WZ vom 12.08.2013:
Windpark ohne Anschluss: Kritik an Tennet
Hannover/dpa
„Riffgat“ ist vom Pech verfolgt. Erst klagen Fischer und die ostfriesischen Inseln Borkum und Wangerooge gegen das Offshore-Projekt,
den ersten vollständig fertiggestellten kommerziellen Windpark vor
Deutschlands Küsten. Naturschützer warnen vor Gefahren durch den Baulärm
für Meeressäuger. Dann bereitet der bis heute ungeklärte Grenzverlauf
im Seegebiet Probleme bei der Planung. Und dann wird das Ausmaß der
tödlichen Gefahren unter Wasser deutlich: Die Bergung von Munitions-Altlasten
ist langwierig und verzögert den Anschluss ans Stromnetz. Deshalb wurde
die Eröffnung des Windparks gestern ohne Start der Stromerzeugung
gefeiert. Der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers EWE, Werner
Brinker, zeigte sich enttäuscht über die fehlende Anbindung durch den
Netzbetreiber Tennet. 15 Kilometer Seekabel für den Abtransport des
Stroms an Land fehlen. EWE rechnet mit Millionenverlusten, wenn der 450
Millionen Euro teure Windpark erst im Februar 2014 ans Netz gehen kann.
Die eigentlichen Schwierigkeiten bei Offshore-Windparks
lägen nicht auf See, sondern bei einem pünktlichen Netzanschluss, sagte
Brinker. „Die Kosten zahlen wir und der Verbraucher über die EEG-Umlage“, so ein EWE-Sprecher.
Seit langem hat sich die Politik auf den Übertragungsnetzbetreiber
Tennet als vermeintlichen Verursacher der schleppenden Netzanbindung von
Offshore-Windparks eingeschossen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kritisierte ein Planungs-Chaos
beim Stromanschluss. Es gebe keine aufeinander abgestimmte
Gesamtplanung, für die Netzanbindung sei eine eigene Gesellschaft mit
Beteiligung des Bundes überfällig.