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Eva S.
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Beiträge: 6549


New PostErstellt: 19.04.04, 17:46     Betreff: Re: Das ursprüngliche Christentum

Weider Shaker "
Ergänzung: Origenes

Wie schon erwähnt, war Origenes einer der letzten "Verfechter" des ursprünglichen Christentums.

Er sah die Änderungen, die bereits im Verlauf des 2. Jh. stattfanden, wie z.B. dass an die Stelle der Geisttaufe Erwachsener, des gemeinsamen "Liebesmahls" oder der Aussöhnung zwischen Streitenden die Säuglings(zwangs)taufe, das rituelle Meßopfer oder die von Priestern abgenommene Ohrenbeichte traten, als Aushöhlung des christlichen Glaubens an. (Damit hatte er wohl recht).

Auch die Verwässerung des Glaubens, der jetzt Christus als eine Art antiken Mysteriengott hinstellte, der dem Menschen ohne eigenes Zutun alle Sünden abnehmen kann, vermittelt durch die Priester, wurde von Origenes kritisiert. Bei den Urchristen gab es einen ähnlichen Glauben wie im Buddhismus, dass eine Erlösung nur durch Karma und Wiedergeburt erfolgen kann. Jeder Mensch ist für sich selbst und seine Taten verantwortlich und wird sicher nicht erlöst, wenn er z.B. ein Mörder ist und dies in der Beichte zugibt, sondern er kann seinen "Status" nur durch Wiedergeburt "verbessern" und auch nur dann, wenn er sein Karma annimmt und es im nächsten Leben abträgt.

Origenes selbst sah die sichtbare Welt (unsere Realität) als eine Folge des Abfalls einiger ursprünglich reiner Geistwesen von Gott. Durch die Erlösertat Christi hatten alle Menschen und Seelen - ohne Ausnahme - die Möglichkeit erhalten, mit Christi Hilfe und durch ein Leben nach den göttlichen Gesetzen wieder in die reinen Welten zurückzugelangen. Dieser Rückweg kann in wiederholten Einverleibungen erfolgen.

Im Gegensatz zum Hinduismus lehrte Origenes jedoch, dass eine Wiedergeburt eines Menschen in einem Tierkörper nicht erfolgte, sondern, einfach ausgedrückt, einmal menschl. Körper immer menschl. Körper.

In der Zeit zunehmender Christenverfolgung allerdings konnte sich die wieder erweckte Lehre des Geist- und Tatchristentums nur vereinzelt gegen die Übermacht der Verflachungskräfte durchsetzen. Auf die Frage, wie sich die Gottheit des Sohnes mit der Einheit Gottes vereinbaren ließ, lehnte sich Origenes an einige Kirchenschriftsteller des ausgehenden 2. und 3. Jahrhunderts an:

"Der göttliche Logos ist die höchste Vernunft, die teils als bloße unpersönliche, im göttlichen Wesen beschossene Eigenschaft betrachtet wird, teils aber auch und vorzugsweise als durch das göttliche Sprechen aus dem Schoße der Gottheit heraustretend und sofort in persönlicher Verschiedenheit von Gott für sich bestehend erscheint. Er ist die vollendetste Offenbarung Gottes, der Inbegriff aller göttlichen Kräfte und Kundgebungen, Vermittler zwischen Gott und Welt, Abbild des Vaters, Sohn Gottes, der zweite Gott (!), Erzengel, Weisheit."

Wie schon erwähnt, wurde Origenes schließlich als Ketzer verurteilt und seine Schriften verboten. Der Gote Wulfilas (313-383) sorgte nach ca. 130 Jahren nach dem Tod von Origenes für einen neuen Aufschwung von dessen Lehre. Es entstand so etwas wie eine gotische Volkskirche, die allerdings nicht direkt als "Urchristenkirche" bezeichnet werden kann, da z. B. Pazifismus nicht gerade zu den Stärken der Goten gehörte. Die gotisch-arianische Kirche kannte auch Priester und Bischöfe, obwohl Jesus solche nicht eigesetzt hat, diese mussten jedoch arbeiten und waren verheiratet. Es gab keinen Papst, keinen Kirchenzehnt, keine Heiligen- oder Reliquienverehrung, keine Ohrenbeichte, keine Kindertaufe und kein rituelles Abendmahl, sondern ein "Brudermahl" nach urchristlichem Vorbild.

Die Goten machten in den von ihnen beherrschten Gebieten auch keine Missionierungsversuche. "Religion kann man nicht anbefehlen" lautete z.B. einer der Grundsätze des Ostgotenkönigs Theoderich. Die meisten der damals um das Mittelmeer angesiedelten Germanenstämme nahmen den arianischen Glauben an. (Arianus war ebenfalls ein Kirchenlehrer und kann als Origenes Nachfolger angesehen werden.) Erst durch die Unterwerfung der meisten germanischen Stämme und dem endgültigen Sieg der römischen Kirche im 7./8. Jh. über die "Häretiker" geriet Origenes Lehre in Vergessenheit. Kaiser Justinian ließ 543 die Lehren des Origenes verdammen, nicht zuletzt, um die Religion seiner Kriegsgegner, der Ostgoten, in Verruf zu bringen.

Allerdings gingen die Lehren Origenes nicht gänzlich verloren. Zuerst übernahmen die Katharer, die ja dann auch von der Kirche ausgelöscht wurden, einen Großteil der Lehren und in der Reformationszeit tauchten in Ungarn und Polen wieder Glaubensgruppen auf, die ebenfalls die Lehren Origenes vertraten. Teile dieser Lehre sind bis heute erhalten geblieben und so manche Glaubensgemeinschaft lebt wieder den Glauben des Urchristentums.

Liebe Grüsse,
Eva

...we will stay by your side, let our voices be there to guide you... aus "Crimson Thunder"
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