WZ vom 04.09.2013:
Thierses Vater und die „Kostbarkeit freier Wahlen“
Berlin /dpa
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse
(69) hat sich mit einem persönlichen Appell zur Beteiligung an
Wahlen aus dem Parlament verabschiedet. Er erinnere sich an seinen
Vater, sagte der SPD-Politiker gestern in der
voraussichtlich letzten Plenarsitzung vor der Wahl. „Er hat nie wirklich
frei wählen können.“ Volljährig und damit wahlberechtigt sei sein Vater
zu Beginn der NS-Zeit am 31. Januar 1933
geworden, gestorben sei er Anfang März 1990 und damit vor der ersten
freien Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990. „Sein Beispiel
erinnert mich immer wieder an die Kostbarkeit freier Wahlen. Und es
macht mich traurig und wütend, wie viele auf ihr Wahlrecht verzichten“,
sagte Thierse. „Denn aus unserer Geschichte wissen wir doch: Es wird
gefährlich für die Demokratie, wenn Desinteresse, Unzufriedenheit,
Verdruss der Vielen mit Demokratieverachtung von Eliten zusammentrifft.“
Thierse hört nach 23 Jahren im Parlament auf. Er war von 1998 bis 2005
Bundestagspräsident und seitdem Vizepräsident des Parlaments.