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Die Folgen grenzenloser Ausbeutung. WZ vom 09.06.2010

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Autor Beitrag
Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 09.06.10, 17:36  Betreff: Die Folgen grenzenloser Ausbeutung. WZ vom 09.06.2010  drucken  weiterempfehlen

Die Folgen grenzenloser Ausbeutung

Ölkatastrophe im Golf von Mexiko: Respekt
gegenüber allem Leben könnte die Politik zukünftig nachhaltiger machen

Hast du das Loch schon gestopft, Daddy?“, fragt Malia Obama ihren
Vater, als der sich morgens rasiert. Der Präsident und
Friedensnobelpreisträger erwähnt das bei einer Pressekonferenz und alle
spüren die Hilflosigkeit der Erwachsenenwelt. Eine unsinkbare
Ölplattform ist explodiert, Ventile am Meeresboden hielten nicht, was
man sich von ihnen versprochen hatte, die Kontrollbehörden versagten und
sind korrupt. Währenddessen kann alle Welt im Internet per Livestream
sehen, wie das Öl weitersprudelt.


Noch im März hatte Obama ein altes Projekt seines Vorgängers Bush
umgesetzt und neue Öl-Fördergebiete in sensiblen
Meeresgebieten zur Ausbeutung durch die Konzerne freigegeben. Das
betraf vor allem Gebiete in Alaska und auch im Golf von Mexiko.
Inzwischen sind für sechs Monate alle Tiefsee-Bohrungen
wieder kassiert. Nachholende Fürsorge, nachdem die größte Ölkatastrophe
der USA eingetreten ist.


Im letzten amerikanischen Wahlkampf waren die Republikaner noch mit
dem Schlachtruf „Drill, baby, drill!“ angetreten und hatten für eine
Ausweitung der Erdölförderung geworben. Typisch für das Verhalten
gegenüber dem Meer: Guckt man auf den Niedergang der Fischbestände oder
den Wettlauf in den Polargebieten um neue Rohstoffquellen, bietet sich
das gleiche Bild hemmungsloser Ausbeutung. Die Meere werden weltweit
intensiv industriell genutzt. Wenn sie nicht ausgeräubert werden, dienen
sie als Müllhalde. Nach einer Studie der Vereinten Nationen befinden
sich in einem Quadratkilometer Meeresfläche 13 000 Plastikteile –
weltweit. Die Konsumgesellschaft müllt das Meer zu mit Zahnbürsten,
Einmalrasierern und CD-Hüllen.


Zugleich aber ist das Meer ein Wert an sich. Im Sommer sitzen wir an
seinem Ufer und fühlen uns unglaublich wohl. Wir haben Respekt vor ihm,
aber es fasziniert uns auch. 361 Millionen Quadratkilometer Geheimnis,
über 70 Prozent davon Tiefsee, über die wir weniger wissen als über die
Oberfläche des Mondes. Umso mehr bestaunen wir jedes Foto von
ungewöhnlichen Lebensformen, die sich dort aufhalten.


2004 veröffentlichte Frank Schätzing das Buch „Der Schwarm“ – einen
Thriller, ja eine Apokalypse, in dem sich das Meer rächt für die
Zerstörung durch den Menschen. „Haben die Meereslebewesen nicht allen
Grund zu schlechter Laune?“ schrieb damals eine Tageszeitung. Aber zu
solchen „Die-Natur-schlägt-zurück“-Szenarien müssen wir gar nicht greifen. Was
wir derzeit im Golf von Mexiko erleben, ist keine Antwort der Natur an
uns, sondern ein Blick in den Spiegel, der die hässliche Fratze unserer
Gier zeigt.


„Alles, was ich kenne und liebe ist in Gefahr“, sagte jüngst der
demokratische Abgeordnete Charlie Melancon aus Louisiana in einem der
vier laufenden Untersuchungsausschüsse zur Ölkatastrophe. Ein Besinnen
auf das, was wir lieben, und Respekt gegenüber allem Leben könnte die
Politik zukünftig besser beraten – um dem Meer eine Chance zu geben.
Thomas Schaack








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