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Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht

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Eva S.
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New PostErstellt: 07.10.14, 02:28  Betreff: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hallo @ll,

die meisten werden sich noch an die #Aufschrei-Debatte erinnern - es ging um Sexismus (insbesondere gegen Frauen). Erinnern wird man sich sicher auch daran, wie diese Twitter-Aktion sprichwörtlich in der Luft zerrissen wurde. Um die 80.000 "Stimmen" haben sich bei # Aufschrei beteiligt und haben gezeigt wie sehr Sexismus (vor allem gegen Frauen und Homosexuelle) wieder gesellschaftsfähig ist bzw. tief in ihr verankert ist. Auch die Geschlechter-Stereotype sind tief in unserer Gesellschaft verankert und wurden in den letzten Jahren wegen dem unsäglichen Gender-Marketing noch gefestigt.

Besonders erschreckend war, wie boshaft über # Aufschrei gelästert wurde und immer noch wird. Selbst der deutsche Bundespräsident J. Gauck hatte nichts besseres zu tun, als von einem "Tugend-Furor" zu schwafeln und damit beizutragen, dass eine notwendige Debatte über dieses Thema mal wieder - wie alle unbequemen Debatten im Lande - abgewürgt wurde.

Wie einigen von euch bekannt, gehöre ich mit über 40 schon zur etwas älteren Generation. Erwähnte auch schon, dass ich selber unter diesem, verharmlosend ausgedrückt, traditionellen Geschlechter-Rollenbild, zu leiden hatte. Aber wenn ich mir heutzutage ansehen muß, wie hart erkämpfte Frauenrechte still und heimlich rückwärts abgewickelt werden, wie mit enormer Gehässigkeit gegen alles, was für Frauen bezüglich Geschlechtergerechtigkeit relevant ist, gehetzt und so getan wird, als hätten wir ein regelrechtes Gleichberechtigungs-Paradies, dann muss ich sagen, da hatte ich es damals ja noch richtig gut. Zur damaligen Zeit wurden Frauen nämlich noch ganz offen diskriminiert und da wusste man (frau) wenigstens wogegen angekämpft werden musste.

Und heute? Heute haben wir weitgehend eine Pseudo-Gleichberechtigung, wird wieder munter biologisches und soziales Geschlecht vermischt bzw. Geschlechter-Stereotype in den Medien zementiert, Sexismus gegen Frauen (Homosexuelle, Transgender) und sogar Vergewaltigung wieder verharmlost, die tatsächlichen Missstände (nicht nur bei der Gleichberechtigung der Geschlechter) ignoriert oder gleich negiert, sich für Prostitution (die überwältigende Mehrheit der Prostituierten ist weiblich, die der Freier männlich) aber gegen eine Frauenquote in beruflichen Führungspositionen (dringend notwendig, um endlich die sog. "gläserne Decke" zu durchbrechen) ausgesprochen und jegliche notwendigen Debatten darüber gleich abgewürgt, schön geredet oder ins Gegenteil verdreht.

Dazu kommt noch die Werbebranche wo leicht bekleidete Frauen quasi als Deko-Gegenstand für z. B. Baumarkt-Produkte abgebildet (gute Beispiele findet ihr u. a. auf der Webseite "Pinkstinks" - http://www.pinkstinks.de ) und damit endgültig zum Objekt degradiert werden.

Darüber hinaus wird heutzutage "Feministin sein" fast schon mit der "Hexe" im Mittelalter gleichgesetzt. Genau darum sind Bücher, wie das von Anne Wizorek, so wichtig. Frau Wizorek bringt hier die Missstände in punkto wirklich gelebter Gleichberechtigung und Sexismus gut auf den Punkt, wenn auch die direkte und stellenweise flapsige Sprache etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ein sehr empfehlenswertes Buch finde ich.

