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Regenerative Energien: Windkraft im Norden. WZ vom 18.09.2010

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 19.09.10, 00:26  Betreff: Regenerative Energien: Windkraft im Norden. WZ vom 18.09.2010  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen





Windindustrie - im Wechselschritt in die Zukunft
Kiel

Schleswig-Holsteins Position ist günstig.
Geographisch, weil zwischen Nord- und Ostsee fast immer eine steife
Brise weht. Historisch, weil das Land eine der großen Kinderstuben der
Windindustrie in Deutschland ist. Und es zählt noch immer zu den Top-Standorten
der Branche. Mit dem Titel „Windland Nummer Eins“ kann sich der hohe
Norden derzeit aber nicht schmücken – denn andere Bundesländer haben
stark nachgelegt, ihre Windstromkapazitäten ausgebaut,
Ansiedlungserfolge gefeiert. Gerade im Geschäft mit den Windparks im
Meer sind sie Schleswig-Holstein einen Schritt voraus. Neue Strategien von Politik und Wirtschaft sollen helfen, das zu ändern.


Bestandsaufnahme: Bei einer installierten Windleistung von insgesamt
2937 Megawatt liegt das nördlichste Bundesland nach Informationen des
Deutschen Windenergie-Institutes hinter Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt
auf dem vierten Platz. Um in der Rangliste – wieder – an die Spitze zu
kommen, gibt es drei Möglichkeiten: Mehr Repowering, die Ausweisung
neuer Flächen und das Offshore-Geschäft.


Aktuell drehen sich in Schleswig-Holstein
mehr als 2600 Windräder. Ältere Anlagen sollen in den kommenden Jahren
durch neue, leistungsstärkere ersetzt werden. Experten sprechen vom
Repowering. Das ist mancherorts schwierig. „Faktisch ergeben sich
Höhenbegrenzungen überwiegend durch die einzuhaltenden Abstände zur
Bebauung und durch Festlegungen der Gemeinden“, sagt Matthias Volmari,
Vorstandsvorsitzender des Branchennetzwerkes Windcomm. Das Thema
Repowering sei in diesem Zusammenhang in Schleswig-Holstein
aber gar nicht von so großen Problemen behaftet, wie manchmal behauptet
werde, so Volmari. Der Wissenschaftler Thomas Möhring kommt in einer in
diesem Jahr veröffentlichten Untersuchung des Institutes für Stadt- und
Regionalplanung der Technischen Universität Berlin zu dem Schluss, dass
einige bedeutende Repowering-Projekte bereits
umgesetzt wurden, insgesamt aber nur ein Bruchteil der älteren Anlagen
ausgetauscht worden ist. Das genaue Potenzial des Repowering, so
Möhring, werde von Experten unterschiedlich beurteilt.


Neben dem Thema Repowering beschäftigt Schleswig-Holsteins
Gemeinden und Kreise ganz aktuell die Ausweisung neuer Flächen. Sie
sollen wieder mehr Schwung in den Binnenmarkt bringen. Geplant ist, den
Umfang der Windkrafteignungsgebiete in Schleswig-Holstein von aktuell 0,78 Prozent auf 1,5 Prozent der Landesfläche fast zu verdoppeln. Insgesamt macht das nach Windcomm-Informationen
etwa 11 350 Hektar zusätzlich. Volmari geht davon aus, dass durch den
Ausbau dieser neuen Flächen Gesamtinvestitionen in Höhe von etwa 3,4
Milliarden Euro ausgelöst werden.


Für die ansässigen Windkraftfirmen dürfte das ein positives Signal
sein. Die Palette der Betriebe reicht von Planungsbüros bis hin zu den
ganz großen Unternehmen. Darunter ist Repower mit Standorten in Husum,
Büdelsdorf und Osterrönfeld und die deutsche Hauptniederlassung von
Vestas in Husum. Weniger bekannt und dennoch bedeutsam für die Branche
sind Industriefirmen wie Menck aus Kaltenkirchen, die unter anderem auf
die Verankerung von Offshore-Windparks spezialisiert ist.


