Algen fressen Klimakiller
„Chlorella vulgaris Hamburgensis“ wandelt Kohlendioxid in Biomasse um
Hamburg/mlo
– Wohin mit dem Klimakiller Kohlendioxid aus unseren Kraftwerken?
Weltweit tüfteln Forscher an Methoden, mit denen das schädliche
Rauchgas entschärft werden kann. In Hamburg sind Experten dabei jetzt
nach eigenen Angaben einen großen Schritt vorangekommen. Nach einem
Jahr Betrieb einer Pilotanlage zur Umwandlung von CO2 in Biomasse
meldeten die Wissenschaftler gestern „mehr als viel versprechende
Ergebnisse“.
Auf dem Gelände des Erdgasspeichers von E.ON Hanse in Hamburg werkelt
ein winzig kleiner Helfer an der Lösung des Klimaproblems. Die
Mikroalge „Chlorella vulgaris Hamburgensis“ wandelt in den europaweit
ersten Reaktoren dieser Art Kohlendioxid mit Hilfe von Sonnenlicht in
Biomasse um. Einfach gesagt: Die Kleinstlebewesen ernähren sich vom
Klimagas und produzieren daraus Sauerstoff sowie organische Stoffe. Die
Algenkulturen werden dann als Biodiesel oder Biogas zu neuen
Energieträgern. Das CO2 wird „gewissermaßen im Kreis gefahren. Die
Forscher der Uni Hamburg schwärmen von ihrer Wunderwaffe: „Chlorella
Vulgaris“ vermehre ich unter optimalen Bedingungen bis zu zehnmal
schneller als vergleichbare Rohstoffe wie Mais oder Raps.
Die optimalen Bedingungen für die gefräßigen Mikroalgen
herzustellen, ist das Hauptziel und auch das Hauptproblem der
Testanlage. Die Fortschritte nach zwölf Monaten Praxis stimmen die
Betreiber aber zuversichtlich. Es sei gelungen, die Lichtausnutzung um
das Zehnfache zu steigern, berichtet E.ON-Sprecher
Ove Struck. „Mit einem neu entwickelten Photobioreaktor könne wir das
volle Sonnenlicht nutzen.“ Und je mehr Licht umgewandelt wird, desto
größer die Biomasse und desto wirtschaftlicher der ganze Prozess.
Zweiter Meilenstein der Hamburger Pioniere ist eine bessere
Wachstumskontrolle der Algen. Ove Struck: „Neue wissenschaftliche
Erkenntnisse machen es möglich, Mikroalgen auch unter klimatischen
Bedingungen in Nordeuropa das ganze Jahr über im Freiland zu
kultivieren.“ Bis 2013 soll weiter getestet werden. Die Stadt und E.ON
Hanse unterstützen das Projekt mit jeweils 500 000 Euro.