Anne Wizorek:
Weil ein # Aufschrei nicht reicht
Für einen Feminismus von Heute

Fischer-Verlag ISBN 978-3-596-03066-8


Liebe Grüße,
Eva

Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren. (Albert Einstein)

Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf. (Johann Wolfgang v. Goethe)
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Drivethesee
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New PostErstellt: 30.10.14, 21:26  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

"Dazu kommt noch die Werbebranche wo leicht bekleidete Frauen quasi als Deko-Gegenstand für z. B. Baumarkt-Produkte abgebildet (gute Beispiele findet ihr u. a. auf der Webseite "Pinkstinks" - http://www.pinkstinks.de ) und damit endgültig zum Objekt degradiert werden."

Nur um diesen einen Aspekt deines Beitrages voran kurz zu beleuchten:
man spricht dabei vom sogenannten sexuellen Schlüssel-Reiz, der das eigentliche Produkt, welches überhaupt nichts mit Sex oder Frauen zu tun hat, mit positiven Reizen kombinieren soll, um den Kauf-Effekt anzuregen.

---

Ansonsten sehe ich das nicht ganz so wie du, da viele Frauen ihren Körper und sich selbst bewußt als Sex-Objekt darstellen: kurzer Rock, hautenge Leggins, Push-up BH, tiefer Ausschnitt mit eng anliegendem Shirt ... was ist das anderes, als von Frauen gewollte sexuelle Provokation von Männern ? Wenn ich mich als Frau so anziehe, ist das eine von mir als Frau gewünschte und bewußte "Anmache" von Männern - also w o l l e n das viele dieser Frauen, denn es zwingt sie niemand dazu, sich so anzuziehen, bitteschön.

Nichts gegen Fußball oder die Bundesliga: man schaue sich mal die Body`s und Gesichter dieser Schönheiten von Spielerfrauen etwas genauer an und wird im allgemeinen Umgang mit deren Lebensgefährten, Männern (hier Fussballer) häufiger feststellen können: diese Damen suchen sich über die vermeintliche Schönheit und Sexualität den passenden finanziell potenten Herren, alias Fussballstar, um selbst auch ein recht angenehmes Leben in finanzieller Sicherheit und Shopping-Möglichkeiten ohne finanzielles Limit leben zu können (!)

Welcher Promi, Leinwandstar, Fussballer, Musiker usw. hat `ne "hässliche" Durchschnittsfrau an seiner Seite - die absolute Ausnahme ! 'Ganz im Gegenteil: meistens aufgedonnerte und aufgetakelte Damen, zusätzlich zu deren natürlicher Schönheit und Appeal.

Es liegt also nicht nur an der Männerwelt, sondern auch an vielen Vertreterinnen der Damenwelt, die über ihre natürliche Schönheit und Sexualitätsappeal sich indirekt an den bestbietenden Herren (z.B. Fussballstar) "verkaufen". Bei evtl. Heirat ist es dann das Scheidungsgeld, welches im Millionenbereich der mögliche "Lohn" dieser Damen darstellt.

Wie bei Männern, gibt es also auch bei Frauen solche und solche - bitte nicht vergessen ! Dankeschön.

Es sei noch ausdrücklich gesagt: ich persönlich hab ausdrücklich nix gegen Frauen, die ihren natürlichen Super-Body oder ihren natürlichen, enormen Sexappeal -abseits vom Strassenstrichthema natürlich- an ihren finanziell potenten Lebenspartner, alias Star sowieso, "vermieten" oder aber diesen Body oder Appeal in superengen Klamotten freiwillig auf offener Straße präsentieren, nur damit ihnen die Männerwelt hinterherschaut und sie "begehrt", was eben dieser Frauenkreis damit genau auch bezwecken will. Und davon gibt es z.B. Aber-Millionen von Frauen in Deutschland, die sich genau so verhalten, und nicht anders !

Was könnte wohl dran sein an meinen Darstellungen hier ? Sicher viel richtiges sich im deutschen Alltag bestätigendes, ohne Selbstlob natürlich.

