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Kiel/Helgoland

Hochsee-Windparks: Im Herbst geht's los

20. Juli 2011 | 06:49 Uhr | Von Henning Baethge

Windpark-Projekte vor Schleswig-Holstein. Foto: sh:z

Vor Jütland in Dänemark laufen sie schon seit neun Jahren - nun geht es auch vor Schleswig-Holstein los: Noch in diesem Jahr soll der Bau der ersten Offshore-Windräder vor der Westküste beginnen.

Das Energieunternehmen RWE Innogy will im November mit der Errichtung des Windparks "Nordsee Ost" anfangen, der 35 Kilometer südwestlich von Amrum und 30 Kilometer nördlich von Helgoland entstehen wird. "Alle Aufträge für den Offshore-Park sind vergeben, alle Komponenten werden schon produziert", sagte RWE-Innogy-Sprecher Konrad Böcker gegenüber dem sh:z. In der zweiten Jahreshälfte 2012 könnten sich bereits die ersten Windräder drehen; der ganze Park soll 2013 ans Netz gehen.

Die anderen großen Versorger wollen ebenfalls bald loslegen: Vattenfall möchte 2012 mit den Arbeiten für die Windfarm "Dan Tysk" vor Sylt starten, Eon 2013 mit dem Bau von "Amrumbank West". Und auch der Finanzinvestor Blackstone plant nächstes Jahr seinen Park "Meerwind Süd/Ost" vor Helgoland in Angriff zu nehmen. Insgesamt könnten in den nächsten vier bis fünf Jahren sieben Windfelder mit zusammen 550 Rotoren und einer Gesamtleistung von 2000 Megawatt vor der Westküste entstehen (siehe Karte) sowie ein kleines Testprojekt in der schleswig-holsteinischen Ostsee. Die Anlagen in der Nordsee müssen alle außerhalb des Zwölf-Seemeilen-Hoheitsgebiets errichtet werden - so hat es der Gesetzgeber beschlossen, um die Natur, die Interessen der Fischer und den Blick auf den freien Horizont zu schützen.

Kosten: rund eine Milliarde Euro

Dadurch wird der Bau der Windparks allerdings sehr teuer - so kostet etwa die Anlage "Nordsee Ost" rund eine Milliarde Euro. Die hohen Kosten sind ein Hauptgrund dafür, dass der Offshore-Ausbau in Deutschland bisher nur mühsam vorangeht und gerade mal drei Windparks Strom liefern: die vor der niedersächsischen Insel Borkum liegenden Felder "Alpha Ventus" und "Bard Offshore 1", das zum Großteil noch im Bau ist, sowie der Ostsee-Park "Baltic 1" vor der mecklenburgischen Halbinsel Zingst. Ihre derzeit installierte Leistung beträgt rund 200 Megawatt. Zum Vergleich: Die Bundesregierung will nach ihrer Energiewende bis 2020 schon 10.000 Megawatt Offshore-Leistung erreichen und bis 2035 sogar 25.000 Megawatt.

Ein weiteres Problem ist die zu kleine Zahl an verfügbaren Spezialschiffen. RWE hat daher für den Bau von "Nordsee Ost" für 100 Millionen Euro ein eigenes Schiff anfertigen lassen, das gerade in Südkorea letzte Tests durchläuft - die "Friedrich Ernestine", benannt nach einer alten RWE-Zeche. Das 100 Meter lange und 40 Meter breite Gefährt kann drei Anlagen auf einmal transportieren und in Wassertiefen bis zu 40 Metern auch bei rauer See als Arbeitsplattform dienen. Stationiert wird das Schiff in Bremerhaven, wo auch Teile der Windräder vormontiert werden. Eon hat für den Bau von "Amrumbank West" in Holland ein Spezialschiff gechartert. Es wird von Cuxhaven aus eingesetzt. Von dort will auch Blackstone den Windpark "Meerwind Süd/Ost" errichten. Vattenfall operiert beim Bau von "Dan Tysk" vom dänischen Esbjerg aus.

Ein gemeinsamer Servicestützpunkt für die drei Offshore-Felder vor Helgoland soll dagegen direkt auf der Hochsee-Insel entstehen. "Wir wollen Helgoland zum Betriebsstandort für den Windpark ,Nordsee Ost' machen", kündigt RWE-Sprecher Böcker an. Auch Eon und Blackstone planen ihre Betriebszentrale auf der zum Kreis Pinneberg gehörenden Insel einzurichten. Vom roten Felsen aus würden dann nach Fertigstellung der Windparks täglich Techniker mit Service-Schiffen Richtung Offshore-Felder auslaufen, um die Windräder zu warten und zu reparieren. "40 bis 50 Leute wird jeder Betreiber übers Jahr verteilt im Einsatz haben", schätzt Böcker - insgesamt also bis zu 150 Mann. Und das 20 Jahre lang: Dieser Zeitraum gilt als durchschnittliche Laufzeit der Windparks. (bg, shz)

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