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Die Natur lässt nicht mit sich handeln. WZ vom 07.11.2014

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 07.11.14, 23:52  Betreff: Die Natur lässt nicht mit sich handeln. WZ vom 07.11.2014  drucken  weiterempfehlen

Die Natur lässt nicht mit sich handeln
Die Menschheit kann die Erderwärmung noch eindämmen – doch politische Beruhigungspillen wie CCS helfen nicht

Eine marode Infrastruktur, demografischer Wandel und leere Haushaltskassen – Schleswig-Holstein steht vor einer Zukunft voller Ungewissheiten. An dieser Stelle erklären in dieser Woche ausgewählte Referenten der „Grünen Zukunftswerkstatt“, wie sie sich unser Land im Jahr 2050 vorstellen. Heute lesen Sie hierzu den Gastbeitrag des Klima-Forschers Mojib Latif.

Das Klimaproblem ist nur ein Symptom eines übergeordneten Problems, das der Nachhaltigkeit. Was der Club of Rome 1972 über die Grenzen des Wachstums gesagt hat, gilt nach wie vor. Wir haben seitdem nichts gelernt. Der Ressourcenverbrauch ist nicht etwa gleich geblieben oder gar gesunken, er ist mit dem Wirtschaftswachstum massiv gestiegen.

Was das Klima angeht, sind die Fakten klar. Aber viele wollen nicht ernst nehmen, was die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler weltweit seit Jahrzehnten sagt. Sie suchen nach einem Strohhalm. Aber den gibt es nicht. Die Probleme sind da, sie werden sich weiter verschärfen.

Die globale Erderwärmung betrug knapp ein Grad seit 1900. Der Meeresspiegelanstieg beläuft sich auf 20 Zentimeter im globalen Durchschnitt. Wetterextreme nehmen weltweit zu. Das Arktiseis schmilzt immer weiter. Es kommt die Versauerung der Weltmeere hinzu. Wir können nicht vermeiden, dass ein Teil des CO2 im Meer verschwindet. CO2 + H2O ergibt H2CO3, das ist Kohlensäure. Die Weltmeere versauern. Ihr Säuregrad ist seit der Industrialisierung bereits um 30 Prozent gestiegen. Wenn wir immer weiter CO2 ausstoßen, dann droht uns eine ökologische Katastrophe, von deren Ausmaß wir uns keine Vorstellung machen können.

Es gibt keinen weltweiten Klimaschutz. Die politischen Verhandlungen haben Anfang der 1990er Jahre begonnen. Seit 1990 ist aber der weltweite CO2-Ausstoß um etwa 60 Prozent gestiegen. Demnächst beginnt die Weltklimakonferenz in Lima. Sie werden erleben, dass uns die Politiker nach durchgearbeiteter Nacht erzählen werden, sie seien ein gutes Stück vorangekommen. Glauben Sie das nicht. Es wird keinen Durchbruch geben. Er ist auch nicht im Entferntesten am Horizont zu erkennen.

Wir Deutsche gehen wieder verstärkt in die Kohle, der schlimmste Klimakiller überhaupt. Unser CO2 Ausstoß steigt wieder, wie kann Deutschland in der Welt dann noch glaubwürdig sein?

Dennoch können wir die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad halten bis 2100 – wenn wir es nur wollten. Aus wissenschaftlicher Sicht ist noch alles möglich. Das muss doch die Maßgabe der Politik sein. Wir können nicht mit der Natur verhandeln, so wie es politische Parteien miteinander tun. Das Klima wird sich weiter ändern. Wenn der Meeresspiegel bis 2100 einen Meter gestiegen ist, dann wird er in den darauffolgenden Jahrhunderten noch weiter steigen, wenn wir bestimmte Kipppunkte überschritten haben sogar um viele Meter.

Hin und wieder wird von negativen Emissionen gesprochen. Will heißen: Jetzt stoßen wir noch ordentlich CO2 aus, fahren dann langsam runter und gegen Ende des Jahrhunderts müssen wir negative Emissionen haben. Wie machen wir das? Wir betreiben CCS (Carbon Capture and Storage), wir verbuddeln irgendwo CO2 oder tun es ins Meer. Uns wird erzählt, das sei alles sicher. Stichwort Brunsbüttel: Da rosten jetzt schon die Atommüllfässer. CCS ist nur eine Pille. Die wird uns verabreicht, damit wir einschlafen.

Die andere Möglichkeit, CO2 aus der Luft zu entfernen, ist CE (Climate Engineering). Da wird u. a. Folgendes diskutiert: Wir kippen jede Menge Eisen ins Meer, stimulieren das Algenwachstum, wodurch CO2 gebunden wird. Oder wir geben Schwefel in die Atmosphäre. Das blockiert die Sonnenstrahlung, damit kühlen wir die Erde ab.

Sowohl CCS und CE sind nichts als wilde Behauptungen. Wir kennen das Erdsystem nicht gut genug, um zu wissen, was nach ihrem Einsatz passieren wird. Die einzige nachhaltige Lösung, um das Klima auf einem halbwegs akzeptablen Niveau zu stabilisieren, ist der massive Ausbau der erneuerbaren Energien.

Die Energiewende in Deutschland wird völlig falsch angegangen. Man versucht die erneuerbaren Energien in das Korsett der konventionellen Energien zu pressen. Das wird den Erneuerbaren nicht gerecht. Sie leben von der Dezentralität, davon, dass sie vor Ort verfügbar sind und möglichst dort genutzt werden, wo der Energiebedarf ist.

Diese dezentrale Energiewende müssen wir hinkriegen. Dazu brauchen wir eine Bewegung, einen langen Atem. Dann kann das scheinbar Unmögliche tatsächlich klappen.

Diskutieren Sie mit auf www.shz.de und www.sh.gruene.de

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