Drivethesee



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Drivethesee
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New PostErstellt: 30.10.14, 21:45  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Nachtrag:

Frau und Mann klicke sich bei Interesse durch die Galerie Seite 1-80 in folgendem link:

http://www.msn.com/de-de/sport/fussball/achtung-richtig-hei%c3%9f/ss-AA1ysZJ#image=1

Drivethesee



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Eva S.
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New PostErstellt: 31.10.14, 01:45  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Hallo Drivethesee und @ll,

    Zitat: Drivethesee
    Nur um diesen einen Aspekt deines Beitrages voran kurz zu beleuchten:
    man spricht dabei vom sogenannten sexuellen Schlüssel-Reiz, der das eigentliche Produkt, welches überhaupt nichts mit Sex oder Frauen zu tun hat, mit positiven Reizen kombinieren soll, um den Kauf-Effekt anzuregen.
Man könnte auch sagen "Sex sells", macht das Ganze aber nicht besser und gehört m. E. einfach abgeschafft. Produkte, die so verkauft werden, boykottiere ich wenn möglich. Zum Beispiel wirbt bei uns ein Pizzaservice mit leichtbekleideten Frauen und (blöden) sexistischen Sprüchen - dieser Prospekt landet dann bei mir sofort im Altpapier. Schade ist es mir da nur um die Papierverschwendung.

    Zitat: Drivethesee
    Ansonsten sehe ich das nicht ganz so wie du, da viele Frauen ihren Körper und sich selbst bewußt als Sex-Objekt darstellen: kurzer Rock, hautenge Leggins, Push-up BH, tiefer Ausschnitt mit eng anliegendem Shirt ... was ist das anderes, als von Frauen gewollte sexuelle Provokation von Männern ? Wenn ich mich als Frau so anziehe, ist das eine von mir als Frau gewünschte und bewußte "Anmache" von Männern - also w o l l e n das viele dieser Frauen, denn es zwingt sie niemand dazu, sich so anzuziehen, bitteschön.
Also viele Männer scheinen ja regelrecht - jetzt absichtlich überspitzt ausgedrückt - verliebt in einen Männer-Stereotyp zu sein, der grundsätzlich rein triebgesteuert durch die Gegend rennt und sich auf jede Frau stürzt, die nicht gerade mit 'ner Burka 'rumrennt.

Im Ernst - was soll dieses ständige Verwechseln von Anmache und Mode?

Abgesehen von pubertären Mädchen, die sich in der Tat oft ausprobieren wollen bzw. ihre Wirkung auf Männer testen wollen, kleidet sich die erwachsene Frau oft nur einfach ihrer selbst willen modisch. Sie fühlen sich einfach wohl darin. Darüber hinaus ist es längst erwiesen, z. B. bei Vergewaltigung, dass es vollkommen schnuppe ist, ob das betreffende (weibliche) Opfer im Minirock, in Jeans oder mit Burka unterwegs war. Darüber hinaus rechtfertig auch (vermeintlich) sexy Kleidung keinerlei Übergriffe - das sollte wohl klar sein!!! Außerdem geht es weder bei Sexismus gegen Frauen noch bei Vergewaltigung um Sex sondern schlicht um Machtdemonstration. Auch Männer werden vergewaltigt, im Gefängnis zum Beispiel, und das ebenfalls nicht, weil die Vergewaltiger schwul sind sondern aus reiner Machtdemonstration.

Die Behauptung, Frau hätte sich nur anständiger anziehen sollen ist somit als reine Täter-Opfer-Umkehr zu werten.

Was nun die Spielerfrauen betrifft - deren Männer suchen sich doch auch nur diejenigen aus, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen! Außerdem ist es doch immer noch so, dass reiche Männer, wie Profifußballer, mehrheitlich gar nicht wollen, dass ihre Frauen selbst Geld mit Erwerbsarbeit oder gar in Führungspositionen verdienen, das würde ja Machtverlust (über die Frauen) und natürlich - gemäß dem überkommenen Geschlechterstereotyp - Prestigeverlust bedeuten.

Was nun in diesen Kreisen evtl. Ehe-Scheidung und damit verbundene Zahlungen in Millionenhöhe betrifft - das wird auch von den betreffenden Männern mit einkalkuliert und wer das vermeiden will, kann schließlich auch einen entsprechenden Ehevertrag machen. Und was das vermeintlich sexy in Szene setzen von Promi-Frauen und prominenten (jungen und jüngeren) Frauen betrifft - das gehört voll und ganz zum vorherrschenden, gesellschaftlichen Lifestyle, der von wirklich sexueller Freiheit der Frau nichts wissen, sie aber als allzeit verfügbares (Sex-) Objekt sehen will. Begünstigt wird das Ganze durch mediales Dauerfeuer, bei dem schon kleine Mädchen lernen, dass sie sich vorrangig um ihr Aussehen zu kümmern haben.

