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Windparks auf dem Meer droht das Aus. WZ vom 23.10.2012

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Autor Beitrag
Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 23.10.12, 22:01  Betreff: Windparks auf dem Meer droht das Aus. WZ vom 23.10.2012  drucken  weiterempfehlen

Seite 1:

Windparks auf dem Meer droht das Aus

Tennet warnt vor Scheitern der Windenergie-Ziele durch neue Schadenersatzregeln

Berlin/Kiel /bg

Der für Norddeutschland zuständige Stromnetzbetreiber Tennet fürchtet
ein Scheitern des geplanten Ausbaus von Meereswindparks vor der
deutschen Küste. Grund ist ein Gesetz der Bundesregierung, das
Investoren eigentlich Risiken abnehmen und den Bau von Nordsee-Windparks erleichtern sollte. Doch nach Einschätzung von Tennet-Chef
Lex Hartmann erreicht die neue Regelung genau das Gegenteil: „Dieses
Gesetz ist der Tod von Offshore“,sagte er gestern im Vorfeld einer
Anhörung im Bundestag.


Der Ausbau der Windkraft auf dem Meer stockt schon jetzt erheblich. Auch vor Schleswig-Holsteins
Küste sind vier geplante Windparks vor Helgoland und vor Sylt in
Verzug. Bisher sind gerade mal Rotoren mit einer Gesamtleistung von rund
200 Megawatt in der deutschen Nord- und Ostsee aufgestellt. Von den
10 000 Megawatt, die es nach Plänen des Bundes bis 2020 werden sollen,
lassen sich nach Branchenschätzungen höchstens noch 7000 rechtzeitig
verwirklichen.


Grund für die Verzögerungen sind vor allem große Investitionsrisiken,
die mit der Errichtung von Windrädern, Umspannplattformen und Kabeln
weit draußen auf dem Meer verbunden sind. So lassen sich etwa
Leitungsstörungen weit schwieriger beheben als an Land.
Windparkbetreiber sorgen sich daher, dass sie ihren Strom mitunter
monatelang nicht loswerden. Um das Risiko abzufedern, will die
Bundesregierung ihnen mit einem neuen Gesetz für solche Fälle
Schadenersatzansprüche gegen die Netzgesellschaften einräumen, die diese
sich wiederum über eine Umlage vom Stromkunden zurückholen können –
allerdings nur zum Teil.


Und genau das alarmiert die Netzbetreiber. Weil sie Schäden von bis
zu 100 Millionen Euro jährlich selbst tragen sollen und das auch in
Fällen leichter Fahrlässigkeit, sieht Tennet-Chef
Hartmann keine Chance, das dringend gebrauchte zusätzliche Kapital für
den teuren Netzausbau im Meer zu gewinnen: „Einfache Fahrlässigkeit bei
Offshore gibt es jeden Tag!“, sagt er. „Dann müssten wir uns darauf
einstellen, jedes Jahr 100 Millionen Euro selbst zu zahlen – das ist
viel zu viel.“


Hartmann fordert daher den Bund auf, zur alten Fassung des
Gesetzentwurfs zurückzukehren. Darin ist der Selbstbehalt der
Netzbetreiber auf grobe Fahrlässigkeit beschränkt. Alle anderen
Schadenersatzzahlungen könnten sie an Stromkunden abwälzen. Hartmann
rechnet mit eigenen Haftungskosten von höchstens 40 Millionen Euro im
Jahr. Dadurch würde die Umlage für die Verbraucher allerdings höher und
könnte wohl nicht mehr auf 0,25 Cent pro Kilowattstunde begrenzt
bleiben. Deshalb hatte Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) auf eine
Änderung gedrungen.

Kommentar von Seite 2:



Ernüchternde Bilanz

Windparks weit draußen auf dem Meer sind womöglich wirklich zu teuer

Henning Baethge

Im Fernsehen sieht es meist eindrucksvoll aus: Windräder auf der
Nordsee – scheinbar so weit das Auge reicht. Doch täuschen die geschickt
aufgenommenen Windpark-Bilder über das wahre Tempo beim Ausbau der Offshore-Energie
in Deutschland hinweg: Von gut 2000 bereits genehmigten Anlagen für
Nord- und Ostsee stehen bisher gerade mal 52, die tatsächlich Strom
produzieren. Und die schönen Bilder stammen fast stets von der staatlich
besonders geförderten Versuchsanlage Alpha Ventus, die auch noch näher
am Festland steht als viele andere geplante Hochseewindparks.


Nein, die Bilanz ist ernüchternd: Die Offshore-Technik
kommt in Deutschland nicht voran. Das Regierungsziel, 10 000 Megawatt
Leistung bis 2020 auf den Meeren zu installieren, ist längst nicht mehr
haltbar. Es wird zunehmend deutlich, dass alle Beteiligten die Probleme
und Kosten beim Bau von Windrädern, Umspannstationen und Stromleitungen
auf See gewaltig unterschätzt haben. Und es zeigt sich, dass eine
eigentlich vernünftige Entscheidung der damaligen rot-grünen
Bundesregierung einen hohen Preis hat – einen zu hohen womöglich: die
Entscheidung, Meereswindparks nur außerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone und damit außerhalb der Sichtweite von der Küste zuzulassen.


Zwar betonen die Befürworter gern die Vorteile der Parks weit draußen
auf dem Meer: Weil dort fast immer Wind weht, können die Rotoren viel
mehr Energie produzieren – und das auch noch nahezu schwankungsfrei.
Doch gilt die Rechnung natürlich nur, wenn auch die Anlagen immer
funktionieren. Das aber steht in Frage: Tritt etwa im stürmischen Winter
hundert Kilometer vor der Küste eine Panne auf, kann eine Reparatur
wegen der rauen See monatelang unmöglich sein. Solche Probleme drohen
alle Erträge aufzufressen.


Die Rechnung des Netzbetreibers Tennet ist also nicht von der Hand zu weisen: Entweder die Bürger sind bereit, mehr für Offshore-Strom zu zahlen – oder die Vision von Windparks auf dem Meer könnte in Deutschland bald zu Ende sein.







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