die sogenannten Nachhaltigkeitsziele verabschiedet werden. Deshalb
verglichen die Wissenschaftler für die Studie 34 Staaten anhand von 34
Kriterien miteinander. Dazu zählten Umweltschutz und Wachstumsaussichten, aber
auch Kriminalität und Sozialsystem. Die fünf bestplatzierten Länder sind
Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und die Schweiz, am schlechtesten
schnitten Griechenland, Chile, Ungarn, die Türkei und Mexiko ab. Stiftungschef
Aart De Geus sagte: „Wir können in der Analyse erkennen, wo (...) die
Industriestaaten bereits jetzt Gefahr laufen, die neuen Nachhaltigkeitsziele zu
verfehlen.“ Deutschland ist bei vielen Punkten vorn mit dabei, gerade im
Umweltbereich gibt es aber erhebliche Mängel. So verursacht jeder Deutsche der
Studie zufolge 614 Kilo Müll pro Jahr – der Schnitt liegt bei gerade 483 Kilo,
und ein modernes Industrieland wie Japan produziert nur etwas mehr als die
Hälfte des Pro-Kopf-Abfalls der Deutschen. Ganz hinten sind die Schweiz und die
USA, an letzter Stelle Dänemark mit 751 Kilogramm Müll.
Auch die
deutsche Landwirtschaft ist laut Gutachtern nicht besonders ökologisch. Pro
Hektar würden 94 Kilo zu viel Nitrate und Phosphate auf die Äcker gebracht, das
könne die Böden schwer schädigen. Auch die Luft ist längst nicht so sauber, wie
sie sein sollte: Bei der Feinstaubbelastung liegt Deutschland auf Platz 27 von
34. Zudem beute die Bundesrepublik auch ihr Grundwasser zu sehr aus und
vernachlässige den Schutz bedrohter Arten. Ein Kritikpunkt außerhalb des
Umweltschutzes: Deutschland müsste mehr Geld für seine Infrastruktur ausgeben.
Dass Deutschland trotzdem auf den
sechsten Platz kommt, liegt an Wirtschaft und Sozialem: So sei das Wachstum
hoch und nachhaltig (Platz 6), die Arbeitslosenquote (6) ebenso gering wie die
Armutsquote (4) und die soziale Absicherung vorbildlich. Die Gefahr, Opfer
eines Tötungsdelikts zu werden, sei sehr gering (0,7 je 100 000 Einwohner,
Platz 6). Auch die hohe Zahl an Naturschutzgebieten gereicht den Deutschen in
der Untersuchung zum Vorteil. Besonders gut ist die Ingenieursnation auch bei
Forschung und Entwicklung.
Chris Melzer