Am Sexismus gegen Frauen ändert sich nichts, ständig wird biologisches und soziales Geschlecht vermischt, was durch Gendermarketing noch verstärkt wird. Frauen werden wieder - ja, wir waren schon einmal weiter in den späten 1980er und 1990er Jahren - immer häufiger als reines (Sex-) Objekt und nicht als selbstbestimmtes Subjekt gesehen und nichts ändert sich am Leugnen, Relativieren, Ignorieren der betreffenden Missstände, an der Opfer-Täter-Umkehr bei Vergewaltigungen etc.

Wie schlimm das (wieder) geworden ist, erkennt man u. a. auch daran, dass z. B. die Video-Game-Kritikerin Anita Sarkeesian beschimpft wurde und sogar Morddrohungen erhielt, weil sie es gewagt hat, die weiblichen Stereotype in Video-Games zu kritisieren; oder der Fall einer Polizisten, die auf Facebook gestalkt wurde und vom Stalker u. a. ein Foto eines Penis zugesandt bekam. Als die Frau den Namen des Stalkers veröffentlichte brach ein regelrechter Shitstorm los - nicht über den Stalker, sondern über die Polizistin. Solch traurigen Beispiele gibt es inzwischen massenhaft - hier läuft in der Gesellschaft etwas gewaltig schief!

Zum Abschluss noch ein Einblick in die sexistische Werbewelt - die Frauenrechtsorganisation Terre de Femmé vergibt dieses Jahr erstmalig den Negativpreis "Zorniger Kaktus" für sexistische Werbung. Die eingereichten Vorschläge kann man sich hier ansehen:

http://www.frauenrechte.de/online/index.php/themen-und-aktionen/frauenfeindliche-werbung/negativ-preis-der-zornige-kaktus/vorschlaege-negativ-preis?showall=1&limitstart=

Als ich mir das angesehen habe, dachte ich nur noch - es reicht! und das denke ich immer noch.

Liebe Grüße,
Eva

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[editiert: 31.10.14, 01:57 von Eva S.]
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Drivethesee
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New PostErstellt: 31.10.14, 22:55  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Ich glaube, deine Argumentation hält hier inhaltlich meiner nicht Stand, weshalb ich Interessierte nur bitten kann, ggfl. mein vorangegangenes Posting nochmals zu rekapitulieren oder nachzulesen.

Also: deine Meinung ist o.k., trifft jedoch m.E. bei weitem nicht die tatsächliche inhaltliche Problematik, die ich vorangegangen dargestellt habe.

Ich denke, man muß dabei schon mehr in die Tiefe gehen, um den Sachverhalt klären zu können.

Meinerseits kann ich noch anfügen: Gott sei Dank sind die Zeiten in Deutschland vorbei, wo Frauen den Männern `untertan` waren und wir haben in Deutschland in vielen Bereichen eine gelebte Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, und genau so sollte es auch bleiben. Die ist allerdings in vielen Bereichen noch Nachbesserungsbedürftig, wie z.B. bei Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft und z.B. bei gleicher Bezahlung für gleiche Art der Arbeit - hier hapert es teilweise noch sehr in unserer Gesellschaft.

Schließlich ist aber z.B. eine Frau Merkel lange genug auf dem Stuhl einer Bundeskanzlerin sitzend um auch dadurch klar demonstrieren zu können: auch mit einer Frau als Bundeskanzlerin hat heute Gott sei Dank niemand mehr ein öffentliches "Problem" - soviel ist wohl Tatsache und zeigt an höchster politischer Stelle bereits die gelebte gesellschaftliche Gleichberechtigung von Mann und Frau !

M.E. sollte sich heutzutage grundsätzlich keine Frau von einem Mann finanziell oder anderweitig abhängig machen - umgekehrt selbstverständlich auch nicht, denn damit beginnt stets die sogenannte Ungleichberechtigung für beide Geschlechter.

