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Energieminister: Keine neuen Biogasanlagen für den Norden. WZ vom 27.07.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 27.07.12, 23:48  Betreff: Energieminister: Keine neuen Biogasanlagen für den Norden. WZ vom 27.07.2012  drucken  weiterempfehlen

Energieminister: Keine neuen Biogasanlagen für den Norden

Wissenschaftler warnen vor schweren Umweltbeeinträchtigungen durch Biomasse

Halle/Sönnebüll /was

Bioenergie kann als nachhaltige Energiequelle keinen wesentlichen
Beitrag zur Energiewende leisten. Dies ist das Ergebnis einer
Stellungnahme von Forschern der Leopoldina. Die 20 Mitglieder der
Arbeitsgruppe „Bioenergie“ an der renommierten Nationalen Akademie der
Wissenschaften in Halle an der Saale verglichen die Bioenergie mit
anderen erneuerbaren Energieressourcen wie der Photovoltaik, der
Solarthermie und der Windenergie. Sie kommen zu dem Schluss, dass die
Bioenergie mehr Fläche verbrauche und häufig mit höheren
Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden sei. Zudem
konkurriere sie mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang geben
die Experten daher der Einsparung von Energie sowie der Verbesserung der
Energieeffizienz.


„Wir brauchen nicht mehr Biogasanlagen in Schleswig-Holstein,
wir haben bereits genug“, sagte Landwirtschafts- und Energieminister
Robert Habeck (Grüne) unserer Zeitung. Es sei ein Punkt erreicht, bei
dem ein weiterer Bau „uns in der Energiewende nicht weiter hilft“. Für
Schleswig-Holstein sei klar, dass die Energie
von auf dem Festland stationierten Windkraftanlagen die preisgünstigste
und vernünftigste Variante sei, die den allergrößten Anteil an der
Energieversorgung haben werde. Der Anteil von Solarenergie sowie der
Bioenergie werde wesentlich geringer sein. „Dennoch hat die Bioenergie
eine strategische Bedeutung, weil sie potenziell über kurze Zeiträume
speicherfähig ist.“ Damit könne sie als einzige regenerative Energie
schwankende Belastungen im Stromnetz ein Stück weit ausgleichen. Zudem
seien Biogasanlagen zum Teil auch Wärmeanlagen, mit denen private und
öffentliche Gebäude beheizt werden können.


„Biogas ersetzt derzeit zwei Atomkraftwerke“, hebt Hans-Ulrich Martensen, Sprecher des Fachverbands Biogas in Schleswig-Holstein,
die Bedeutung der Biogasanlagen hervor. Eine allgemeine Sättigung im
Norden kann er nicht erkennen. „Im Norden des Landes ist das sicherlich
so, dort stehen ungefähr zwei Drittel aller Anlagen. Aber in Kreisen wie
Dithmarschen oder Steinburg werden noch einige größere Biogasanlagen
gebaut werden, dort ist noch großes Potenzial.“ Wenn dahinter eine
ordentliche Wärmeversorgung stünde, sei das „sowohl ökonomisch als auch
ökologisch sinnvoll“.


Eine mögliche Konkurrenz zur Nahrungsmittelherstellung in Schleswig-Holstein
bezeichnete Martensen als „Blödsinn“. Bis 2008 habe es im Norden rund
800 000 Hektar Stilllegungsflächen gegeben. „Auf dieser Grundlage ist
doch überhaupt erst die Basis zur Herstellung von Biomasse für
Biogasanlagen geschaffen worden.“


Klaus Dahmke, Pressesprecher beim Landes-Bauernverband, hält den Boom bei der Biomasse-Erzeugung
für „beendet“. Er sei selbst erstaunt gewesen, als er erfahren habe,
dass aktuell zum ersten Mal seit Jahren die Maisanbaufläche im Land
zurückgegangen sei. Einer Kehrtwende bei der Beurteilung von Biomasse
sieht Dahmke gelassen entgegen. Die Politik habe vor Jahren diesen Weg
vorgegeben, Landwirte hätten die sich ihnen bietenden Möglichkeiten
durch Förderungen und Garantien ausgeschöpft. „Die Bauern haben Verträge
über 20 Jahre für die Abnahme von Gas und Wärme abgeschlossen, danach
können wir uns gern weiter unterhalten.“ Dennoch gibt Dahmke zu: Die
Idee der Erzeugung und Verwertung von Biomasse sei „übersteuert“
gewesen. „Im Nachhinein ist man immer schlauer.“



Kommentar von Seite 2:



Biogas in den Griff bekommen

Wir können es uns nicht leisten, die Biomasse
zu verteufeln – stattdessen sollte man die Anlagen besser kontrollieren
und effizienter betreiben

Kerstine Appunn

Windkraftanlagen verspargeln die Landschaft, Solaranlagen
verschandeln die Dächer und Biogasanlagen sorgen für Vermaisung. Die
erneuerbaren Energien im Land haben es alle nicht leicht – aber keine
hat es so schwer wie die Biomasse-Umwandlung. Es
will nicht nur niemand neben einer Biogasanlage wohnen, sie sei auch
des Teufels, weil hier Energie aus Nahrungsmitteln gewonnen werde und
Monokulturen entstehen – und überhaupt sei die Umweltbilanz der
Bioenergie schlecht.


All diese Vorwürfe sind berechtigt, und doch sollte man stärker differenzieren. Denn wie überall gibt es sinnvolle Biomasse-Projekte
und solche, die für Umwelt und Klima sogar schädlich sind. Oder anders
gesagt, es gibt gute und böse Biogasanlagen. Schlecht abgedeckte Gär-Restelager,
die klimaschädliches Gas emittieren, Betreiber, die sich um die
Verwendung der nötigen Filter drücken und riesige Anlagen, für die der
Mais über zig Kilometer herangefahren werden muss, können sicherlich
nicht als ökologisch sinnvoll bezeichnet werden. Andere Anlagen
hingegen, die außer Mais auch Abfall vergären und deren Wärme ganze
Dörfer beheizen, können durchaus klimafreundliche und effiziente
Stromerzeuger sein.


Diese Gegensätze bei ein und demselben Anlagentyp zeigen, wie viel an
den Rahmenbedingungen verändert werden muss. Die Genehmigung neuer
Biogasanlagen sollte davon abhängig gemacht werden, ob es überhaupt noch
genügend nachwachsende Rohstoffe in der Umgebung gibt, um sie zu
bestücken. Sie sollten außerdem so steuerbar sein, dass sie das
Stromnetz flexibel unterstützen können. Die Nutzung der Wärme muss
Pflicht werden. Und neue wie bestehende Anlagen müssen besser und auch
ohne Vorankündigung kontrolliert werden können.


Lange genug hat die Politik die Betreiber von Biogasanlagen an der
langen Leine laufen lassen, damit sich diese neue Kraftwerksform
etablieren konnte. Nun müssen endlich wieder Umwelt- und
Klimaschutzgedanken im Vordergrund stehen und die Biomasse zu dem
gemacht werden was sie sein könnte – eine steuerbare, erneuerbare
Energiequelle, die wir neben dem fluktuierenden Wind- und Sonnenstrom
gut gebrauchen können.







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