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Repowering: Wohin mit alten Windrädern? 09.11.2011

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Autor Beitrag
Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 09.11.11, 19:55  Betreff: Repowering: Wohin mit alten Windrädern? 09.11.2011  drucken  weiterempfehlen

sh:z.de-Online vom 09.11.2011:

Repowering: Wohin mit alten Windradgiganten?

Von Silke Katenkamp /dpa /nft

In Deutschland läuft eine Windrad-Austauschoffensive. Alte
Anlagen werden durch leistungsstärkere ersetzt. Doch was passiert mit
den ausrangierten Windrädern?

Der Gigant von einst liegt zerstückelt auf einem Rübenacker und
sieht aus wie ein gefällter Baum. Zwölf Jahre hielt das 74 Meter hohe
Windrad "WW 750/52" in Borne bei Magdeburg seine Flügel in den Wind. Pro
Jahr konnte es umgerechnet etwa 385 Haushalte mit Strom versorgen.
Jetzt ist es abmontiert und wartet auf den Abtransport. "Es muss Platz
machen", sagt der für den Abbau verantwortliche Bauleiter Silvio
Matysik. Für eine neue Dimension.


Die steht in 500 Meter Entfernung und dreht bereits eifrig ihre
Flügel: eine "E-82". Das Windrad der Firma Enercon zählt zu den neuen
Giganten der Windenergie. Mit 138 Metern Höhe und 40 Meter langen
Rotorblättern ist es fast doppelt so groß wie das "WW 750/52". Und kann
knapp viermal soviel Strom produzieren. In Borne werden daher bald zwölf
dieser Riesen-Räder stehen - und 19 alte, kleinere ersetzen.


"Das dient auch der Entspargelung der Landschaft"


Repowering heißt es, wenn viele alte Windräder durch wenige
leistungsstärkere getauscht werden. Ein aufwendiges Geschäft - das sich
für die Betreiber von Windparks aber lohnt. "Mehr Leistung bedeutet mehr
Strom. Und das bedeutet mehr Geld von den Stromanbietern", sagt Ian
Grimble. Er ist der Geschäftsführer der psm WindService GmbH & Co.
Der Firma im nordrhein-westfälischen Erkelenz gehören sieben der zwölf
neuen Riesen-Räder in Borne.


Und auch vom Staat gibt's Geld: Für eine Kilowattstunde Strom von
einem Windrad, das eine mehr als zehn Jahre alte Anlagen ersetzt, zahlt
er rund 0,5 Cent extra. "Das dient auch der Entspargelung der
Landschaft", hatte Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) diese von der
Regierung geförderte Austauschoffensive gepriesen.


Weiterdrehen in Osteuropa


Aus diesen Gründen entscheiden sich immer mehr Betreiber fürs
Repowern - und eröffnen damit einen neuen Markt. "In diesem Geschäft
geht es seit zwei Jahren steil bergauf", sagt Jan Büsing von der
Deutschen Windtechnik AG in Bremen. Die Firma hat sich auf Repowering
spezialisiert. In Borne etwa wickelt Büsing für Grimble den Abbau der
Windräder ab - und kümmert sich darum, was danach mit ihnen passiert.


"Die meisten Altanlagen haben ein zweites Leben an einem neuen
Standort", sagt Büsing. Gebrauchte Windräder aus Deutschland drehen ihre
Flügel vor allem in Osteuropa und in Ländern des Baltikums weiter. Der
Verkauf dorthin ist mittlerweile allerdings nicht mehr so einfach.
"Gesetze haben sich geändert", erklärt Büsing. "Auch dort kriegt man
nicht mehr jede Anlage ans Netz." Der Grund: Alte Anlagen können das
Stromnetz nicht stabilisieren. Neue Windräder schon. Was also passiert
mit alten oder defekten Rädern? Dies fragen nicht nur Umweltschützer
angesichts der etwa 22.000 Windräder, die in Deutschland mittlerweile
Strom produzieren. "Ein Großteil der Anlagen kann ohne Probleme
wiederverwertet werden", sagt Alexander Sewohl vom Bundesverband
Windenergie. "Zum Beispiel der Beton und der Stahl der Türme."


