IAA steht unter Strom
Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt dreht sich derzeit alles um die Elektro-Flitzer, doch wirklich erschwinglich ist für den Normalverbraucher noch kein Modell.
Die Automobilindustrie sucht ihr Heil in einer Zukunft mit Strom
statt Sprit: Fast alle Aussteller läuten auf der Internationalen
Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt (17. bis 27. September) das
Zeitalter der Elektromobilität ein. Allerdings dauert es im besten Fall
noch zwei, drei Jahre, bis viele der Prototypen zumindest in
Kleinserien produziert werden. Und manche Strom-Studie
bleibt wohl auf ewig ein Einzelstück. Insgesamt aber werde der
Zeitstrahl zwischen der Gegenwart und der Zukunft gerade neu sortiert,
sagt VW-Chef Martin Winterkorn. Und „einer der
elementaren Fixpunkte auf diesem Zeitstrahl ist das Elektroauto der
Großserie“. Die Zukunft könnte bei VW im Jahr 2013 beginnen: In
Frankfurt enthüllte Winterkorn den E-Up!. Der
kleine Stromer ist eine nochmals gekürzte Ausgabe des Kleinstwagens
Up!, der 2013 auf den Markt kommen soll. Angetrieben von einem
Elektromotor mit bis zu 60 kW/82 PS und bestückt mit einer Lithium-Ionen-Batterie, schafft der 3+1-Sitzer maximal 135 km/h und kommt auf eine Reichweite von 130 Kilometern.
Allein an den Elektroantrieb glaubt Winterkorn allerdings nicht. Daher stellt VW das „Ein-Liter-Auto“ L1 vor, das von einem bis zu 53 PS starken Diesel-Hybrid-Modul
angetrieben wird. Der Zweisitzer mit Carbonkarosserie wiegt nur 380
Kilogramm und ist mit der Silhouette eines Segelfliegers
strömungsgünstiger als jedes andere Auto. So begnügt er sich auf 100
Kilometern mit 1,49 Litern (39 g CO2/km).
Auf den IAA-Stand von Mercedes steht die zweite Generation des Elektro-Smart und die Blue-Zero-Flotte, mit der die nächste Generation der B-Klasse vorweg genommen wird. Diese gibt es als aufladbares Elektro-Modell
sowie mit einer Brennstoffzelle, die den Strom mit Hilfe von
Wasserstoff an Bord erzeugt. Dieser Antrieb soll laut Thomas Weber,
Vorstand Forschung bei Daimler, in den nächsten Jahren Marktreife
erreichen und in mehreren hunderttausend Fahrzeugen eingebaut werden.
Auf der IAA sind viele weitere Elektrofahrzeuge vom umgerüsteten
Ford Focus bis hin zum unkonventionellen Zweisitzer Renault Twizy zu
sehen. Letzterer könnte einmal die Motorräder in den Innenstädten
ersetzen und ist das kleinste von gleich vier Elektrokonzepten, mit
denen die Franzosen zur IAA gekommen sind. Selbst der Trabant feiert in
Frankfurt sein Comeback als E-Auto: Die Neuinterpretation des einstigen DDR-Volkswagens ist eine moderne Konstruktion mit Kunststoffkarosserie und statt des Zweitakters eben einem Elektromotor.
Angesichts der insgesamt eher kleinen E-Mobile könnte man für die Zukunft um den Fahrspaß fürchten. Dies will Audi mit dem „E-tron“ auf Basis des Sportwagens R8 widerlegen: „Wir wollen mit dem E-tron
zeigen, dass Fahrspaß auch künftig möglich ist ohne jeden Verzicht, und
fangen deshalb mit einem Sportwagen an. Außerdem lassen sich die
notwendigen Investitionen bei so einem Modell besser refinanzieren als
bei einem preiswerten Kleinwagen“, erklärte Entwicklungsvorstand
Michael Dick.