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Windkraft: Fast alle wollen sie - trotz Problemen. 20.09.2009

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 20.09.09, 23:51  Betreff: Windkraft: Fast alle wollen sie - trotz Problemen. 20.09.2009  drucken  weiterempfehlen

Fast alle wollen sie - trotz Problemen


20. September 2009 | Von Margret Kiosz, Schleswig-Holstein am Sonntag


30.000
neue Arbeitsplätze, dazu Strommengen, die zwölfmal Krümmel entsprechen
- alles mit Wind. Der neue Raumordnungsplan macht's möglich. Doch die
Probleme häufen sich.




Die Bauplätze an Land für Windräder sind knapp - fürs Meer müssen noch Probleme gelöst werden.


Kurz
vor den Bundes- und Landtagswahlen werden unsere Politiker von Tag zu
Tag grüner. Egal ob CDU, SPD oder FDP - sie entdecken ihr Herz für
erneuerbare Energien. Erst wurde das Projekt Desertec mit der Vision
vom klimaneutralen Wüstenstrom bejubelt. Anschließend feierten
Politiker die 100.000 Kleinkraftwerke, die mit Hilfe von VW in
Deutschlands Kellern entstehen sollen. Und jetzt die Windenergie.


Strom
für 12 Millionen Haushalte - eine Leistung wie acht Atommeiler von der
Größe Krümmels - dieses Potenzial sieht Bundesbauminister Wolfgang
Tiefensee für die Windkraft. Bis 2020 sollen 40 Off-ShoreWindparks
entstehen, 30 in der Nordsee, zehn in der Ostsee. Pünktlich zu Wahl
regelt der Minister in einem Raumordnungsplan, wo gefischt werden darf,
wo Schiffe fahren und wo die Windräder stehen dürfen. Mit den Giganten
im Meer, deren Rotorspitze sich 150 Meter über dem Wasser dreht,
"ernten wir Wind vor unseren Küsten", sagte Tiefensee. Bis 2020 soll
der Anteil der regenerativen Energien an der Stromversorgung auf 30
Prozent erhöht werden. Dass von den 40 Windparks 22 schon längst
genehmigt sind, ging bei der Freude über den "großen Durchbruch" unter.
Einziger Lichtblick: Das "Go" für die übrigen 18 soll jetzt schneller
über die Bühne gehen. 30.000 neue Arbeitsplätze in Norddeutschland
verspricht Tiefensee.


Viele Probleme im Meer - aber lösbar


"Wir stehen in den Startlöchern", sagt ein Sprecher des
Windrad-Bauers Repower in Hamburg. Doch warum stehen die genehmigten 22
Anlagen nicht längst und sorgen für Licht in unseren Hütten? Ein Grund
sind die widrigen Verhältnisse auf See. Der Bau von Mega-Windrädern bis
zu hundert Kilometern vor der Küste ist technisch eine Herausforderung.
Salzwasser und salzhaltige Luft sind aggressiv, greifen die Anlagen an
und lassen sie schnell rosten. Hinzu kommen Strömung, starker Wind und
hohe Wellen, große Meerestiefen. Probleme, die Ingenieure lösen müssen
und können.


Wirklich ausschlaggebend für die zögerliche Umsetzung der
ambitionierten Off-Shore-Pläne war bisher aber das liebe Geld. "Der Bau
eines Windparks verschlingt zwischen 500 Millionen und einer Milliarde
Euro", sagt der Nordfriese Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands
Windenergie. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, will Rendite sehen.
Und weil der Hauptinvestor einer der Energieriesen ist, darf die nicht
zu knapp ausfallen. Der Bund hat den Geldgebern jetzt den roten Teppich
ausgerollt. Er setzte zum 1. Januar 2009 die garantierten
Einspeisevergütungen für Offshore-Wind von 9,1 Cent pro Kilowattstunde
auf 15 Cent hoch. 20 Jahre ist dieser Geldfluss gesichert. Ein
Investment mit geringem Risiko. "Für Unternehmen und Finanzierer war
dies der Startschuss, endlich mit der Umsetzung der Projekte zu
beginnen", sagt Albers.