Fiberglas schwer zu recyceln


Problematisch sind aber die Rotoren: Rotorblätter bestehen vor allem
aus Fiberglas - also aus Glassträngen, die mit Harz verklebt sind - und
gelten als schwer zu recyceln. Deswegen landeten sie in der
Vergangenheit nicht selten auf der Deponie. Das ist seit einigen Jahren
aber verboten.


Laut einer Branchenstudie, über die auch "Zeit Online" berichtet
hatte, werden im Jahr 2020 allein in Deutschland etwa 20.000 Tonnen
Rotorblattmaterial anfallen. Zwei Unternehmen aus dem Norden haben daher
das Verfahren entwickelten, die alten Windradflügel doch noch zu
nutzen. "In Versuchen haben wir die chemische Eignung für die
Zementproduktion festgestellt", sagt der Geschäftsführer des
Entsorgungsunternehmen Zajons, Jörg M. Lempke.


Der Kreislauf des Windrad-Lebens


Eine Möglichkeit des Recycling gibt es in Lägerdorf (Kreis
Steinburg). Der  Werkleiter des Zementproduzenten Holcim, Morten
Holpert erklärt den Kreislauf: "Wir  nutzen Ersatzbrennstoffe und
machen ein Qualitätsprodukt daraus. Bei einer Müllverbrennungsanlage
verbrennen die jeden Sack, der ihnen vor die Tür gestellt wird." Mit
anderen Worten: Holcim will die bisher noch zu einem Teil genutzte
Kohle durch ausgesuchte Ersatzbrennstoffe wie Sortierreste aus dem
Verpackungsmüll, Klärschlämme aus dem ganzen Norden und eben auch
ausgediente Rotorblätter von Windkraftanlagen ersetzen.


Letzteres, so freut sich Torsten Krohn, diene dem natürlichen
Kreislauf der Ressourcen. Aus den Rotorblättern würde Zement für die
Fundamente neuer Windräder gemacht - zum Beispiel solcher, die Holcim
in  einem großen Windpark in unmittelbarer Nachbarschaft plant. Aber
das ist ein anderes Thema. Bemerkenswert ist allerdings noch, dass der
Rohstoff Rotorblätter in gewaltigen Mengen vorhanden ist. In der Nähe
des dänischen  Billund gebe es eine mehrere Hektar große Fläche, auf
der diese gelagert würden. Holcim wäre der erste potentielle Abnehmer,
der damit etwas anfangen könnte.


Die Flügel loswerden


Die Rotorblätter werden zuerst in einer Anlage im niedersächsischen
Melbeck zerkleinert und angereichert. Von dort kommt das Gemisch ins
Zementwerk. "Wir nutzen die zerkleinerten Rotorblätter als Ersatz für
natürliche Roh- und Brennstoffe, wie zum Beispiel Braunkohle und Sand",
sagt Ingenieur Stephan Hinrichs. Die bei der Verbrennung entstehenden
Aschen würden dann bei der Produktion von Zement eingesetzt. Die
Nachfrage nach dem pro Windrad etwa 10.000 Euro teuren Angebot halte
sich bisher allerdings noch in Grenzen, berichtet Lempke.


In Zukunft könnte sich das allerdings ändern. Windpark-Betreiber
Grimble etwa denkt bereits darüber nach. "Wir mussten bisher noch nicht
recyceln", sagt er. Für zwei seiner alten Windräder aus Borne habe er
aber noch immer keinen Abnehmer gefunden. "Das Recyceln wäre eine
Option, die Flügel loszuwerden." Denn lange zwischenlagern will er die
Blätter auf keinen Fall. "Das ist auf Dauer zu teuer."




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