Bezüglich der Neuansiedlung von großen Firmen machten zuletzt
allerdings eher andere Bundesländer von sich reden. So sieht sich auch
Hamburg inzwischen als internationalen Windkraftstandort. Siemens,
Vestas und die RWE-Tochter Innogy haben in den
vergangenen Monaten ihre Deutschland- oder Europazentralen für
Windenergie in der Hansestadt angesiedelt. Repower und Nordex haben ihre
Unternehmenszentralen dort.


„Wir haben einige Jahre verloren. Wir sind nicht mehr die ersten im
Wettbewerb. Wir waren mal das Windland Nummer Eins und haben wohl zu
sehr darauf gehofft, dass keiner an Schleswig-Holstein
vorbei investieren würde“, sagt der Nordfriese Herman Albers, der
Präsident des Bundesverbandes Windenergie ist. In Bremerhaven
beispielsweise seien in den letzten fünf Jahren weit über 20 Firmen
angesiedelt worden. Albers: „Wir brauchen jetzt gute Argumente, um
wieder aufzuholen.“ Wenngleich das Land immer noch zu den Top-Fünf in Deutschland gehöre.


Volmari, der die hiesige Branche vermarktet, sieht die
Ansiedlungserfolge anderer Bundesländer zwar auch, relativiert sie aber.
Ansiedlungen großer Firmen ließen sich eben medienwirksam inszenieren.
„Dabei hat gerade Schleswig-Holstein zahlreiche
erfolgreiche Firmen mit über 7000 Beschäftigten. Viel wichtiger ist es
daher, dass unsere mittelständischen Unternehmen der Windbranche
kontinuierlich wachsen. Und das tun sie“, so Volmari.


Dritte Säule der Branche ist das Offshore-Geschäft – der Bau von Windparks im Meer. Und Branchenexperten kritisieren hinter vorgehaltener Hand, dass Schleswig-Holstein
dieses Geschäft verschlafen hat. Ein kurzer Blick über die
Landesgrenzen: Der niedersächsische Hafen in Emden verschifft längst
Windanlagen. Zudem will der Konzern Siag Schaaf auf dem Werftgelände der
Emder Nordseewerke künftig einzelne Komponenten für die Windindustrie
bauen. Auch von Cuxhaven gehen längst Windanlagen auf die Reise. Aktuell
wird der Hafen für 65 Millionen Euro ausgebaut. Damit entsteht in
Cuxhaven laut „Niedersachsen Ports“ der derzeit größte Spezialhafen für
die Windenergie-Industrie in Europa.


Große Pläne hat auch Bremerhaven. Ab Mitte 2011 will RWE Innogy einen
Teil des Containerterminals als Montage- und Umschlagplatz für Offshore-Windanlagen
nutzen. Zudem hat selbst das klamme Bremen verkündet, dass es einen
komplett neuen Hafen für die Windindustrie bauen will, auch wenn vorher
noch – wie das Land einräumt – eine Reihe von Problemen gelöst werden
müssen.


Nördlich von Schleswig-Holstein gibt es bereits ein Offshore-Zentrum
im dänischen Esbjerg, der Hafen in Havneby auf der dänischen Insel Röm
hat sich als Service- und Wartungszentrum ins Gespräch gebracht.


An der Ostseeküste spielt Rostock bereits eine tragende Rolle bei der Errichtung des ersten kommerziellen Offshore-Windparks
Baltic1. Und aufgrund der geographischen Lage fiel bisher besonders
häufig der Name Rügen, wenn es um weitere zentrale Anlaufstellen für den
Bau von Windparks in der Ostsee geht.


Vor wenigen Wochen hat jetzt auch Schleswig-Holstein eine Offshore-Strategie
verabschiedet. Volmari: „Es gibt Segmente, da lohnt es sich nicht mehr
einzusteigen. In anderen Bereichen aber gibt es großes Potenzial. Da
reichen die bisherigen Standorte nicht aus, um den Bedarf zu decken. Das
gilt unter anderem für die Turm- und Fundamentproduktion. Auch gibt es
an der Nordseeküste noch nicht ausreichend Basis- und insbesondere
Servicehäfen.“ Volmari will nach vorn blicken. Er hat gemeinsam mit
anderen genau analysiert, was das Land tun muss, um vom Markt zu
profitieren.