An Land werden Bauplätze knapp


Dabei wäre der Ausbau an Land nicht nur technisch einfacher, sondern
für den Steuerzahler auch billiger. Doch On-Shore werden die Plätze für
Windräder knapp. Bürger wehren sich gegen die "Verspargelung" der
Landschaft, Behörden blockieren die Ausweisung von Windpark-Flächen,
weil sie den Vogelflug oder schützenswerte "moorige Feuchtgebiete" in
Gefahr sehen (beides aktuelle Beispiel aus dem Kreis Pinneberg).
Neuerdings macht sogar die Bundeswehr Probleme. Sie sieht die nationale
Sicherheit in Gefahr, weil sich feindliche Jagdbomber hinter den
Rotorblättern von Windrädern verstecken könnten. "Derzeit ruhen
Investitionen in Höhe von rund 100 Millionen Euro, weil Genehmigungen
für Windanlagen im Kaiser-Wilhelm-Koog und im Kronprinzenkoog von den
Militärs blockiert werden", beklagt Albers. Dabei geht es um Windparks
mit einer Leistung von insgesamt 70 bis 89 Megawatt. Detlev Matthiessen
von den Grünen hält das für einen Trick der Bundeswehr. Man wolle
offenbar "über Bande spielen" und Druck machen, damit der Bundestag die
Mittel für neue digitale Radaranlagen zur Verfügung stellt.


Doch weil der Klimawandel mittelfristig dem flachen Norden genauso
gefährlich wird wie ein Luftangriff, besinnen sich die Politiker auf
ihre Verantwortung. "Wir halten Windenergie für die Leitenergie",
beteuert der Ministerpräsident im Wahlkampf. Bis zu zwei Prozent des
Landes soll als Eignungsfläche für Windparks ausgewiesen werden. Heute
sind es 0,8 Prozent. Die große Koalition wollte bislang maximal ein
Prozent zulassen. Nach Einschätzung von Albers, der von seinem Hof im
windigen Simonsberg bei Husum auch die Geschäfte mehrerer Windparks
führt, reicht das aber bei Weitem nicht aus: "Allein die von den
nordfriesischen Gemeinden angemeldeten Flächen übersteigen um das 15-
Fache den geplanten Zuwachs an Windkraft-Gebieten."


Mehr Power - um die Landschaft zu "entspargeln"


Entschärft wird das Problem durch den Ersatz bestehender Windräder
durch weniger, aber leistungsstärkere Anlagen- neudeutsch: Repowering.
"Wir sparen Fläche und entspargeln die Landschaft", erklärte Tiefensee
in der vergangenen Woche. Das erhöhe die Lebensqualität der Bürger und
die Akzeptanz für die Windenergie. Sprachs - und überreichte einen 100
Seiten starken Leitfaden.


Was Herr Tiefensee darin jedoch nicht beantwortet, ist die Frage,
wie der Strom zu den Haushalten gelangen soll. "Vor Ort fehlt nämlich
ein leistungsfähiges Netz zum Abtransport des Stroms", beklagt der
Grüne Matthiessen. Es sei ein Skandal, "dass erzeugte Energie nicht
sofort zum Verbraucher gelangen kann, weil die Energiekonzerne den
Ausbau der Netze sträflich vernachlässigt haben".


Sauer ist auch Lars Harms vom SSW: "Fahren Sie raus an die Westküste
und fragen Sie die Windmüller, wie oft sie die Mühlen abschalten
mussten, weil die Netze nichts mehr aufnehmen", rief er am Donnerstag
im Landtag dem zuständigen Wirtschaftsminister zu. Künftig werden die
Rotoren noch häufiger still stehen, weil die Leitungen verstopft sind.
"Wenn die Windparks an der Nordsee ans Netz gehen und die geplanten
Kohlekraftwerke in Brunsbüttel, wird es ganz eng", fürchtet
Matthiessen.






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