Drivethesee



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Eva S.
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New PostErstellt: 04.11.14, 02:35  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Hallo Drivethesee und @ll,

    Zitat: Drivethesee
    Ich glaube, deine Argumentation hält hier inhaltlich meiner nicht Stand,
Das sehe ich anders. Meiner Ansicht nach bist Du dem eigentlichen Thema einfach ausgewichen.

Niemand bezweifelt, dass auch Frauen, da seit Jahrhunderten zum reinen Objekt degradiert, sich selbst deshalb als Objekt sehen und sich entsprechend in Szene setzen. Das ändert aber rein gar nichts am Sexismus gegen Frauen, am Betrachten selbiger als (Sex-) Objekt und nicht als selbstbestimmtes Subjekt, nichts an wieder viel zu laschen Vergewaltigungsgesetzen usw. usf.

Allein schon, dass zum Beispiel die Videospielkritikerin Anita Sarkeesian wegen ihrer Kritik Morddrohungen erhält, weswegen sie sogar ihre Wohnung verlassen und einen Vortrag absagen musste und dieses Verhalten ihr gegenüber in unzähligen Onlineforen mehr oder weniger - eher mehr - gutgeheißen wurde, spricht Bände; ebenso der in meinem Vorbeitrag erwähnte Fall der Polizistin.

Jetzt kommt ein weiterer, gleich gearteter Fall hinzu - die Schauspielerin Shoshana Roberts hat ein Experiment gemacht und filmen lassen - 10 Stunden durch New York in ganz normaler Kleidung - schwarzes T-Shirt und schwarze Hose. Auf diesem Weg wurde sie X-mal von Männern angequatscht, ihr nachgepfiffen und blöd angemacht und das, obwohl sie ganz deutlich gezeigt hat, dass sie null Interesse an diesen Männern hat. Nachdem das Video erschienen ist, bekommt auch sie Morddrohungen. Näheres dazu unter: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-10/shoshana-roberts-10-hours-walking-new-york

Und als ob das nicht genügt, wurde in den über 1400 Kommentaren zu dem Artikel überwiegend ebenfalls auf die Schauspielerin geschimpft und das Sexismus-Problem schlicht geleugnet oder ignoriert. Darüber hinaus gab es natürlich mal wieder Kommentare, Frau Roberts hätte eben nicht so hautenge Kleidung tragen sollen. Und sowas ist gelebte Gleichberechtigung???

Hätten wir gelebte Gleichberechtigung der Frau, würde all das von mir Angeführte ganz anders ablaufen:

  • Bei um die 80.000 Stimmen von #Aufschrei hätte man(n) sich nicht über diesen lustig gemacht sondern hätte darüber nachgedacht, wie solche Missstände - hier Sexismus gegen Frauen - beseitigt werden und Männer zu einem respektvolleren Umgang mit Frauen angehalten werden können.

  • Bei der Videospielkritik würde nicht Frau Sarkeesian angegriffen sondern z. B. darüber diskutiert, ob man Videospiele nicht etwas geschlechter-stereotypfreier gestalten könnte und damit auch mehr Frauen anspricht.

  • Bei der Polizistin wäre der Shitstorm nicht über sie sondern über den Stalker hereingebrochen.

  • Bei Frau Roberts hätte man(n) das unmögliche Benehmen der betreffenden Männer kritisiert und darüber hinaus auch absolute Bewegungsfreiheit ohne blöde Sprüche und plumpe Anmache für alle Frauen gefordert.

Das passiert aber nicht - ganz im Gegenteil, der Frau wird die Schuld zugeschoben - sei es, dass sie angeblich zu sexy angezogen war oder sich dann doch bitteschön nicht in solchen Stadtvierteln aufhalten sollte. Am unmöglichsten fand ich einen Kommentar unter dem Artikel - Nummer habe ich nicht parat, war aber schon etwas weiter hinten - dass Frau Roberts wohl Körbchengröße (also BH-Größe) DD hat und da ja jeder weiß, dass Männer - so wurde es dort ausgedrückt - auf (weibliche) Brüste triggern, hätte sie eben kein so enges T-Shirt anziehen sollen.