Die Offshore-Strategie beinhaltet insgesamt
23 Handlungsempfehlungen. Danach besteht neben Fertigung und Montage
unter anderem auch Entwicklungspotenzial im Forschungs- und
Ausbildungsbereich. Um der Branche optimale Voraussetzungen zu schaffen,
müssten zahlreiche Häfen ausgebaut werden, heißt es. So eigne sich
Brunsbüttel für die Nordsee und Kiel oder Lübeck für die Ostsee als
Verschiffungsbasis und Produktionsstandort für Turm- und
Fundamentelemente. Kleinere Häfen wie Husum, Büsum, Dagebüll oder
Helgoland sollten zu Versorgungshäfen ausgebaut werden. In Osterrönfeld
wird aktuell bereits an einem Schwerlasthafen gebaut, der auf die
Bedürfnisse der Windindustrie ausgerichtet ist.


Seit der Vorstellung der Strategie im Juli ist viel passiert. Im
August übergab das Wirtschaftsministerium einen Förderbescheid in Höhe
von 500 000 Euro an das Branchennetzwerk Windcomm, damit dieses für ganz
Schleswig-Holstein aktiv wird und nicht wie bisher nur für die Kreise Nordfriesland, Dithmarschen und Rendsburg-Eckernförde. Ende August verkündeten die Häfen an der Westküste, dass sie in Sachen Offshore miteinander kooperieren wollen.


Anfang September wurde in Kiel eine Studie vorgestellt, nach der
Brunsbüttel hervorragende Chancen hat, sich als Produktions- und
Logistikstandort für die Offshore-Windindustrie
zu positionieren – unter anderem wegen der umfangreichen hafennahen
Freiflächen, der vorhandenen Hafenstrukturen und Wassertiefen sowie dem
umfangreichen Know-how der Brunsbüttel Ports im Umschlag von Windenergieanlagen.


Nach Informationen des Geschäftsführers der Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel (Egeb), Hans-Jürgen
Hett, müssen schon jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden, um
Investoren zu gewinnen. Laut Gutachten muss zudem die Verkehrsanbindung
nach Brunsbüttel verbessert und der Hafen selber ausgebaut werden. Die
Investitionen hierfür werden erheblich sein, heißt es in einer
Erklärung. Hett: „Der Markt wartet nicht und die Zeit, die richtigen
Entscheidungen zu treffen, ist knapp.“


Tanja Nissen






Wo der Wind bläst
Installierte Windkraftleistung in Deutschland (in Megawatt)

Bundesland
Leistung
Niedersachsen
6560
Brandenburg
4260
Sachsen-Anhalt
3402
Schleswig-Holstein
2937
Nordrhein-Westfalen
2894
Mecklenb.-Vorpommern
1522
Rheinland-Pfalz
1348
Sachsen
911
Thüringen
730
Hessen
556
Bayern
488
Baden-Württemberg
458
Bremen
108
Saarland
94
Hamburg
46
Berlin
2

Quelle: DEWI, Stand 30.06.2010
dpa-Grafik /sh:z



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Claudia

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BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 19.09.10, 00:30  Betreff: Re: Regenerative Energien: Windkraft im Norden. WZ vom 18.09.2010  drucken  weiterempfehlen

Die Häfen bringen sich in Position

Kiel

Geht es um Schleswig-Holsteins Offshore-Konzept,
geht es auch um die Häfen: Nach dem Papier eignen sich Brunsbüttel,
Kiel und Lübeck als Verschiffungsbasis und Produktionsstandort für Turm-
und Fundamentelemente. In Osterrönfeld wird bereits an einem
Schwerlasthafen gebaut. Kleinere Häfen wie Hörnum und List könnten als
Reaktionshäfen dienen, von denen man innerhalb kurzer Zeit Offshore-Windparks erreichen kann. Husum, Büsum, Dagebüll und Helgoland könnten zu Versorgungshäfen ausgebaut werden.




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