Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum

Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Hallo @ll,

wer sich z. B. für die Geschichte der amerikanischen oder australischen Ureinwohner interessiert, dem ist bekannt, dass damals jenen die Kinder weggenommen und in vorwiegend kirchliche Internate gesteckt wurden, um diese Kinder im Sinne der Eroberer zu erziehen.

Man möchte meinen, dass heutzutage so etwas nicht mehr vorkommt. Aber auch hier scheint sich Geschichte leider wieder einmal zu wiederholen, diesmal in Indien.

Auf der Inselgruppe der Andamanen leben noch indigene Naturvölker. Bis vor Kurzem waren diese Inseln zum Beispiel für Touristen gesperrt, damit sich die Naturvölker dort ungestört entwickeln können. Einige dieser Naturvölker wurden inzwischen kontaktiert und zwar von Indien aus. Nun hat ein Abgeordneter des indischen Parlaments dazu aufgerufen, die Kinder einer erst kürzlich kontaktierten indigenen Gruppe auf den Andamanen von ihren Eltern zu trennen und in (indische) Internate zu schicken, um sie an die Lebensweise der (sog.) zivilisierten Gesellschaft anzupassen. Der Abgeordnete rechtfertigt es damit, dass dieses Naturvolk zwischen Steinzeit und Eisenzeit stehen geblieben ist.

Darüber hinaus wird auch noch eine andere Ambition des Abgeordneten offenbar - er fordert, die Einschränkungen der Erschließung des entsprechenden Reservats aufzuheben, damit die Straße, welche durch das Reservat führt, modernisiert und auch Eisenbahngleise verlegt werden können. Obwohl bereits 2002 der Oberste Gerichtshof Indiens die sofortige Stilllegung der Straße wegen dem Schutz der Naturvölker anordnete wird sie weiterhin benutzt.

Ich finde, das Ganze ist ein unglaublicher Skandal. Wieder einmal wurde aus der Geschichte nichts, aber auch gar nichts gelernt, leider.

Liebe Grüße,
Eva

Fürchte dich nicht davor, exzentrische Meinungen zu vertreten; jede heutige Meinung war einmal exzentrisch. (Bertrand Russell)
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Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern. (Spruchweisheit der Mandika, Afrika)

Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Leider kommen Vertreibungen (und Internierungen in Lagern) anscheinend wieder in Mode.

In Botswana hindern die Behörden Kalahari-Buschleute daran, ihren Angehörigen Wasser in das Central Kalahari Garne Reservat, eines der trockensten Gebiete der Erde, zu bringen.

Trotz eines Urteils des Obersten Gerichtshof von Botswana - Buschleute haben das Recht auf dem Land ihrer Vorfahren im Reservat zu leben - hat die Regierung den Bewohnern den Zugang zu einem Wasserbohrloch auf Buschleute-Land untersagt.

Dies wird als weiteres Zeichen dafür gedeutet, dass die Regierung Botswanas ihre langjährigen Bemühungen verschärft, die Buschleute von ihrem angestammten Land zu vertreiben und in Lager neu anzusiedeln.

Es wird befürchtet, dass die Regierung demnächst Lizenzen für eine Diamantmine, welche sich auf Buschleute-Land befindet, ausstellt. Den Zugang zum Wasserloch haben Buschleute vor einem Monat eingeklagt, das Urteil wird zum 21. Juli d. J. erwartet.

Denke, selbst wenn das Gericht urteilt, dass das Wasserloch den Buschleuten (wieder) ohne Einschränkungen zugänglich sein muss, wird sich hier nichts ändern, da man ja schon seitens der Regierung von Botswana das Urteil zum Buschleute-Land ignoriert. Es ist wirklich schlimm, dass schon wieder und immer häufiger so vorgegangen wird.

Liebe Grüße,
Eva

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Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Auch aus (vermeintlichen) Naturschutzgründen wird versucht Indigene von ihrem angestammten Land zu vertreiben.

Artikel dazu:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32981/1.html

Liebe Grüße,
Eva

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Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Neues zu den Buschleuten in Botswana:

http://www.extremnews.com/nachrichten/weltgeschehen/c864131fac23a7c

In dem Artikel sieht man genau um was es wirklich geht - Profit, Profit und noch mehr Profit - egal, wieviel Menschenleben das kostet! Und noch immer ist eine Mehrheit, auch bei uns, nicht bereit, endlich umzudenken! Im Gegenteil - es geht immer noch schlechter und die meisten sehen einfach zu!

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Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Vertreibungen kommen anscheinend leider wirklich wieder in Mode.

Italiens und neuerdings Frankreichs Umgang mit den Roma, Abschiebung auch von denen, welche eine franz. Staatsbürgerschaft haben und systematische Diffamierung dieser Volksgruppe sagt ja schon alles, leider.

Dem "Vertreibungsreigen" hat sich jetzt auch Israel angeschlossen. 400 Kinder ausländischer Arbeiter wurden trotz großer Proteste der (israelischen) Bevölkerung zusammen mit ihren Eltern abgeschoben. Als Grund wurde u. a. die "Identität des jüdischen Staates" genannt, welche durch nichtjüdische Einwanderer gefährdet sei".

Anscheinend haben auch Israelis nichts aus der Geschichte gelernt. Von einem Volk, welches selbst mit großem Leid aufgrund von Rassismus konfrontiert war, würde ich eigentlich etwas anderes erwarten.

Liebe Grüße,
Eva

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Eva S. · Administrator Beiträge: 6549 Ort: bei München

Hallo @ll,

direkt um Vertreibung geht es im Folgenden zwar nicht, dennoch passt es hier m. E. ganz gut rein:

Schauplatz Indien - die Dongria, ein indigenisches Urvolk im Bundesstaat Orissa gewann Ende 2010 einen Prozess gegen den britischen Bergbaukonzern Vedanta. Der Konzern versucht schon seit Jahren, eine Bauxit-Mine am bzw. im heiligen Berg der Dongria zu eröffnen. Mit den Vorarbeiten wurde bereits begonnen. Aufgrund des Prozessausgangs wurden die Bauarbeiten gestoppt. Vedanta hat jetzt das Urteil beim Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Orissa angefechtet.

Falls der Konzern seine Bauxit-Minen-Pläne doch noch durchsetzen kann, gehen Experten davon aus, dass die Kultur und mit ihr die Angehörigen der Dongria zerstört werden.

Hoffe sehr, dass der Vedanta-Konzern mit seinem Einspruch scheitert.

Liebe Grüße,
Eva

Es ist unglaublich, dass nichts von dem, was man geschichtlich für überholt hielt, wirklich verschwunden ist. Alles ist da, bereit zur Wiederauferstehung. (Jean Boudrillard - Die Illusion des Endes)