Dazu kann ich nur sagen - geht's noch???!!! Frauen sollen also mit Burka 'rumrennen, weil Männer vermeintlich so triebgesteuert sind, dass sie gleich alle Frauen, die eben keine Burka tragen, anspringen und vergewaltigen??

Was mich aber noch mehr wundert, solche Kommentatoren nehmen für sich in Anspruch, für ALLE Männer zu sprechen und bekommen von ihren Geschlechtsgenossen dennoch keinerlei oder nur sehr selten Widerspruch zu hören. Sicher ist nur eine verschwindende Minderheit der Männer so triebgesteuert, aber wenn es gegen Frauen geht, dann zieht man(n) sich anscheinend gerne dieses sprichwörtliche Mäntelchen - also "rein triebgesteuert" - an oder wie ist sonst dieser mangelnde Widerspruch zu erklären?

    Zitat: Drivethesee
    Ich denke, man muß dabei schon mehr in die Tiefe gehen, um den Sachverhalt klären zu können.
Hier stimme ich Dir voll und ganz zu.

    Zitat: Drivethesee
    Schließlich ist aber z.B. eine Frau Merkel lange genug auf dem Stuhl einer Bundeskanzlerin sitzend um auch dadurch klar demonstrieren zu können: auch mit einer Frau als Bundeskanzlerin hat heute Gott sei Dank niemand mehr ein öffentliches "Problem" - soviel ist wohl Tatsache und zeigt an höchster politischer Stelle bereits die gelebte gesellschaftliche Gleichberechtigung von Mann und Frau !
Hier muss ich Dir entschieden widersprechen - auch Pakistan hatte bereits einmal eine Regierungschefin - Benazir Bhutto. Deshalb würde aber wohl niemand davon sprechen, dass es in Pakistan gelebte Geschlechtergleichberechtigung gibt. Erinnern wir uns - die bislang jüngste Friedensnobelpreisträgerin in der Geschichte des selbigen - Malala - stammt ebenfalls aus Pakistan und wurde von den Taliban in den Kopf geschossen, weil sie sich für Bildung auch für Mädchen eingesetzt hat. Wie durch ein Wunder hat sie diesen Anschlag überlebt und setzt sich mutig weiter für Bildung für Mädchen ein.

Darüber hinaus wird Frau Merkel ziemlich respektlos "Mutti" genannt, bei Helmut Kohl oder Gerhard Schröder hätte wohl kaum jemand gewagt, diese "Vati" oder "Papi" zu nennen. Gerne wird sie auch "das Merkel" genannt, während von "das Kohl" oder "das Schröder" nie die Rede war. All das sind ganz alltägliche Respektlosigkeiten und Sexismus gegenüber Frauen und nichts anderes!!!

Fazit: Auch in Deutschland (und den "westlichen" Ländern) existiert keine gelebte Gleichberechtigung der Frau!

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Drivethesee
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New PostErstellt: 06.11.14, 19:31  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

"alltägliche Respektlosigkeiten und Sexismus gegenüber Frauen" sollte m.E. unter Strafe gestellt werden, wie andere Formen von struktureller Gewalt auch. Da ist also noch großer Nachholbedarf. So meine Meinung.

Wenn, Voraussetzung: dieser alltägliche Respektlosigkeit oder Sexismus von der jeweiligen Einzel-Frau nicht gewünscht wird ! Da gibt es nach meiner Erfahrung "Solche und Solche" unter den Frauen. Dies hatte ich bereits vorangegangen etwas ausgeführt in meinen Beiträgen und auch in der Bildergalerie versucht, deutlich zu zeigen.

Aber: leider gibt es auch unter den Männern "Solche und Solche" und die von der perverseren Art sind grundsätzlich jene, die Frauen prinzipiell als etwas Minderwertigeres als wie das männliche Pendant ansehen und behandeln, was eh nur für`s Bett tauglich ist... oder so ähnlich.

