Gribbohm wählt: Pro oder Kontra Wind
Fast 400 Bürger sollen am Sonntag über den Bau eines Windparks mit entscheiden.
Gribbohm
– Nicht nur in Hessen wird morgen gewählt: In der 480-Seelen-Gemeinde
Gribbohm entscheiden am Sonntag die Bürger mit, ob vor ihren Toren ein
Windpark entstehen soll oder nicht. An dem Projekt scheiden sich die
Geister. Gegner machen seit Wochen mobil, sie befürchten vor allem eine
Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Jetzt melden sich die
Befürworter zu Wort. Ihr eindringlicher Wunsch: Rückkehr zu einer
sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema und eine möglichst große
Wahlbeteiligung.
In einem Gespräch mit unserer Zeitung brachten gestern Thorsten
Kröger, Harm Kröger, Inken Schwien und Klaus Jürgen Reimers zunächst
ihr Unverständnis über Behauptungen zum Ausdruck, die von
Windkraftgegnern im Dorf verbreitet würden. Hier würden zum Teil nicht
belegte oder nicht nachvollziehbare Ansichten verbreitet.
Das Quartett gehört zu den insgesamt zehn Grundstückseigentümern,
die von der Errichtung der Windkraftanlagen unmittelbar profitieren.
Die Vier nehmen insbesondere Bürgermeister Thies Harder in Schutz, der
als Grundeigentümer selbst heftiger, aber unberechtigter Kritik
ausgesetzt sei. „Der Bürgermeister hat sich sehr für die Belange seiner
Gemeinde stark gemacht“, sagt Thorsten Kröger. Falsch sei auch, dass
das Thema schon vor der Kommunalwahl am 25. Mai bekannt gewesen sei.
Erste Anfragen des Investors habe es erst im Juli gegeben, im August
dann eine Versammlung der Grundeigentümer. Und immer wieder habe Harder
dabei versucht, möglichst viel für die Gemeinde herauszuholen – mit
Erfolg, wie die Sprecher berichten. So gebe es einen mit jährlich
20 000 Euro und auf 20 Jahre festgeschriebenen Bürgerfonds. Außerdem
sei gewährleistet, dass ein großer Teil der Gewerbesteuereinnahmen in
der Gemeinde ankomme. „Und wenn Landwirte Pacht bekommen, wird auch
dieses Geld ja wieder in der Region investiert“, ergänzt Harm Kröger.
„Außerdem“, so fügt Klaus Jürgen Reimers hinzu, „ist Gribbohm keine
Insel.“ Allein schon mit Blick auf den Klimaschutz müsse die
Windenergie ausgebaut werden. „Wenn nicht jetzt, dann in zehn Jahren.“
Dieser Meinung sind auch Sandra Sachau, Ingo Khedim, Dirk Burckhardt
und Manfred Böge, die sich als Einwohner demonstrativ hinter die
Windbauern stellen. Sie alle hoffen nun am Sonntag auf eine möglichst
hohe „Wahlbeteiligung“. Die Stimmabgabe für alle Einwohner ab 16 Jahren
ist von 10 bis 18 Uhr im Feuerwehrhaus möglich. „Egal, wie es ausgeht:
Dann weiß man wenigstens, was los ist. Und anschließend wollen wir uns
wieder die Hand geben“, hofft Inken Schwien, dass der Streit über die
Windkraftanlagen nicht auf Dauer ein ganzes Dorf entzweit.
Volker Mehmel