Suche nach Windflächen in vollem Gange
Weitere große Windparks solle es im Kreis
nicht geben. Denkbar seien aber eine Verschiebung bestehender
Eignungsflächen und Lückenbebauung.
FDP drückt aufs Tempo / Schon jetzt stehen im Kreisgebiet 180 Windkraftanlagen
Kreis Steinburg/vm
– Ginge es nach der FDP, würden Windkraftanlagen wohl schon bald wie
Pilze aus dem Steinburger Boden schießen. „Wir brauchen so schnell wie
möglich geeignete Flächen. Durch Windkraftanlagen lassen sich
erhebliche Einkommensströme generieren“, meinte der Fraktionschef der
Liberalen im Kreistag, Willi Göttsche, in einer Sitzung des
Wirtschaftsausschusses.
Nach seiner Einschätzung stehen überall schon „die Windmüller Gewehr
bei Fuß“. Der Itzehoer Christdemokrat Ralph Busch dämpfte die Euphorie
etwas: „Vielleicht gibt es auch Menschen, die wollen solche Anlagen
nicht vor ihrer Tür haben.“
Tatsächlich ist das neue Suchverfahren nach Eignungsgebieten für die
Nutzung von Windenergie noch gar nicht richtig angelaufen, da regt sich
in einigen Gemeinden schon heftiger Widerstand. Das weiß auch die
Leiterin des Kreisbauamts: „Wir müssen den Gemeinden die Zeit zu einer
genauen Prüfung und Stellungnahme geben“, sagte Ute Spieler. Von April
bis Juni sollen denn auch die mehr als 100 Steinburger Gemeinden in das
Verfahren eingebunden und entsprechend beteiligt werden. Anschließend
findet die erforderliche Bewertung statt, bevor dann voraussichtlich am
31. August der Kreistag abschließend über das Konzept entscheiden will.
Alle Daten, Bedenken und Anregungen gehen dann ans Land, wo 2010 die
Regionalplanung mit erneuter Beteiligung der Gemeinden aufgestellt und
beraten wird (siehe Artikel unten).
Generelles Ziel ist es, etwa ein Prozent der Landesfläche für die
Windenergienutzung bereitzustellen. Das entspricht ungefähr 15 800
Hektar, wobei der Bestand bereits 12 000 Hektar umfasst.
Der Kreis hat die Planungsvorgaben ohnehin schon jetzt übererfüllt.
Mit einer Fläche von rund 2350 Hektar sind etwa 2,2 Prozent des
Kreisgebietes für Windkraftanlagen freigegeben, ein Teil davon
allerdings außerhalb der festgesetzten Eignungsgebiete. Insgesamt
stehen in Steinburg derzeit 180 Windkraftanlagen mit einer
Anschlussleistung von 360 Megawatt. Grundlage dafür ist die Planung aus
Mitte der 90er Jahre. „Wir haben damals schon gut gearbeitet“, meinte
Ute Spieler und ließ durchblicken, dass es zu weiteren großen Windparks
wohl nicht kommen werde. Vielmehr zeichne sich eine Verschiebung
bestehender Eignungsflächen ab. Außerdem sei eine Art Lückenbebauung
denkbar. Das heißt: Innerhalb bestehender Windparks könnten vielleicht
drei oder vier zusätzliche Anlagen errichtet werden. Da Windräder
inzwischen bis zu 150 Meter hoch seien, wäre der Bau solcher Anlagen
auch im Kern von bestehenden Windparks möglich.
Bei der Suche der geeigneten Flächen muss eine Vielzahl von
Mindestabständen bedacht werden. Bei Einzelhäusern oder
„Siedlungssplittern“ gelten 300 Meter, bei ländlichen Siedlungen 500
Meter, bei Stadtgebieten sogar 1000 Meter. 100 Meter Abstand ist von
Autobahnen (auch geplanten) zu halten, bei Waldgebieten sind es 200
Meter.
Die von Ralph Busch eingangs angemerkten Bedenken ließ Willi
Göttsche übrigens nicht so recht gelten: „Wir müssen dafür sorgen, dass
die Menschen Arbeit haben.“