Also: Ursache des Problems ist:
1) Sexismus und Geschlechter-Respektlosigkeit gegenüber Frauen ist nicht unter Strafe gestellt und
2): bei beiden Geschlechtern gibt es "Solche und Solche" s.o., die mit ihrem Verhalten jeweils dem eigenen Geschlecht im Ansehen und Bewertung massiv "schaden".

PS: modische Kleidung ist nicht mit "Anmach-Klamotte" für Frau zu verwechseln; mit Burka o.ä. hat das rein gar nichts zu tun, denn wenn Frau gezielt solches anzieht mit der eigenen Absicht (!) das männliche Gegenüber damit "anzumachen", ist das gewollte sexuelle Provokation von Frau in Richtung Mann! Und das gibt's ja wohl zu Genüge auch in deutschen Landen und woanders. Dann wird man sich übrigens als Frau auch nicht über sexuelle Provokation wundern oder ärgern.

Der Stil des Anziehens macht das eigentlich klar und "nur" eine enge Jeans mit "abgemaltem" Po und eng anliegendem Shirt im Busenbereich darf auf keinen Fall!! solche Provokationen sexueller Art hervorrufen, wie im Video gezeigt !"

Anders sieht das allerdings aus bei hauchdünnen und engen Leggins, wo bereits die äußeren Schamlippen "abgemalt" werden oder Oberkörperbekleidung, wo sich bereits das Ausmaß der Brustwarzengröße deutlich nach außen "durchscheint" oder Busenblitzer-Modeteilen oder Super-Kurz-Mini-Rock o.ä. - Sowas ist dann wohl, bei Verwendung durch Frau, gezielte Anmache sexueller Art in Richtung Mann und dann muß ich als Frau z.B. auch mit blöden Anmach-Sprüchen von Mann rechnen, oder besser mit einer gehobenrn Sprachwahl des Mannes.

Drivethesee



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Eva S.
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New PostErstellt: 07.11.14, 01:55  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Hallo Drivethesee und all,

    Zitat: Drivethesee
    "alltägliche Respektlosigkeiten und Sexismus gegenüber Frauen" sollte m.E. unter Strafe gestellt werden, wie andere Formen von struktureller Gewalt auch.
Denke, das würde nicht viel nützen, zumal es, wenn auch anders geartete, alltägliche Respektlosigkeiten gegenüber nicht weißhäutigen Menschen, Homosexuellen (m + w), Transgender oder Migranten gibt. Da käme man aus dem Strafen nicht mehr heraus.

Meiner Ansicht nach muss sich die Gesellschaft endlich reformieren. Zum Beispiel, warum sagt man zu Mädchen und Frauen immer noch "lass dich nicht vergewaltigen" aber nicht zu Jungen und Männern "vergewaltige nicht" (vereinfacht ausgedrückt)? Die Respektlosigkeit gegenüber Frauen ist ja nicht vom sprichwörtlichen Himmel gefallen und auch kein Naturgesetz - es ist angelerntes Verhalten und es ist leider keine Minderheit, welche Frauen für minderwertiger als Männer hält, sondern die Mehrheit, wobei wir hier nicht ausschließlich von Männern sprechen. Auch viele Frauen sehen sich selber leider als minderwertiger als Männer an. Und so ist diese Respektlosigkeit gegenüber Frauen praktisch schon in der Kindererziehung mit inbegriffen. Dazu kommt noch das geschlechterstereotype mediale Dauerfeuer. Noch nie war es so leicht in der bekannten Menschheitsgeschichte, andere bzw. Massen zu manipulieren, Fernseher und vor allem Internet machen es möglich. Es müsste also schon bei der Erziehung von Kindern und bei den Medien angesetzt werden, will man hier etwas ändern.


    Zitat: Drivethesee
    Also: Ursache des Problems ist:

    1) Sexismus und Geschlechter-Respektlosigkeit gegenüber Frauen ist nicht unter Strafe gestellt und
    2): bei beiden Geschlechtern gibt es "Solche und Solche" s.o., die mit ihrem Verhalten jeweils dem eigenen Geschlecht im Ansehen und Bewertung massiv "schaden".
Zu Punkt 1 habe ich mich vor schon geäußert, zu Punkt 2 meine volle Zustimmung.

