Franzosen knackten Rekord im Wettbewerb der
Spritspar-Mobile: 4896 Kilometer mit einem Liter
Super
Hamburg/Klettwitz
Das hatten sie sich anders vorgestellt: Beim größten studentischen
Energiespar-Wettbewerb Europas, dem Shell Eco-Marathon auf dem Lausitzring, lief für das
Studententeam der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften
(HAW) in diesem Jahr wenig zusammen. Am Ende war zwar zu ahnen, was in
der Mannschaft und in ihrem Wasserstoff betriebenen Fahrzeug, dem „Pingu
II“, steckt, zeigen konnten es die Hamburger allerdings nicht: Alle
vier Wertungsversuche endeten auf der knapp 25,5 Kilometer langen
Strecke – drei davon in der letzten Kurve.
Das Ziel der Hamburger war hoch gesteckt, entsprechend herbe fiel die
Enttäuschung aus. „Wir wollten die 2000-Kilometer-Marke
knacken“, sagte Team-Sprecherin Katharina
Gabrecht. Heißt: Das Eco-Team der HAW hatte sich
vorgenommen, ihre Leistung vom vergangenen Jahr, nämlich umgerechnet
1622 Kilometer mit einem Liter Sprit zu fahren, deutlich zu steigern.
Gingen sie jedoch aus dem Ringen mit der empfindlichen Technik 2009 noch
im allerletzten Moment als Sieger hervor, mussten die Hamburger sich
diesmal unter anderem einem Wasserstoffleck, einer lockeren Leitung und
einem zickigen Radnabenmotor geschlagen geben. Was blieb, war die
Bewunderung für die Sieger. Das favorisierte Team „Polyjoule“ aus dem
französischen Nantes knackte den fünf Jahre alten Rekord der
Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich von 3836 Kilometern mit
einem Liter Super gleich zweimal. Nach 4414 Kilometern am ersten Renntag
fuhren sie am zweiten Tag 4896 Kilometer nach Hause. Das entspricht der
Strecke von der portugiesischen Atlantikküste bis nach Moskau oder
einem Verbrauch von 0,02 Litern auf 100 Kilometern. Das beste deutsche
Team war das der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien in
Offenburg, das mit seinem Wasserstoff-„Schluckspecht“ mit 2795
Kilometern auf den zweiten Platz der Gesamtwertung fuhr.
213 Mannschaften aus 22 Ländern, darunter 24 aus Deutschland, waren
in diesem Jahr auf dem Lausitzring am Start. Ihr gemeinsames Ziel: ein
Fahrzeug zu konstruieren, das mit so wenig Kraftstoff wie möglich so
weit wie möglich fährt. Das junge HAW-Team war
erst zum dritten Mal am Start und musste zum ersten Mal einen Rückschlag
einstecken. Weitergemacht wird trotzdem, zumal der „Pingu II“ in diesem
Jahr mit neuer, leichterer Carbon-Hülle und
neuem Radnabenmotor schon vielversprechendes Zahlenmaterial lieferte.
Theoretisch jedenfalls.
Für Katharina Gabrecht, die zum Urgestein des Eco
-Teams
gehört, ist dieses Jahr allerdings das letzte. Vom Sommer an schreibt
die Fahrzeugbau
-Studentin in München an ihrer
Bachelor
-Arbeit. Hat sie Honig aus ihrer Arbeit
für den Eco
-Marathon gesaugt? „Ungeheuer sogar“,
sagt sie. „Wer erfährt sonst schon während seines Studiums, was Projekt
-Management heißt, wie die Finanzierung solch eines
Vorhabens bewerkstelligt werden kann, und wann erleben Studenten schon
mal, dass das, was sie zeichnen, auch hergestellt wird?“
Karin Lubowski