    Zitat: Drivethesee
    PS: modische Kleidung ist nicht mit "Anmach-Klamotte" für Frau zu verwechseln; mit Burka o.ä. hat das rein gar nichts zu tun, denn wenn Frau gezielt solches anzieht mit der eigenen Absicht (!) das männliche Gegenüber damit "anzumachen", ist das gewollte sexuelle Provokation von Frau in Richtung Mann! Und das gibt's ja wohl zu Genüge auch in deutschen Landen und woanders. Dann wird man sich übrigens als Frau auch nicht über sexuelle Provokation wundern oder ärgern.
Hierzu ein klares Jein von meiner Seite. Auch provokative(re) Kleidung einer Frau rechtfertig weder verbale noch physische Übergriffe. Zumal, wie in einem meiner Vorbeiträge bereits erwähnt, die plumpe Anmacherei in der Regel nichts mit Sex aber sehr viel mit Macht zu tun hat. Das mit der Kleidung gehört nicht ohne Grund zu den sogenannten "Vergewaltigungsmythen". Auch wenn die Frau (vermeintlich) sexy angezogen ist, sollte man(n) sich dumme Anmachsprüche sparen und sich um normale Konversation bemühen. Auch eine (vermeintlich) sexy gekleidete Frau möchte normalerweise nicht dumm von der Seite angequatscht und/ oder begrapscht oder Schlimmeres werden.

Liebe Grüße,
Eva

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Drivethesee
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New PostErstellt: 07.11.14, 10:08  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Bis auf das "vermeintlich (sexy)", was es m.M.n. eigentlich nicht gibt, denn entweder ist Kleidung bei Frau oder auch Mann genauso, sexy oder nicht sexy-betont, haben wir ja weitgehende Übereinstimmung gefunden - schön.

D.h. bei sexy-Kleidung werde ich als Mann oder Frau, ganz egal welches Geschlecht, immer mit einer Art von "Anmache" des anderen Geschlechtes rechnen müssen. Ob diese dann blöd, plump oder gar beim Grabschen endet, ist leider stets möglich - natürlich eigentlich immer unangebracht.

Ich bin mal als Mann, normal bekleidet, in einem Baumarkt von einer attraktiven Frau mittleren Alters ohne Vorgespräch oder "Vorwarnung/Andeutung" im Pobereich wissentlich und willentlich von hinten von dieser "begrabscht" worden und habe das als äußerst unangenehm empfunden, da es sich um eine m.M.n. gezielte, jedoch total plumpe Anmache handelte. Als ich mich dann abrupt umwendete, lächelte mich diese bewusst und zielstrebig an - ihre Absichten waren also ganz eindeutig und ich bin -bei solch einer Handlungsweise- selbstverständlich n i c h t darauf eingegangen.

In ähnlicher und/oder abgewandelter Form geht das Frauen sicher sehr ähnlich.

Also auch Männer können von Sexismus aus Richtung Frau betroffen sein; umgekehrt wird das jedoch wahrscheinlich leider viel häufiger der Fall sein, wie z.B. das Video vorangegangen zeigt.

Drivethesee



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Eva S.
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New PostErstellt: 08.11.14, 01:17  Betreff: Re: Buchtipp: Anne Wizorek - Weil ein # Aufschrei nicht reicht  drucken  weiterempfehlen

Hallo Drivethesee,

"vermeintlich sexy" wurde von mir ganz bewusst gewählt, da auch hierbei die Ansichten, was nun "sexy Kleidung" ist durchaus auch unterschiedlich sind.

Das Benehmen von der Frau im Baumarkt finde ich unmöglich, aber, wie Du ja bereits anmerktest, gibt es auch Frauen, welche Männer sexuell belästigen. Laut Umfragen ist es anscheinend aber tatsächlich so, dass sexuelle Belästigung von Frauen durch Männer häufiger vorkommt als umgekehrt. Dabei will ich aber nicht ausschließen, dass Männer über so etwas vielleicht lieber schweigen, was dann wieder dem gesellschaftlichen Geschlechterstereotyp geschuldet ist.

Liebe Grüße,
Eva

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